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MZ-Gespräch mit Ulrich Finke und Ernst Paul Dörfler MZ-Gespräch mit Ulrich Finke und Ernst Paul Dörfler: «Die Menschen sind leichtsinnig»

21.08.2002, 18:55

Dessau/MZ. - Ulrich Finke und Ernst Paul Dörfler haben ein großes Thema: Die Bauarbeiten an der Elbe. Finke ist schon von Berufswegen unbedingt dafür, als Chef der Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion Dresden. Dagegen ist Dörfler, Kopf des BUND-Elbeprojekts, der wohl prominenteste und hartnäckigste der Ausbaugegner. Am Mittwoch hat MZ-Redakteur Thomas Steinberg mit beiden telefoniert und die Gespräche in einem Interview zusammengefasst.

Herr Finke, in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion Dresden ist niemand erreichbar. Deshalb musste ich Sie auf dem Handy anrufen.

Finke: Ja, ja, wir sind abgesoffen. Der Keller steht unter Wasser und wir haben kein Telefon mehr.

Und wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Dörfler?

Dörfler: Ich wohne in Steckby. Das liegt auf einem Hochufer und ist trocken.

Jetzt hätten ja die Schiffe auf der Elbe genügend Wasser unterm Kiel. Trotzdem fahren die nicht - es ist wohl ein wenig zu viel des Guten. Wie soll es weiter gehen mit dem Ausbau der Elbe, wie die Kritiker sagen, oder mit den Strombaumaßnahmen, wie die Befürworter formulieren?

Finke: Auf alle Fälle muss weitergebaut werden.

Dörfler: Die Arbeiten müssen gestoppt werden.

Herr Finke, erklären Sie das bitte: Wieso soll weiter gebaut werden?

Finke: Die ersten Bauwerke entlang der Flüsse wurden ja zum Schutz vor Hochwasser gebaut. Nehmen Sie das Deckwerk am Kornhaus in Dessau, das wir jetzt erst erneuert haben und wofür es starke Kritik gab. Wenn es das nicht gäbe, wäre die Elbe schon längst am Hochwasserdamm.

Dörfler: Das ist schon richtig: an manchen Stellen müssen Siedlungen geschützt werden. Aber man muss ja nicht immer die Beispiele raussuchen, von denen sich sagen lässt, hier machen die Arbeiten einen gewissen Sinn. Ich könnte ihnen mitten im Biosphärenreservat etliche Stellen zeigen, wo der Fluss schon aussieht wie ein Kanal. Hochwasserschutz geschieht in erster Linie durch Deiche.

Finke: Die Bauwerke in der Elbe sollen den Strom in ein festes Bett zwingen, damit er nicht mäandrieren kann. Das ist Hochwasserschutz. Wenn sie sich alte Landkarten ansehen, dann hatte der Strom nach jedem Hochwasser ein ganz anderes Bett als vorher.

Dörfler: Das alles zielt darauf, ein Leitbild aus dem 19. Jahrhundert zu verwirklichen. Und die Aussage, dass sich die Elbe ohne neue Bauwerke ein neues Bett suchen würde, ist nicht nachvollziehbar, dazu ist sie bereits jetzt genügend befestigt. Wenn Herr Finke sagt, die Bauwerke seien nicht die Ursache für Überschwemmungen, ist das zunächst richtig. Man muss allerdings den Gesamtzusammenhang sehen. So betrachtet sind die Bauwerke kontraproduktiv.

Der Text wurde gekürzt. Die vollständige Fassung lesen Sie in der Druckausgabe der Mitteldeutschen Zeitung von Donnerstag, 22.08.2002.