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Wahlen Wahlen: Fast vergessener Zettel und eingespielte Teams

13.06.2004, 21:14

Halle/MZ. - "Europa bleibt doch ziemlichanonym, die Region ist einemschon näher - und vor allem kenntman die Bewerber." Wie Astrid Rahaus geht es vielen Wählern: Fast

hätte sie vergessen, den dritten Zettel für die Europawahl auch noch im Empfang zu nehmen. Von geduldigen Wahlhelfern in der Coswiger Fröbelschule erinnert, macht sie ihr Kreuz aber schließlich nicht nur bei den Kandidaten für Stadt und Kreis, sondern auch noch bei den Vertretern, die sich für das Parlament in Brüssel bewerben.

Sechs Frauen sind es, die hier routiniert das Geschehen in der Hand haben. "Wir sind ein eingespieltes Team", bekundet Kristina Harz, die seit 1990 schon in fast allen sechs Wahllokalen der Stadt tätig war. Insgesamt habe die Begeisterung der Bevölkerung eher nachgelassen, sieht sie die Entwicklung. Auch Erstwähler Philipp Heinze ist eher aus Pflichtgefühl mit seinen Eltern mitgegangen. "Ich glaube nicht, dass meine Stimme wirklich etwas bewegt", konstatiert der Sechzehnjährige.

Die Wahlhelferinnen freuen sich indes, wenn die Jugend ihr Wahlrecht in Anspruch nimmt. "Ein Geburtstagskind hatten wir heute auch schon an der Urne", erzählt Thea Lehmann und erinnert sich, dass bei der letzten Bundestagswahl sogar ein frisch vermähltes Paar dabei war. "Das kam in Brautkleid und schwarzem Anzug direkt vom Standesamt zu uns, schade nur dass wir keine Blumen für die beiden hatten." Selbst gewählt hat die Wahlhelferin selbstverständlich auch schon.

Dazu ist Lothar Kruschel noch gar nicht gekommen. "Aber das schaffe ich noch", bekundet der Bürgermeister von Möllensdorf, der nicht nur selbst als Wahlhelfer im kleinsten Ort der Verwaltungsgemeinschaft Coswig fungiert, sondern gleich noch seine 20-jährige Tochter Stefanie für das Ehrenamt eingespannt hat. Ehefrau Renate Kruschel versorgt derweil die ehrenamtlichen Helfer mit Kaffee und Gebäck, und auch Kruschels Mutter Irma ist gekommen. "Ich habe noch nie eine Wahl verpasst", verkündet sie energisch.

Ähnlich familiär geht es in Senst zu. Auch hier gehört der Bürgermeister zu den Helfern, und Bernd Frosch begrüßt jeden Wähler persönlich. "Um 15 Uhr hatten wir schon 54 Prozent Wahlbeteiligung", konstatiert er nicht unzufrieden. Die Stimmen für alle drei Wahlen sollen hier, wie auch in den anderen Lokalen, noch am Abend vollständig ausgezählt werden.

"Dass ihr euch bloß beeilt", fordert Elke Hoffmann energisch. Die Wahlhelferin ist Postangestellte und droht, "wenn ich hier zu lange beschäftigt bin, kommen eure Briefe morgen nicht pünktlich." Zum Glück sind die Unterlagen der Briefwähler schon eingegangen.