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Junglehrerin war einst sehr umschwärmt

Von KATJA MÜLLER 31.10.2008, 16:24

Halle/MZ. - ROTTELSDORF / MZ Zu über 90 ehemaligen Mitschülern hatten Anneliese und Horst Göricke Kontakt aufgenommen und fast alle waren sie jetzt im Rottelsdorfer Gemeindesaal zusammen gekommen: Männer und Frauen der Geburtenjahrgänge 1940 bis 1947, die sich einst gemeinsam in der Rottelsdorfer Schule über Zahlen, Bücher und Naturgesetze den Kopf zerbrachen.

Inzwischen sind sie im wohl verdienten Ruhestand, was den Wiedererkennungseffekt zum Jahrgangstreffen nicht unbedingt steigerte. Aus Berlin, Leipzig und vielen anderen Städten waren die einstigen Schulkameraden angereist, in Deutschland sind sie jedoch alle geblieben. "Damals waren wir Rottelsdorfer, Burgsdorfer und Bösenburger", erzählt Anneliese Göricke.

Das Motto des Treffens "Was ist aus unserer Zeit geworden?" war nach so vielen Jahren dann auch passend gewesen. Die Antwort auf die Frage wurde im Laufe des Nachmittags jedenfalls ausführlich diskutiert. Was jeder einzelne aus seinem Leben nach dem Abschluss gemacht hat, interessierte wohl am meisten - den gemeinsamen Erinnerungen an die Schulzeit wurde aber mindestens genauso viel Platz eingeräumt.

Zahlreiche Fotos machten die Runde. Angeregte Gespräche erfüllten die Geräuschkulisse im Rottelsdorfer Gemeindesaal, die immer wieder durch herzhaftes Lachen angereichert wurde.

Zum Beispiel, wenn Wolfgang Scheffler von der damaligen Junglehrerin Fräulein Ingrid Mangelsdorf sprach und dabei noch immer ins Schwärmen geriet. "Sie war gerade 18 Jahre alt und eine hübsche, blonde Frau", erzählt er. Wenn man selber schon 14 Jahre alt war, könne man sich da sehr gut dran erinnern, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Und Fräulein Mangelsdorf, die heute Ingrid Schröder heißt, saß mit einigen anderen alten Lehrern nur einen Tisch weiter.

Für die Burgsdorfer und Bösenburger sei damals vor allem auch der Schulweg abenteuerlich gewesen, meinte Wolfgang Scheffler. Schulbusse gab es noch nicht und im Winter, wenn auch das Fahrrad nicht mehr half, galt es bis nach Rottelsdorf nicht selten "Riesenschneewehen" zu passieren. Und wenn der elterliche Auftrag lautete, frisches Brot vom Rottelsdorfer Bäcker auf dem Heimweg mitzubringen, war der Laib unter Umständen schon arg geschrumpft, bevor das Zuhause erreicht war. "Auf jeden Fall kann man sich das heute gar nicht mehr vorstellen", meinte Anneliese Göricke. Eine Schule gibt es zudem in Rottelsdorf schon lange nicht mehr, fügt sie hinzu. Als Mitglieder des örtlichen Kulturvereins war es für sie und ihren Ehemann vor allem eine Herzensangelegenheit gewesen, das Jahrgangstreffen zu organisieren. "Wir haben das gern gemacht, denn so ein Treffen trägt schließlich auch zum Erhalt der Kultur in unserer Gemeinde bei", so ihre Worte.