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Oberröblingen Oberröblingen: Versorgungszentrum beendet Hausärzte-Notstand

Von Grit Pommer 06.02.2017, 10:55
Die Praxisräume des medizinischen Versorgungszentrums Oberröblingen befinden sich jetzt in der Sangerhäuser Straße 9.
Die Praxisräume des medizinischen Versorgungszentrums Oberröblingen befinden sich jetzt in der Sangerhäuser Straße 9. Maik Schumann

Oberröblingen - Die neuen Praxisräume in der Sangerhäuser Straße sind bezogen, seit dem Jahresbeginn empfangen Toshko Totev und Andrei-Anton Radulescu ihre Patienten in Oberröblingen an der neuen Adresse.

Derweil hält die Deutsche Stiftung gegen Mangelernährung, die vor gut zehn Monaten das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Oberröblingen gegründet hat, an ihren Plänen fest, das Ganze zu einem Primärzentrum mit mehreren Zweigpraxen auszubauen. Das sagte Markus Knöfler, der Geschäftsführer des MVZ, auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.

Im Planungsbereich Sangerhausen der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt können sich Hausärzte gegenwärtig auf 5,5 Stellen sofort niederlassen, weil der Bedarf besteht.

Zu diesem Planungsbereich gehören neben Sangerhausen und seinen Ortsteilen auch Allstedt, Berga, Brücken-Hackpfüffel, Edersleben, Kelbra, das Seegebiet Mansfelder Land, die Einheitsgemeinde Südharz und Wallhausen.

Insgesamt 34 Hausärzte sind gegenwärtig im Planungsbereich Sangerhausen niedergelassen - laut dem Arztverzeichnis auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt.

Dazu kommen im gleichen Bereich noch 13 Fachärzte für Innere Medizin, von denen einige in ihren Praxen  gleichzeitig auch allgemeinmedizinisch tätig sind.

Im Planungsbereich Eisleben inklusive Hettstedt sind gegenwärtig sechs Hausarztstellen zur sofortigen Niederlassung frei. (pom)

„Wir sind froh, dass wir nach dem Auszug der Sparkasse passende Räume in Oberröblingen gefunden haben“, so Knöfler. Denn die Praxis im Riestedter Weg sollte von Anfang an nur eine Übergangslösung sein. Seit April vergangenen Jahres wurde sie von zwei bei der Stiftung angestellten Ärzten weiter betrieben, nachdem die dort praktizierende Hausärztin in den Ruhestand gegangen war.

Besetzungswechsel: Andrei-Anton Radulescu jetzt in Oberröblingen

Auch bei der Besetzung gab es zwischenzeitlich einen Wechsel. Magda Bunea, die im April zusammen mit Toshko Totev gestartet war, ist inzwischen in ein ebenfalls von der Stiftung betriebenes Zentrum nach Stendal gewechselt. Dafür kam Andrei-Anton Radulescu nach Oberröblingen. „Er ist inzwischen auch umgezogen und wohnt jetzt mit seiner Familie in einem Sangerhäuser Ortsteil“, so Knöfler.

Zudem biete man einmal im Monat in Oberröblingen eine Spezial-Sprechstunde mit einem Diabetologen und Ernährungsberater an. Und das MVZ habe Kooperationsverträge mit fünf Pflegeeinrichtungen in Sangerhausen abgeschlossen, wo man laut Knöfler regelmäßige Visiten absichert. Eine Krankenschwester absolviere zurzeit die Ausbildung zur nichtärztlichen Praxisassistentin, um bei solchen Heimbesuchen den Ärzten Aufgaben abnehmen zu können.

In den nächsten zwei, drei Jahren soll sich die Praxis in Oberröblingen zu einem vernetzten Zentrum mit mehreren Zweigstellen entwickeln, blickt Knöfler in die Zukunft. Zum einen sei er im Gespräch mit niedergelassenen Medizinern in der Region, die langsam schon in Richtung Ruhestand blicken und sich für die letzten Jahre ihres Berufslebens statt des Daseins als Selbstständiger auch ein Anstellungsverhältnis vorstellen können.

Versorgungszentrum in Oberröblingen beendet medizinischen Notstand im Ort

Ihre Praxen sollen aber bestehen bleiben, das Zentrum würde sie als Zweigstellen weiter betreiben. „Das Ziel ist nicht, alles hier nach Oberröblingen zu holen“, sagt Knöfler. Die MVZ-Zentrale soll aber dort bleiben. Der Mietvertrag in der Sangerhäuser Straße wurde laut Knöfler zunächst für fünf Jahre abgeschlossen. „Da können wir jetzt sicher planen“, sagt er.

Auch unter Krankenhausärzten will der Geschäftsführer zusätzliche Mediziner für sein Unternehmen gewinnen. „Zurzeit sind wir im Gespräch mit mehreren Ärzten und vor allem Ärztinnen, die gegenwärtig noch bei Kliniken angestellt sind“, sagt Knöfler.

Der Wechsel ins Medizinische Versorgungszentrum könnte es ihnen leichter machen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Denn bei der ambulanten Tätigkeit müssten sie bei Weitem nicht so viele Bereitschaftsdienste leisten wie an einem Krankenhaus, sagt Knöfler.

„Wir werden das Zentrum in dem Maß erweitern, wie wir Nachwuchs gewinnen können“, erklärt der Geschäftsführer. Er rechnet damit, in einigen Jahren fünf bis acht Hausärzte zu beschäftigen.

Vorerst gilt es aber, auch noch einige technische Details zu regeln. Demnächst soll die Praxis eine ordentliche Beschilderung bekommen. Seit Donnerstag hat sie bereits eine eigene Telefonnummer. Die alte Nummer, die an den privaten Telefonanschluss der früheren Hausärztin gekoppelt ist, wird nur noch für eine Übergangszeit per Rufumschaltung auf die neue Praxisnummer weitergeleitet.

Mit der Gründung des Versorgungszentrums in Oberröblingen wurde im vergangenen Jahr ein medizinischer Notstand in dem Ort abgewendet. Die Patienten hatten massive Probleme, neue Hausärzte zu finden, die bereit waren, sie in ihre Karteien aufzunehmen. Eine Patienteninitiative sammelte damals Tausende Protestunterschriften und schickte sie an die Kassenärztliche Vereinigung.  (mz)

Telefonisch ist das MVZ in Oberröblingen ab sofort unter 03464/6 73 90 20 zu erreichen; per E-Mail: [email protected]