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Waldbad Dessau Waldbad Dessau: Geduld vor dem Start

Von Steffen Brachert 22.05.2014, 19:39
Daniel Deißner und Björn Langrock im Kampf gegen die Algen: Im Waldbad ist in den nächsten Tagen noch einiges zu tun.
Daniel Deißner und Björn Langrock im Kampf gegen die Algen: Im Waldbad ist in den nächsten Tagen noch einiges zu tun. SEBASTIAN Lizenz

Dessau/MZ - Die Sonne brennt, das Thermometer zeigt 31,5 Grad - und am metallenen Zaun am Waldbad stehen im Minutentakt die Leute. „Ist schon auf?“ Thomas Passek schüttelt nur den Kopf. „Nächste Woche. Frühestens.“

Der plötzliche Sommereinbruch hat die Macher im Waldbad etwas überrascht. „Früher haben die Dessauer zwei Wochen Sonne gebraucht, damit sich einer ans Wasser traut“, wundert sich Objektleiter Passek. Heute reichen zwei Tage, die Menschen an den See zu locken. Das ist prima. Eigentlich. Doch dieses Jahr müssen sich die Dessauer noch etwas gedulden.

Übernahme vor fünf Jahren

Es hat sich viel getan im Winter. Vor allem dort, wo einst eine Gaststätte war und nun noch im Juni das Restaurant „Seeterrassen“ eröffnen soll. „Vom alten Gebäude sind eigentlich nur noch die Mauern übrig“, sagt Thomas Jetzke, ein Dessauer Unternehmer, der das Waldbad vor fünf Jahren in Erbbaupacht übernommen hat und es Stück für Stück erneuert.

In dem Restaurant selbst erinnern nur noch Details an früher. Da sind die Türen mit den alten farbigen Glasfenstern. Da ist im Saal das Parkett, das aufwändig wieder aufgearbeitet wurde. Doch sonst? „Ist alles neu“, sagt Passek.

86 Plätze bietet das Restaurant, das deutsche Küche mit französischem Einschlag verspricht. 120 Plätze gibt es draußen auf der Terrasse, die gen Süden zeigt. 200 Plätze hat der Saal, der extra gemietet werden kann. Die Nachfrage ist groß. „Am Einschulungstag sind wir ausgebucht. Selbst für Silvester haben wir schon 58 Tickets verkauft, obwohl ich noch gar nichts zum Programm sagen kann“, staunt Passek, der gemeinsam mit dem aus Berlin stammenden Küchenchef Bert Toyoda künftig auf Familienfeiern und Hochzeiten setzt - und mit einem Vorteil wirbt. „Wir haben demnächst 70 Betten im Waldbad. Da kann ein Teil der Gäste hier schlafen.“

Sechs Schwedenhäuser, zwei Ferienhäuser und eine Finnhütte gibt es im Waldbad. Am Ort der alten Spielothek entstehen derzeit weitere sechs Ferienwohnungen, eine davon behindertengerecht. Es ist der Grund, dass überall noch Bauarbeiter und Handwerker unterwegs sind - und das Waldbad eben noch nicht geöffnet werden kann.

Auch im Eingangsbereich des Waldbades hat sich viel getan. Die maroden Kassenhäuschen sind abgerissen, das Dach darüber ist verschwunden. „Es war zu dunkel und hat die ganze Sicht auf das Bad genommen“, sagt Jetzke, der inzwischen eine gute Million Euro in das traditionsreiche Bad im Süden der Stadt investiert hat. Ohne es zu bereuen? „Ich komme gar nicht dazu“, sagt Jetzke. „Jeden Tag gibt es neue Probleme, die zu lösen sind.“

In den anderen Freibädern der Stadt Dessau-Roßlau ist die Badesaison schon eröffnet. Im Naturbad Großkühnau kann seit dem 1. Mai gebadet werden, im Erlebnisbad Roßlau seit dem 14. Mai und im Naturbad Mosigkau sowie im Freizeitbad Rodleben seit dem 15. Mai. Im Naturbad Adria und im Schwimmbad Meinsdorf ist seit dem 17. Mai ein Sprung in das kühle Nass möglich.

Zwei der Probleme gibt es noch im Wasser selbst: Fadenalgen und die Wasserpest. Um die Algen zu bekämpfen sollen heute 400 Graskarpfen ausgesetzt werden. „Das haben wir letztes Jahr schon mal probiert“, sagt Passek. Mit durchwachsenem Erfolg. Die Kormorane waren aktiv. Und dann soll es da noch ein paar Welse geben, die in den 80er Jahren ausgesetzt wurden. Die Wasserpest soll mit einem Mähboot angegangen werden, das nächste Woche aus Nürnberg überführt werden soll. „Das“, erklärt Jetzke, „reicht dann bis in zwei Meter Wassertiefe.“

30 neue Strandkörbe

´Bis nächste Woche sollen auch 30 neue Strandkörbe aufgestellt werden. Den alten Körben hatte der Sturm Kyrill mächtig zugesetzt. Und in den nächsten Wochen soll auch noch etwas Ostseesand beschafft werden. Auch hier haben die Unwetter der vergangenen Wochen und Monate Spuren hinterlassen - und den Waldbad-Sand überall verteilt. Kontakte sind geknüpft. Im Juni ist in Leipzig ein großes Beachvolleyball-Turnier geplant. „Wir rechnen damit“, sagt Passek, „dass wir davon 100 Tonnen abgekommen.“ Rechtzeitig vor dem eigentlichen Sommer.

„Das letzte Jahr war nicht schlecht“, blickt Jetzke zurück. Die Tages-Rekord-Werte von 2010 blieben zwar unerreicht. Da stürmten schon mal 2 300 Besucher in 24 Stunden das Waldbad. „Dafür haben wir im vergangenen Jahr unter der Woche häufiger die 1 000er Marke übertroffen“, sagt Jetzke - und hofft, dass das so bleibt, auch wenn die Eintrittspreise im Waldbad in dieser Saison von 2,50 auf drei Euro angehoben werden. „Wir haben das Thema lange diskutiert“, sagt Jetzke. „Doch eine Anpassung lässt sich nicht mehr vermeiden.“

Ein Blick in das neue Restaurant „Seeterrassen“.
Ein Blick in das neue Restaurant „Seeterrassen“.
Sebastian Lizenz
Der neu gestaltete Eingangsbereich: Dach und Kassenhäuschen sind weg.
Der neu gestaltete Eingangsbereich: Dach und Kassenhäuschen sind weg.
Sebastian Lizenz
Der Saal bekommt eine eigene Bar.
Der Saal bekommt eine eigene Bar.
Sebastian Lizenz