Notfall beim Hausarzt: Notfall beim Hausarzt: Wasserschaden legt Arztpraxis in Wansleben lahm

Wansleben/Röblingen - Das Wasser lief 48 Stunden lang ungehindert vom Dachgeschoss bis in den Keller: Nach einer großen Havarie muss die erst Anfang des Jahres eröffnete Praxis des promovierten Allgemeinmediziners Torsten Müller in der Wanslebener Bahnhofstraße bis auf weiteres geschlossen bleiben.

Für ihn und sein Ärzteteam ist das ein schwerer Rückschlag. Er hatte diese - offiziell als Nebenbetriebsstätte bezeichnete - Praxis eröffnet, nachdem sein Wanslebener Berufskollege in den Ruhestand gegangen war. Müller mietete die Räume von der Seegebietsgemeinde an und richtete auf seine Kosten diese zusätzliche Praxis zu seinem Medizinischen Versorgungszentrum in Röblingen ein.

Eine Sprechstundenhilfe hatte vor drei Wochen den Wasserschaden entdeckt, als sie morgens zum Dienst kam. Da war schon alles zu spät: Das Wasser stand in den Räumen mehrere Zentimeter hoch, im Keller sogar ganze 20 Zentimeter.

Bei den Hausärzten ist der Landkreis Mansfeld-Südharz seit Jahren unterversorgt. Laut Bedarfsplanung gilt in Deutschland eine Region als ausreichend versorgt, wenn für 1.671 Patienten jeweils ein Hausarzt vorhanden ist. Gemessen an dieser Richtzahl wären im Bereich Eisleben 7,5 zusätzliche Hausarztsitze möglich.

Im Bereich Sangerhausen dürften sich noch sieben weitere Hausärzte niederlassen. So steht es im Bedarfsplan, den der Landesausschuss von Ärzten und Krankenkassen erst im Februar aktualisiert hat.

Es gab Zeiten, in denen die Versorgung noch schlechter war. Im September 2014 wären laut Bedarfsplan im Bereich Eisleben 8,5 zusätzliche Hausarztstellen möglich gewesen. (pom)

Als Ursache für die ungewollte Flut wurde eine alte Trinkwasserleitung im Dachgeschoss ausfindig gemacht. Müller: „Sie platzte und niemand hat es mitbekommen.“ Wie auch? Das Unglück passierte am Wochenende im unbewohnten Gebäude.

Allein der Schaden für das unbrauchbar gewordene Mobiliar und die Medizintechnik soll sich nach ersten Schätzungen auf rund 30.000 Euro belaufen. Hinzu komme noch der Ertragsausfall, macht Müller die Rechnung auf.

„Den Kopf in den Sand stecken“ will er trotzdem nicht. Das komme gar nicht in Frage. „Wir müssen uns der Situation stellen. Es muss ja weitergehen“, meint Müller. Zunächst mit einer Übergangslösung, bis die Wanslebener Praxis für die Patienten wiedereröffnet werden kann.

Vorerst werden die Patienten aus Wansleben auch im Röblinger Hauptsitz versorgt. „Die meisten Patienten reagieren sehr verständnisvoll auf die angespannte Situation“, sagt Müller. Die Patienten aus Wansleben, weil sie nun bis in den Nachbarort fahren müssten. Und die Patienten aus Röblingen, weil es nun in der Arztpraxis in Röblingen erheblich voller als üblich sei.

Die Seegebietsgemeinde sichert dem Mediziner alle Hilfe zu. Bürgermeister Jürgen Ludwig (parteilos): „Wir sind sehr interessiert, dass die medizinische Versorgung in Wansleben wieder gewährleistet wird.“ Gutachter seien vor Ort gewesen, um den Schaden zu analysieren und die nächsten Schritte zu planen. Kurz darauf wurde begonnen, die Nässeschäden zu trocknen. Handwerker geben sich jetzt im Haus die Klinke in die Hand.

Die Havarie wirft die Kommune in ihren Planungen zurück. In diesem Jahr sollten die leerstehenden Wohnungen im Dachgeschoss des Hauses, in dem lange Zeit der Wanslebener Ortsbürgermeister sein Büro hatte, ausgebaut werden. „Daraus wird jetzt erst einmal nichts“, so Bauamtsleiter Martin Blümel.

Allgemeinmediziner Müller hofft derweil, dass in einem Vierteljahr der Wasserschaden in seiner Praxis behoben ist und es in Wansleben weitergehen kann. Solange müssen seine Kollegen und Patienten in Röblingen zusammenrücken. (mz)