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Kirche St. Gertrud Kirche St. Gertrud: 14 Fenster sind schon in der Werkstatt

Von Yvonne Falke 27.07.2004, 16:13

Neugattersleben/MZ. - Ein Leben ohne Handwerker kann sich Gottfried Eggebrecht, Pfarrer im Kirchenkreis Egeln, nicht mehr vorstellen. In der Kirche St. Gertrud in Neugattersleben geben sich Maler, Maurer und Dachdecker seit 1996 die Klinke in die Hand.

"Das ist aber nur möglich, wenn finanzielle Mittel vorhanden sind", erklärt Eggebrecht. Und wenn man mit dem Landesamt für Denkmalpflege einen guten Partner hat. Die Kirche, meint Eggebrecht, sei für die Denkmalpfleger so bedeutend, weil alles bis hin zu den Leuchtern komplett erhalten ist.

Jetzt stehen St. Gertrud wieder 60 000 Euro ins Haus. 20 000 Euro davon kommen vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung. 37 000 Euro gibt der Kirchenkreis Egeln dazu. Den Rest haben die 260 Mitglieder der Kirchengemeinde zusammen getragen.

Mit dem Geld können nun 40 Fenster im Kirchenschiff und in der Eingangshalle restauriert werden. Ein Vorhaben, das die Gemeinde schon lange beschäftigt. So hatten bereits im April 2002 Erfurter Studenten unter Leitung von Professor Peter van Treeck die Bleiglasfiguren genau unter die Lupe genommen. Die Fenster stammen zum großen Teil von Ferdinand Müller aus Quedlinburg, einige sogar vom königlich herzoglich bayrischen Hofglasmaler de Bouche aus München.

Im Altarraum tragen die Fenster Motive vom auferstandenen Jesus, Petrus und Paulus mit dem Schwert. Sogar die Familie des Grafen von Alvensleben mit Frau und Kinder ist als Vermählung Mariäs in der Kirche wieder zu finden.

"Auf den ersten Blick", sagt der Pfarrer, "sehen alle Fenster noch gut aus." Schaut man aber genau hin, sieht man die Schäden der Zeit und der hohen Umweltbelastung. Zur losen Farbe kommen Löcher von Steinwürfen, aber auch Einschüsse von Luftgewehren. "1996", berichtet Eggebrecht, "haben wir die Fenster zum Schutz vor Vandalen verdrahten lassen." Viel geholfen habe das aber nicht.

Die Malereien und Bleiruten sollen nun in der Werkstatt Schneemelcher in Quedlinburg verfestigt werden. Das ist der direkte Nachfolger des Erbauers Müller. Hier werden auch die Fehlstellen ergänzt und eine Schutzverglasung eingebaut.

Die ersten 14 Fenster haben die Restauratoren schon weggeholt. Bis Ende August sollen die filigranen Arbeiten in der Glaswerkstatt beendet sein. Bis dahin wartet viel Arbeit auf die Frauen vom Chor und von den Gemeindenachmittagen um Hedwig Kasler. Sie, lobt Pfarrer Eggebrecht, putzen jedes Mal nach den Handwerkern die ganze Kirche.

Die Fenster in ihrer wieder erstandenen Schönheit will die Gemeinde den Besuchern der Kirche am 28. August zum Orgelschmaus der Kreissparkasse Bernburg zeigen.