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Initiative gegen RLS Initiative gegen RLS: Rückzug verhindern

Von Anke Losack 25.08.2014, 19:36
Helga Gebhardt mit einigen ihrer selbst gemalten Bilder. Ihre Gedichte sind in Büchern erschienen (Foto rechts), die es im Internet zu kaufen gibt.
Helga Gebhardt mit einigen ihrer selbst gemalten Bilder. Ihre Gedichte sind in Büchern erschienen (Foto rechts), die es im Internet zu kaufen gibt. Winterfeld Lizenz

Siebigerode/Benndorf/MZ - In ihrem Körper herrschte ständige Unruhe. Die Beine können nicht stillstehen. Schlafen - aussichtslos. „Und das, obwohl ich todmüde war“, sagt Helga Gebhardt aus dem Mansfelder Ortsteil Siebigerode. Hinlegen, kurzes Dösen, wieder aufstehen. „Es war furchtbar“, meint sie.

Seelisch und körperlich hat sie jahrelang ein tiefes Tal durchschritten. Schlafstörungen, Depressionen, unerträgliche Unruhe im Körper, quälende Gefühle in den Beinen. Ärzte diagnostizierten 1994 bei ihr die Krankheit RLS, das „Restless Legs Syndrom“ - eine weitgehend unbekannte neurologische Erkrankung. Sie wurde erwerbsunfähig. „Ich konnte mich ja nicht mehr konzentrieren, war völlig ausgepowert“, erinnert sie sich.

Malerei lenkt ab

Seit fünf Jahren ist die 66-Jährige gut therapiert, kann mit der Krankheit leben, wie sie sagt. Und nun sei es an der Zeit, dass sie sich mit anderen Betroffenen austauscht und hilft. Darum engagiert sie sich dafür, dass es im Landkreis Mansfeld-Südharz wieder eine RLS-Selbsthilfegruppe gibt. Vor ein paar Jahren habe es im Raum Sangerhausen eine gegeben, doch die habe sich aufgelöst, weiß Gebhardt. Im Jahr 2011 sei sie noch gefragt worden, ob sie die Gruppe nicht übernehmen wolle, „aber da wollte ich mir das nicht aufladen“. Doch in letzter Zeit ist in ihr der Ehrgeiz gewachsen, es doch zu tun. „Es ist wichtig, sich über die Krankheit auszutauschen“, meint sie.

„Viele, die RLS haben, ziehen sich zurück, werden depressiv.“ Sie habe diese Phasen auch durchlebt. „Das darf man nicht zulassen. Man sollte sich ein Hobby suchen, sich ablenken“, sagt Gebhardt, die ihre Ablenkung in der Malerei und dem Gedichte-Schreiben fand. „Das ist meine Therapie. Da kann ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen“, so die ehemalige Krankenschwester. Wie sie die Krankheit erlebt hat, hat sie in mehreren hundert Bildern und Gedichten zum Ausdruck gebracht.

17 Anmeldungen

Weil sie viel durchgemacht habe, hat sie sich dazu entschlossen, die Selbsthilfegruppe zu organisieren. Heute um 15 Uhr findet in Benndorf die erste Gesprächsrunde für Betroffene und Interessierte aus dem Raum Eisleben, Sangerhausen und Hettstedt statt. „17 Teilnehmer haben sich bei mir angemeldet“, berichtet sie stolz. Unter ihnen sei ein 90-jähriger Betroffener aus Eisleben, der sich als Erster bei ihr angemeldet hat, per E-Mail. „Er findet es super, dass sich endlich etwas tut“, berichtet Gebhardt. Ihr sei es auch wichtig aufzuklären. „Am Anfang haben mir die Ärzte meine Beschwerden nicht abgenommen. Von Ärzten als Simulant hingestellt zu werden, das ist schlimm.“

Mittlerweile sei RLS ein Begriff und nun auch erforscht, dass es eine erblich bedingte Krankheit ist. „Meine Oma und meine Mutter haben auch immer die Beine hin- und hergeschlenkert“, erinnert sie sich. Zahlreiche Medikamente und Hilfsmittel hat die Siebigeröderin schon ausprobiert. Was ihr geholfen hat und vielleicht auch anderen Betroffenen helfen könnte, oder wie diese die Krankheit erleben, darüber will sie sich austauschen. „Zu Beginn der Krankheit habe ich mich zurückgezogen. Aber das war falsch. Dass andere diesen Fehler machen, das will ich verhindern“, so die 66-Jährige.