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«Haben uns schon damals ziemlich gern gehabt»

Von BURKHARD ZEMLIN 18.10.2009, 16:33

VOLKSTEDT/MZ. - "Wo sind bloß die Jahre geblieben?", fragte Margit Jirschik, eine der Organisatorinnen des Treffens, ein wenig ungläubig.

Nicht einmal ehemalige Lehrerinnen und Lehrer der POS "Hertha Lindner", mit denen sich die Abc-Schützen des Jahrgangs 1959 nach wie vor sehr gut verstehen, vermochten darauf eine Antwort zu geben. Gern hätten sie vor ihrer alten Schule, die längst zu einem Wohnhaus umfunktioniert ist, ein Foto gemacht, aber im Regen fiel dieses Vorhaben im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Man traf sich zunächst im Heimatverein bei Kaffee und Kuchen, bevor abends in einer Gaststätte bis in die Nacht erzählt wurde. Das Lehrerehepaar Ingrid und Günter Kappes, das heute noch in Volkstedt wohnt, fühlte sich wohl in der Runde. "Wir sind nett aufgenommen worden", sagten sie und stimmten Helga Standhardt zu, die gesagt hatte: "Ich glaube, die Lehrer haben sich über uns nicht beschweren können."

Das bestätige auch Inge Olbert, die aus Sangerhausen gekommen war, um ihre ehemaligen Schützlinge wieder zu sehen. "Ich habe mich ganz doll über die Einladung gefreut", versicherte sie und verriet: "Wir haben uns ja schon damals ziemlich gern gehabt, und wir haben uns auch heute noch gern."

Allerdings, musste sie einräumen, dass es für sie nach so vielen Jahren schwer war, die veränderten Gesichter richtig einzuordnen. "Mich haben sie dagegen alle gleich erkannt. Ich bin jetzt 75 und die Haare sind immer noch wie damals", lachte sie. Inge Olbert ist von Haus aus Fachlehrerin für Russisch und Deutsch, hat aber, wenn Not am Mann war, auch andere Fächer unterrichtet. Wie die Eheleute Ingrid und Helmut Wäse. Frau Wäse war Margit Jirschiks Klassenlehrerin, ihr Mann ist im Dorf immer noch als Schuldirektor bekannt. "Als er zum Treffen in Volkstedt gesehen wurde, sagte manch einer: Der Chef ist wieder da", erzählte Veronika Schneider vergnügt. Und das nach so vielen Jahren. Wäses wohnen schon lange im Berliner Raum, doch zum Wiedersehen nach Volkstedt sind sie mit ihrem Wohnmobil sehr gern gekommen.

Ingrid Wäse hat schöne Erinnerungen an ihre Zeit in Volkstedt. "Es war ein Spaß und eine Freude mit so netten Schülern", sagt sie. Besonders gegenwärtig sind ihr die engen Kontakte zu den Eltern und sogar den Großeltern bei den regelmäßigen Hausbesuchen. "Als Lehrer hat man irgendwie mit zur Familie gehört", sagt sie. Und irgendwie war ja das ganze Dorf wie eine Familie. "Wenn ich was ausgefressen hatte, dann wussten das meine Eltern noch bevor ich zu Hause war", schmunzelt Veronika Schneider, die wie ihre Mitschüler Respekt den Lehrern hatte.

Umgekehrt war es ähnlich, wie Ingrid Wäse verrät. "Wir haben haben die Kinder als Persönlichkeiten gesehen und versucht, ihnen ein warmes Plätzchen zu geben." Diese Wärme haben die Kinder, die nun alle langsam auf die 60 zugehen, nicht vergessen. "Wir alle bedanken uns für die schöne Schulzeit", sagte Margit Jirschik unter allgemeiner Zustimmung.