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Wansleben Wansleben: Zukunft des «Hutberg»-Wirts nach Brand ungewiss

Von Daniela Kanz 09.08.2012, 18:21

Wansleben/MZ. - "Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Dafür ist es noch zu früh", sagte Nico Heidenreich einen Tag nach dem Großbrand in seiner Gaststätte "Zum Hutberg" in Wansleben. Er kann die bangen Minuten bis zum Eintreffen der Feuerwehr nicht vergessen. "Als wir den Notruf wählten, landeten wir in einer Warteschleife", so der 42-Jährige. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, bis die Feuerwehr endlich ausrückte. Vielleicht wäre alles nicht so schlimm gekommen, wenn die Leitstelle sofort gehört hätte, fragt er sich nun.

Dass es ein technisches Problem bei der Zuordnung der Notrufe im Raum Wansleben gibt, bestätigte Landkreis-Sprecherin Babett Mitschka. Anrufe aus diesem Randgebiet zu Halle würden durch die Zuordnung der Telekom zunächst in der halleschen Leitstelle landen und dann so schnell wie möglich zur Leitstelle in Sangerhausen weitergeleitet. "Da kann es zu einem Zeitverlust von ein bis zwei Minuten kommen", sagte sie. Einen Einfluss auf die Zuordnung der Anrufe habe man leider nicht. Eine Erklärung, dass der Notruf außerdem in einer Warteschleife eingegangen ist, gibt es aus Sicht der Leitstelle in Halle. Wenn es zu viele Anrufe auf einmal gebe, könne das vorkommen, hieß es.

Geschäftsmann Heidenreich will darüber jetzt nicht weiter nachdenken. Er erwartet Freitag einen Gutachter, der das stark beschädigte Gaststätten-Gebäude in Augenschein nimmt, in dem Heidenreich auch mit Lebensgefährtin und Kind gelebt hatte. Vom Urteil des Fachmannes hängt ab, wie es um die Zukunft des Lokals bestellt ist.

Der Geschäftsmann, der sich vor 22 Jahren mit der Eröffnung der Gaststätte einen Traum erfüllt hatte und auch noch eine Baufirma betreibt, hat mit dem Feuer alles verloren. "Alles ist weg, Geschäftsunterlagen und Firmendokumente. Mein gesamtes privates Hab und Gut", so Heidenreich. Obdach fand er bei Verwandten. Besonders bitter ist für ihn, dass er das Gasthaus erst vor kurzem renoviert hatte.

Die Geschäfte liefen gut. Regelmäßig lud Heidenreich zu kulinarischen Themenabenden in das Lokal ein und belieferte mit seinem Büfettservice große Unternehmen. Auch am Unglückstag waren drei Auslieferungen bei ihm gebucht. Am Abend sollte wieder ein Event-Essen stattfinden. Die Veranstaltung war ausverkauft.

Das Schicksal des Wanslebeners lässt die Bewohner der Seegebietsgemeinde nicht unberührt. Heidenreich: "Mir wurde schon von vielen Seiten Hilfe angeboten." Die Gemeinde richtete spontan ein Spendenkonto für Heidenreich ein. "Wir möchten ihn unterstützen, er hat eine gute Gastronomie gemacht", so Bürgermeister Jürgen Ludwig.

Der Brand war am Mittwochnachmittag in der Küche ausgebrochen. Nach aktuellem Kenntnisstand soll eine Fritteuse Feuer gefangen haben. Wie es dazu kommen konnte, ob beispielsweise ein technischer Defekt vorlag, untersuchen Spezialisten.

Zum Löschen des Feuers war ein Großaufgebot an Rettungskräften und Technik erforderlich. Neun Feuerwehren mit 19 Fahrzeugen und 78 Feuerwehrleuten waren Gemeindewehrleiter Steffen Kujas zufolge im Einsatz. Die Feuerwehrleute kümmerten sich bis zum Eintreffen der vier Fahrzeuge des Rettungsdienstes samt Notarzt auch um die vier leicht verletzten Mitarbeiter der Gaststätte, die sich beim Ausbruch des Feuers in der Küche aufgehalten haben sollen. Der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung bestätigte sich nicht.