Kirche St. Martin in Ahlsdorf Kirche St. Martin in Ahlsdorf: Schimmelreiter kehrt zurück
Ahlsdorf - Um den „Schimmelreiter Martin“ aus der evangelischen Kirche St. Martin in Ahlsdorf ranken sich mehrere Legenden. Unumstößliche Tatsache ist, dass die Figur am Freitagnachmittag nach langer Zeit der Abwesenheit wieder im Gotteshaus Einzug hält und auf ihrem angestammten Platz - seitlich im Kirchenschiff - aufgestellt wird.
Figur ist 80 Zentimeter groß
Die Kirchengemeinde Ahlsdorf und der Freundeskreis St. Ägidiuskirche Hergisdorf stecken hinter der Aktion. Die Mitglieder wussten, dass es in der Kirche einmal einen Schimmelreiter gegeben hat. Mit ihren Recherchen kamen sie der verloren geglaubten Figur auf die Spur, die jetzt wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. „Das Kunstgut befand sich in den Archiven der Kirche“, sagt Frank Wrba, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates des evangelischen Kirchengemeindeverbandes Helbra, über den bisherigen Verbleib des etwa 80 Zentimeter großen Holzreiters samt Pferd.
Abmontiert und vergessen?
Warum der Reiter einst in der Kirche abgebaut und ins Archiv gebracht wurde, bleibt ein Geheimnis. „Wir vermuten, dass er bei Bauarbeiten abmontiert wurde“, so Wrba. Genau belegen könne man das aber nicht. Ungeklärt ist auch der Zeitpunkt seines Verschwindens. Wrba: „Wir wissen es nicht.“
Vom Schimmelreiter geht die Sage, dass er nicht von der Stelle gerückt werden dürfe, weil er sonst des Nachts lärmend und wütend in der Kirche umherreite. Und wenn er nicht bald auf den alten Platz gestellt werde, müsse die Kirche zerbersten und einstürzen.
Die Schnitzfigur stellt den heiligen Martin in kriegerischer Rüstung auf einem Pferd dar. Der Heilige ist dafür bekannt, dass er seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hat.
Das Programm in Ahlsdorf läuft heute wie folgt ab: 16.30 Uhr Martinsumzug mit selbst gebastelten Laternen und Reiter vom Kindergarten zur Kirche, gegen 16.50 Uhr Eintreffen des Martinsumzugs an der Kirche, gegen 16.55 Uhr Einzug der Martinsfigur in die Kirche, 17 Uhr Gottesdienst, gegen 17.45 Uhr Feuer vor der Kirche.
Etwas mehr ist dagegen über den Ursprung der Figur zu erfahren. Die Ahlsdorfer und Hergisdorfer sehen in ihr ein Geschenk, das Reisende im Mittelalter der Kirchengemeinde gemacht haben. So ist ihre Freude über die Wiederentdeckung nur allzu gut zu verstehen. „Es sind alle glücklich, nach so vielen Jahren dieses wichtige Kunstgut wieder zu haben“, weiß der Gemeindekirchenratsvorsitzende. Die gut erhaltene Schnitzfigur soll heute mit einer besonderen Zeremonie, die einen Martinsumzug und einen Gottesdienst einschließt, begrüßt werden. Die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte „Entdeckerland“ sind daran genauso beteiligt wie die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ahlsdorf, der Pfingstgesellschaft und der Volkssolidarität Ahlsdorf, des Freundeskreises St. Ägidius Hergisdorf und der evangelischen Gemeinde des Pfarrbereiches Helbra.
Sage über die Figur
Beim heutigen Beisammensein wird sicherlich auch von der Sage über die Schimmelreiter-Figur die Rede sein. Diese Überlieferung fand in den Aufzeichnungen über Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises aus dem Jahre 1893 von Hermann Größler Erwähnung. (mz)