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Vor den Laborratten tauchen alle ab

16.07.2006, 18:21

Dessau/MZ. - Erst zum zweiten Mal hat das Naturbad Mosigkau zum Fischerstechen beim Neptunfest eingeladen, doch das sportliche Gaudi ist schon etabliert. 23 Teams haben sich angemeldet mit so abenteuerlichen Namen wie Haialarm oder Laborratten, und sogar aus Nachbarkreisen ist man angereist, um Sieg und Platz zu kämpfen, um die Preise, Bier, viel Bier, einzuheimsen.

Wieland Göricke ist an diesem Tag die Meerjungfrau. Perücke trägt er, einen mit Luftballons unterfütterten Bikini. Seit vorigem Jahr ist Göricke Vorsitzender des Naturbadvereins, der Ende der 90er Jahre das kleine Freibad am Stadtrand vor der Schließung bewahrte, indem er es übernahm. Keine leichte Aufgabe. "Wir kämpfen", sagt Göricke, "um jeden Euro." Nicht alles lässt sich ehrenamtlich schultern: "Wir haben unsere Not, den Rettungsschwimmer zu bezahlen." Dennoch: man wollte das Bad offen halten für Mosigkau, für Dessau, für Nachbarorte, wo, wie Quellendorf, Bäder bereits geschlossen wurden. "Wo sind wir früher in den Sommerferien hingegangen? Ins Bad. Und dann war der Tag okay."

Das Bad aber muss bekannter werden, weiß Göricke. Das Fest am Wochenende, organisiert vom Ortschaftsrat, dem Naturbadverein und dem Athletikclub, soll Leute anlocken - und es lockt Leute an. Zuschauer, aber eben auch Wettkampfteams. Von denen kommen etliche aus Chörau. Mit 10 Leuten ist man angereist, das macht fünf Teams: Chörau 1 bis 5. "Es wären noch mehr mitgekommen, aber viele müssen am Sonnabend arbeiten", versichert Heino. Wie sein Nachname sei? Das tue nichts zur Sache, in Chörau und Mosigkau kenne man ihn einfach unter Heino. Heino ist selbständig, hilft dem Naturbad, kachelt dort Räume oder mauert Schornsteine. "Dafür habe ich dann freien Eintritt."

Eigentlich hatten die Chörauer schon im vorigen Jahr den Sieg sicher geglaubt. Sie wurden zweiter. "Wir haben uns über die Regeln beschwert", erklärt Heino. Denn Regeln gab es nicht. Die Fischer standen auf dem vorderen Sitz in den Booten, mit Schuhen oder ohne, wer vom Sitz gestoßen wurde, durfte trotzdem weitermachen.

In diesem Jahr gelten nun Regeln. Die Fischer stehen auf Holzplattformen am Heck, wer sie mit einem Bein verlässt bekommt von auf einem Wassertreter sitzenden Schiedsrichter die rote Karte gezeigt, wer über Bord geht oder ins Boot springen muss, hat verloren. Meistens dauert es nur Sekunden, bis der Wettkampf entschieden ist, nur selten wird länger geschoben und gezogen. Das Publikum amüsiert sich.

Trotz des personellen Einsatzes: Die Chörauer müssen sich am Ende mit einem zweiten Platz und 30 Liter Bier begnügen. Den Sieg tragen die Laborratten davon, sie können ein 50-Liter-Fass nach Hause rollen.