Die Not mit der Notdurft Kreisseniorenrat bemängelt die Zahl der öffentlichen Toiletten in Mansfeld-Südharz - Sind „Nette Toiletten“ eine Alternative?
Im Kreisseniorenrat Mansfeld-Südharz in der Eisleber Malzscheune stand erneut das Thema öffentliche Toiletten auf der Tagesordnung. Was es mit den „Netten Toiletten“ auf sich hat.

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen/MZ. - Der Kreisseniorenrat (KSR) Mansfeld-Südharz bleibt hartnäckig an Themen dran, die für Senioren ein Problem darstellen und ihnen Sorgen bereiten. Eines davon ist das leidige Toilettenproblem in Mansfeld-Südharz. Im Landkreis gibt es viel zu viele weiße Flecken auf der Landkarte, was öffentliche Toiletten betrifft.
Auch touristische Ziele in Mansfeld-Südharz ohne öffentliche Toiletten
Das konstatierte der Kreisseniorenrat, nachdem seine Vorsitzende, Karina Kaiser, im Sommer bei allen Kommunen nachfragte, ob und wie viele öffentliche Toiletten es denn vor Ort gibt. Daraus erstellte der KSR eine Karte. „Auch in Orten, die eigentlich Tourismusziele sind wie Allstedt beispielsweise, hat die Karte einen weißen Fleck“, so Kaiser.
Und das soll nach Möglichkeit schnell geändert werden, weshalb das Problem auch jetzt am Montag zur jüngsten Sitzung des Kreisseniorenrates in der Eisleber Malzscheune auf die Tagesordnung kam.
Während es dem Kreisseniorenrat in erster Linie um öffentlich betriebene und nicht zuletzt auch behindertengerechte WCs geht, brachte der Landkreis Mansfeld-Südharz eine in Aalen geborene Idee in die Diskussion ein, nämlich die „Nette Toilette“.
Hohe Kosten für den Neubau von öffentlichen Toiletten
Sophie Stoppa, Teilhabemanagerin beim Landkreis Mansfeld-Südharz, informierte die Senioren darüber, dass der Neubau einer öffentlichen Toilette gut und gerne mit 130.000 Euro zu Buche schlagen könne. Hinzu kommen jährliche Kosten für Pflege und Wartung, die noch einmal mit 15.000 Euro veranschlagt wurden.
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Ein Batzen Geld, den mit Sicherheit keine der Kommunen, die auf der Karte als weiße Flecken dargestellt sind, auf der hohen Kante liegen hat. Deshalb die Idee, vorhandene Toiletten im öffentlichen Raum – in Gaststätten beispielsweise, aber auch in Bibliotheken, Museen und anderen öffentlichen Einrichtungen – als „Nette Toilette“ zu betreiben.
Sind „Nette Toiletten“ eine Alternative?
In Erfurt beispielsweise gebe es das Projekt bereits, und zwar seit 2022. 17 Einrichtungen habe man dort bislang für das Projekt gewinnen können und damit 17 mehr öffentliche Toiletten geschaffen. Stoppa erklärte, dass die Betreiber der Toiletten von den jeweiligen Kommunen per Vertrag einen Obolus dafür erhalten, dass sie Menschen, auch wenn sie nicht in dem jeweiligen Restaurant essen werden, dennoch die Möglichkeit einräumen, die Toilette aufzusuchen.
Wilfried Riss vom Eisleber Stadtseniorenrat merkte an, dass der Besuch einer Toilette doch ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen sei. Für ihn ist es auch eine Aufgabe der Kommune, für öffentliche Toiletten zu sorgen und es nicht auf private Anbieter „abzuwälzen“. „Wenn ich mit einem dringenden Bedürfnis im Rathaus vorsprechen würde, stünde ich vor verschlossenen Türen“, bemängelte Riss. Genauso wie auch in den meisten Supermärkten die Toiletten nicht von Kunden benutzt werden dürfen.
Kaiser: „Klopapier und Toilettenbürsten wurden dann gestohlen“
Kaiser wiederum zeigte Verständnis für die Behörden. Auch ihr ehemaliger Arbeitgeber, ein Wohnungsunternehmen in Sangerhausen, gestattete Besuchern das Benutzen der behördeneigenen Toiletten und erlebte dabei ziemliche Reinfälle.
„Klopapier und Toilettenbürsten wurden dann gestohlen“, sagte Kaiser. Eine Sache, die schließlich auch Geld koste. Immerhin gebe es auch positive Beispiele, warf ein KSR-Mitglied in die Debatte ein. Es gebe durchaus auch Märkte, die Toiletten auch für die Kunden bereithalten. Diese Toiletten sollte man ebenfalls in der Karte eintragen.
Stoppa will jetzt die Idee der „Netten Toilette“ in den Kommunen publik machen. Eventuell sei dies ja eine Möglichkeit, dem Toilettendilemma in Mansfeld-Südharz zu begegnen. Berechtigterweise kam im Kreisseniorenrat aber auch der Einwand, dass der Obolus, den die Kommune für die „Netten Toiletten“ zahlen würde, mit Sicherheit eine freiwillige Leistung darstelle, für die es kein Geld in den Haushalten gebe.
Eines ist aber jetzt schon klar: Der Kreisseniorenrat wird nicht locker lassen, bevor nicht zumindest einige der weißen Flecken vom der Landkarte getilgt werden konnten.