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Luthers Traktat zum Auftakt

Von GUDRUN RIEDEL 23.03.2009, 17:23

HELFTA/MZ. - Die vorwiegend älteren Konzertbesucher kennen und lieben ihn. Diesen Ausnahmesänger nun in in der Lutherstadt zu hören, war zum ersten Mal möglich.

Emmerlich, Jahrgang 1944, in Eisenberg Thüringen geboren, gehört nach abgeschlossenem Bauwesenstudium und anschließender Gesangsausbildung an der Weimarer Musikhochschule zu den bekanntesten Bassisten Deutschlands. Er entschied sich gegen das Bauen fürs Singen. Seine heutige Popularität verdankt er nicht nur seinem Jahrzehnte währenden Engagement an der Semperoper und der Interpretation von Basspartien u.a. im "Freischütz", " Die lustigen Weiber von Windsor" oder "Die Zauberflöte". Bekannt wurde er auch als begnadeter Sänger und Entertainer einem Millionen Publikum in Ost und West durch seine TV-Sendungen "Schokolade" oder "Zauberhafte Heimat". Ehrungen u. a. 1997 mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschlands, dem Bambi oder der Goldenen Henne, ist der Dank für seine aktive Förderung von Kunst und Kultur.

Es berührte die Besucher, dass Emmerlich seine Anmoderation des "Festlichen Kirchenkonzertes" mit Martin Luthers Traktat "Eine Lobrede auf die Musik" von 1537 begann. "Nirgends passen seine Worte besser hin, als in die Stadt, in der er geboren wurde", so Emmerlich.

Und so war mancher erstaunt, dass Luther die Musik als die Kunst ansah "die Verzweifelnden zu ermutigen, die Überheblichen zu demütigen und die Leidenschaften zu beschwichtigen". Wohl auch deshalb hatte Emmerlich für das Konzert Musikliteratur aus der Barockzeit und klassischen Periode von Bach, Händel, Mozart und Beethoven gewählt, die seine stimmgewaltige Interpretation widerspiegelten und in eine Kirche passten.

Faszination mit seiner voll klingenden abgrundtiefen Stimme gelang dem Sänger bereits mit seiner ersten Bassarie "Di stelle in festa" von G. A. Aldovadini. Nicht nur die Schönheit und der Wohlklang seiner Stimme berührte, auch die instrumentale, sehr einfühlsame und rücksichtsvolle Begleitung durch Trompete (Kurt Sandau, 75), Orgel (Klaus Bender, 75) und Cello (Sabina Herzog, 35). Sie reflektierten ein gut aufeinander eingespieltes Team, deren Musizierfreude den Abend dominierte, wie es wohl schöner nicht sein konnte als mit der "Orchestersuite Nr. 3" von J. S. Bach oder dem "Largo" von A. Vivaldi.

Mit den bekannten Kirchenliedern "Lobe den Herren, den mächtigen König der Erde" von J. Walther und mit L. v. Beethovens großem Lied "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" gelang Emmerlich eine äußerst feierliche und mit Trompetensoli begleitete Verinnerlichung, die eine atemlose Aufmerksamkeit ob des Wiedererkennungseffektes der Lieder produzierte.

Ergriffene Stille und erhabene Andacht hingegen verbreitete seine melodisch, beeindruckende und gut anzuhörende Stimmenvielfalt bei den schönen Bassarien "Panis angelicus" (lat. Engelsbrot) von C. Frank und von W. A. Mozart "Ave verum corpus" (lat. Gruß, dem wahreren Leib). Das war Musik, die gefiel. Und so ausdrucksstark wie Emmerlich sie rüberzubringen vermochte in Erinnerung bleiben. Mit traditionellen Liedern wie "Schön ist der Morgen", "Der Herr sah herab", mit dem so bemerkenswerten Sprech-Liedgesang der Arche-Noah-Geschichte oder dem Spiritual "Go down Moses" erklang der Emmerlich, den man neben seinen bekannten Bassarien aus Opern seit Jahren kennt und verehrt: den jazzig-rockigen eigenwilligen Interpretationskünstler. Gekonnt und mühevoll Benders Orgelbegleitung bei diesen Liedern. Aber er konnte leider mit diesem Instrument den so geliebten und bekannten "Emmerlich-Sound" ohne Rhythmusinstrumente nicht ersetzen. Zum Duett "Das ist der Tag des Herrn" von F. Mendelssohn Bartholdy vereinten sich die Stimmen Sopran (Sabina Herzog) und Gunter Emmerlich zum Konzertabschluss.

Ausgesprochen schöner Gesang und die Lobpreisung des Sonntags, als dem Tag des Herrn, beendete ein Konzert, das Wünsche offen ließ aber durch die Programmdisposition und deren Umsetzung auch dankbar Wünsche erfüllte. Zum Erfolg des Abends hat ohne Zweifel Emmerlichs humorvolle Moderation beigetragen. Die Textbeiträge über Hintergrundgeschichten der Musik, ihre Interpreten und gesellschaftliche Positionen waren Ausdruck seiner kritischen Weitsicht und Intelligenz.

Einmal in Eisleben, gab Emmerlich gleich noch ein zweites Konzert mit seinen Musikern in der Lutherstadt. Auf Bitten Norbert Lakomys, Leiter des Caritas Pflegezentrums St. Mechthild, traten Emmerlich und seine Mitstreiter im Foyer des Heimes vor den dankbaren Bewohnern auf.