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Premiere im Alten Theater in Dessau Premiere im Alten Theater in Dessau: Wer liebt der verzichtet

Von Ute König 23.02.2015, 20:48
Der Bräutigam raucht sein „Prinzesschen“ nicht mehr.
Der Bräutigam raucht sein „Prinzesschen“ nicht mehr. Heysel Lizenz

Dessau - So richtig gesellschaftsfähig ist die Liebe zur Zigarette ja eigentlich nicht mehr. Trotzdem widmet sich „Liebesrau(s)ch - Monolog eines Nichtrauchers“ am Alten Theater in Dessau genau diesem Thema. Und bei der Premiere am Samstagabend haben es Patrick Wudtke (Regie) und Patrick Rupar (Schauspiel) geschafft, auch Nichtraucher damit anzusprechen und bestens zu unterhalten.

Schon vor dem eigentlichen Beginn des Stück, ging es auf der Bühne los. Ein unruhiger Mann, tigert vom Stuhl zum Bett, vom Bett zum Klavier. Trinkt dann hastig aus einer Flasche Wasser. Nervös war Patrick Rupar vor der Premiere am Samstagabend mit Sicherheit, aber da war er bereits in seiner Rolle als vermeintlicher Nichtraucher. Pünktlich um 20 Uhr begann dieser dann seine Lebens-und Liebesgeschichte als Raucher zu erzählen. „Ich bin ein bekennender Nichtraucher.“ Doch wer das ist, musste vorher ein „exzentrischer Raucher gewesen sein“.

Leben eines Rauchers

Er erzählt von seinem ersten Zug mit zehn Jahren an einer Marlboro, der nicht mehr nach sich zog als einen abgebrannten Gartenschuppen, und schließlich von der ersten enttäuschten Liebe, über die ihn mit 17 Jahren seine erste Camel hinweghalf. „Von diesem Moment an wusste ich, dass ich von etwas abhängig sein möchte.“ Die Liebesgeschichte nimmt seinen Lauf. Mit jedem Zug löst die Liebe zu seinem „Prinzesschen“, wie er die Klimmstängel irgendwann nennt, die Liebe zu realen Frauen ab.

50 Minuten lang hält Patrick Rupar seinen Monolog. Aber keinen im klassischen Sinne. Im Text von Frank Radüg stecken durchaus Dialoge, zwischen dem Protagonisten und seinen menschlichen Freundinnen oder seinen Eltern. Und jede einzelne Figur erweckt Rupar zum Leben. Zeitweise erhält das Stück Hörspielcharakter. Auf große Effekte verzichtet die Inszenierung von Patrick Wudtke, der mit „Liebesrau(s)ch“ sein Regie-Debüt feierte, allerdings. Nur wechselndes Licht hilft, den Raum in unterschiedliche Stimmungen zu tauchen. Auch das Bühnenbild ist schlicht: Bett, Spint, Stuhl, Tisch, Aschenbecher und das „Prinzesschen“. Alles in weiß.

Auch wenn die Geschichte selbst schon viel Gefälliges mitbringt, ist es ein Kraftakt, das Publikum ganz allein vor dem spartanischen Bühnenbild 50 Minuten bei Laune zu halten. Doch Patrick Rupar hat ihn bei der Premiere am Samstagabend gemeistert.

Skurrile Liebe

Texthänger? „Die werde ich nicht haben“, sagte Rupar vorab. Und so war es. Der Schauspieler hatte die Figur des Nichtrauchers tatsächlich komplett verinnerlicht und erzählte einfach eine Geschichte. Im besten Fall war es die, die von Frank Radüg geschrieben worden ist. Letztendlich ist das aber ganz egal. Man hat einfach gerne zugehört - und vielleicht auch etwas mitgelitten. Denn die ungewöhnliche Liebe wird im Laufe des Stücks immer stärker und nimmt letztlich etwas skurrile Formen an. Optisch verwandelt sich der Protagonist nach und nach in einen Bräutigam, der sein „Prinzesschen“ sogar heiraten will. Klingt verrückt und die Ähnlichkeit des Bühnenbildes zu einer Zelle in der Psychiatrie scheint dies zu bekräftigen. Die Antwort drauf muss jeder Zuschauer jedoch für sich selbst finden. Dafür gibt es am Ende noch einige Phrasen mit auf den Weg: „Wer liebt, der... verzichtet!“ So verzichtet der Liebende auch „auf jene Leidenschaft, die Leiden schafft“. Aus Liebe brennt er sein „Prinzesschen“ schließlich nur noch ab, ohne sie zu rauchen. (mz)