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Junge Stimmen mit gläsernem Klang

Von Rainer Schöbe 16.05.2006, 13:14

Dessau/MZ. - Eröffnet wurde das Konzert von "Padouana", einem Streichquartett des frühen Leipziger Thomaskantors Johann Hermann Schein. Originellerweise von einem Ensemble gespielt, das man auf der Chorempore der Kirche platziert hatte. In fast schon gewohnter Manier war dann das große Blockflötenensemble der Musikschule zu hören. Die Sinfonia in G von Salomone Rossi klang aufgrund der großen Spielerzahl und der runden, warmen Kirchenakustik ausgesprochen homogen. Im Folgenden konnte man einen der Schätze der Johanniskirche hören: die große Eule-Orgel. Sophie Antal entlockte ihr in der Toccata und Fuge über den Namen Bach von Jan Albert van Eyken teils sehr zarte, dann wiederum, in den großen Akkordballungen, sehr mächtige und volle Klänge, was sehr beeindruckte. Dass noch immer Mozart-Jahr ist, konnte man auch an diesem Konzertprogramm der feststellen. Das Orchester der Musikschule spielte, über das gesamte Programm verteilt, das Divertimento D-Dur KV 136. Dabei gelang es Dirigent Friedemann Neef, seinen Musikern Sicherheit zu geben. Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Dieser Mozart klang frisch, heiter und alles andere als angestrengt.

Neben vielen weiteren Beiträgen stachen vor allem das Akkordeon-Ensemble der Musuikschule sowie die gesangssolistischen Beiträge von Bianca Amelew und Christoph Heinrich heraus. Dass man auf dem Akkordeon nicht nur brave Lieder, sondern temperamentvollstes Repertoire spielen kann, wurde vom Akkordeonensemble nicht nur behauptet. Durch ihr engagiertes, ja virtuoses Spiel des unbekannten Werkes "Nigun shell yossy" von Johan de With setzten die jungen Musiker wahrhaft einen der Glanzpunkte des Nachmittags in der Johanniskirche.

Im Rezitativ "Drum suchet auch Amor sein Vergnügen" und in der Arie "Wenn die Frühlingslüfte streichen" beeindruckte Bianca Amelew mit ihrer warmen Sopranstimme, gutem Textverständnis und hohem Einfühlungsvermögen. Begleitet wurde sie vom fabelhaften Barock-Ensemble der Musikschule.

Der Bass Christoph Heinrich ersang sich mit dem Rezitativ "Vom Widder strahlet jetzt" und mit der Arie "Schon eilet froh der Ackermann" aus den "Jahreszeiten" von Joseph Haydn reichlich Anerkennung. Wo andere Sänger Töne stemmen oder den Text entstellen, spielt er mit den gestalterischen Möglichkeiten, mit Farben, variiert spielerisch, darin ganz zu Haydn passend mit der Artikulation. Begleitet wurde er vom Orchester der Musikschule unter der Leitung von Friedemann Neef.

Den Höhepunkt setzte jedoch das Vokalensemble. Neben Schuberts "Trinklied im Mai" und Ernst-Lothar von Knorrs "Ich freue mich auf die Blumen rot" erklang Heinrich Schütz' "Singet dem Herrn ein neues Lied". Alle drei Werke waren in Sachen Intonation, Präzision und Gestaltung fabelhaft erarbeitet und wundervoll, ja gläsern in Klang gesetzt worden.