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Bergmann ist nun wieder wie neu

Von Burkhard Zemlin 27.06.2007, 16:33

Halle/MZ. - Umzug, bei dem laut Überlieferung mehr als 10 000 Zuschauer die Straßen säumten. "Über 800 Bürger waren am Umzug beteiligt", schrieb seinerzeit Gerhard Riekehr in der Lokalzeitung "Freiheit" und fügte hinzu: "Der erste Teil des Festumzuges befaßte sich in 23 Bildern mit der historischen Entwicklung Röblingens vom Jahr 932 bis 1945. Mit großer Unterstützung durch das Thomas-Müntzer-Theater Eisleben, das die Kostüme stellte, gelang es, bestimmte historische Abschnitte charakteristisch und eindrucksvoll darzustellen."

Vor dem Lichtspieltheater war eine Tribüne aufgebaut, auf der Bürgermeister Gerhard Nowak, dessen Name seit 2006 im Goldenen Buch der Gemeinde verewigt ist, die zahlreichen Ehrengäste begrüßte. Ein denkwürdiger Tag für Röblingen. "Die Bevölkerung, die begeistert war, begab sich anschließend in den Park, um hier bei Musik noch einige schöne Stunden zu verleben", endet der Pressebericht.

Ebenfalls am 27. Juni 1982 wurde vor dem Gemeindeamt jene Figurengruppe übergeben, die der Heimat- und Bergbauverein der Seegemeinden nun schon zum zweiten Mal hat restaurieren lassen. Die Skulpturen zeigen einen Fischer, einen Bergmann und eine Bäuerin, die einst im Seengebiet sehr häufig anzutreffen waren. Geschaffen wurden sie von dem Volkskünstler Otto Vogel (1919-1984) aus Aseleben im Auftrag des Braunkohlenkombinates "Gustav Sobottka" Röblingen. Seine Tochter Helga Höhne schrieb: "Nur wenige wissen, wen er dargestellt hat. Für die Figur mit dem Fischerhut wählte er seinen Großvater als Modell, während die Bäuerin Gesichtszüge der Mutter trägt. Der Bergmann schließlich ist ein Selbstbildnis."

Brigitte Vogel, die Witwe des Volkskünstlers, kann sich noch gut daran erinnern, wie sich ihr Mann Wachs ins Gesicht gedrückt hat, um eine originalgetreue Form zu bekommen, und es macht sie traurig, dass die Plastik in der Vergangenheit wiederholt beschädigt worden ist. Zweimal haben Unbekannte bereits dem Bergmann eine Hand abgeschlagen. Als es vor fünf Jahren in der Gemeinde Überlegungen gab, die damals arg ramponierten Plastiken im Zuge der Neugestaltung des Platzes zu entfernen, haben sich die Mitglieder des Heimatvereins stark gemacht und gesagt, dass man so etwas nicht machen könne. Der Bergmann, der Fischer und die Bäuerin sollten in Röblingen bleiben, forderten sie.

Das Drängen des Vereins hatte Erfolg, letztlich gab er die Restaurierung der Gruppe in Auftrag. Überdies wurden die Skulpturen im Zuge der Umgestaltung des Platzes mit Hilfe eines Kranes um einige Meter versetzt.

Bei der Wiedereinweihung am 7. Juli 2002 äußerten Mitglieder des Heimatvereins die Hoffnung, dass die nunmehr mit einer Schutzschicht versehenen Plastiken die nächsten 25 Jahre in gutem Zustand überdauern mögen.

Doch wieder machte sich ein Frevler an der Bergmannsfigur zu schaffen und schlug ihr die Hand ab. Im Vorfeld der 1075-Jahr-Feier, die am Wochenende in Röblingen beginnt, gab der Heimatverein die Reparatur in Auftrag. Der Malermeister Thomas Wusterhausen richtete den Bergmann wieder her. Gerhard Meyer, Vorsitzender des Heimat- und Bergbauvereins der Seegemeinden, verriet, dass auch der Handwerker besondere Erinnerungen an die Figurengruppe hat. "Sein Großvater hat seinerzeit die Skulpturen mit an die Gemeinde Röblingen übergeben", so Meyer, froh darüber, dass die Restaurierung so gut gelungen ist.