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Händels Werke in Hundeluft

Von Alexander Boos 04.06.2007, 16:43

Hundeluft/MZ. - Das spätbarocke Gotteshaus lieferte den perfekten Rahmen für ein - nicht nur - barockes Konzert von Schülern der Musikschule Dessau und jungen Musikern aus der Region. Es war das 27. dieser Art im Flämingort, und diesmal standen Blasinstrumente, Streicher und das Orgelspiel im Mittelpunkt. Die zahlreichen Zuhörer fanden "aus allen Himmelsrichtungen den Weg zum Konzert", wie Pfarrer Jörg Natho in seinen einleitenden Worten zufrieden feststellte. Die Kirche war denn auch bis zum letzten Platz gefüllt.

Zum Auftakt erklang ein weihevolles Menuett von Georg Friedrich Händel, dem bekannten Komponisten der Barockzeit aus Halle. Anschließend erfreute ein Präludium aus der Feder von Johann Sebastian Bach die Zuhörer. Sophie Antal und Peter Ullmann spielten im Duett an der Hoff-Orgel, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde.

Die junge Künstlerin aus Hundeluft wirkte bei sämtlichen bisherigen Konzerten mit. Nun allerdings wurde "unsere dienstälteste Konzert-Teilnehmerin" von ihrem Mentor Kunath verabschiedet. Zusammen mit den Streichern zelebrierte Sophie Antal ihren eigenen Abschied mit einem gegensätzlichen Beitrag des böhmischen Komponisten Frantisek Xaver Brixi. Zunächst erklang ein getragenes, nachdenklich stimmendes Andante, bevor ein beschwingtes, heiteres Allegro einsetzte.

"Ich nehme im Herbst ein Studium der Medizin auf und verlasse deshalb leider die Musikschule Dessau. Aber den Hundelufter Konzerten werde ich erhalten bleiben", sagte die Organistin im Anschluss über die Beweggründe.

Auch der Nachwuchs präsentierte unter der Leitung von Musiklehrerin Nina Schuster sein Können. Beim "Tiroler Walzer" gaben die jungen Akkordeonschüler die Melodie vor, das Schlagwerk sorgte für den Rhythmus, und die Flöte rundete das Ganze ab. Bei Händels "Ouvertüre" aus der Wassermusik sorgte das Bläserquintett gemeinsam mit dem Streichquartett für eine eindrucksvolle instrumentale Melange.

Dr. Kunath dirigierte seine Schützlinge enthusiastisch. Ebenso begeistert nahm das Publikum den Auftritt des 16-jährigen Dessauers Christoph Schreiber auf. Das Nachwuchstalent errang beim diesjährigen Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" den 1. Platz in seiner Alterskategorie an der Violine. Er bereicherte mit seinem Solo und einer ansprechenden wie anspruchsvollen Interpretation von Georg Philipp Telemann das Konzert. Auch die "Jugend-musiziert"-Teilnehmer Bastian Matthei (Cembalo) und Johannes Wagner (Fagott) ernteten viel Applaus.

Vor drei Jahren hatte sich das Blockflötenquartett von den Hundelufter Konzerten verabschiedet, nun feierten die Künstler mit einem Stück aus der "Cotton Blossom-Suite" vom österreichischen Komponisten Gerald Schwertberger ihr comeback. Im Finale brachten alle Akteure ein Stück aus der "Wassermusik" Händels zu Gehör.

"Es war nicht das letzte Konzert dieser traditionellen Reihe", versprach Pfarrer Natho, bevor die Zugabe einsetzte. Beim Kirchenlied "Nun geh' deine Wege" vom Komponisten Paul Gerhardt aus Gräfenhainichen sang Sophie Antal und wurde von ihren Kolleginnen und Kollegen begleitet.

Nicht nur Sophie Antal nahm ihren Abschied. Viele andere, jahrelang aktive junge Künstler verabschiedeten sich gleichfalls - zumindest vorerst. "Die älteren Schüler der beiden Ensembles sind am Ende ihrer jungen musikalischen Laufbahn und werden nun den Weg der Ausbildung zu gehen haben", betonte Thomas Kunath gegenüber der MZ. Dennoch sei ein Ende der beliebten Hundelufter Konzerte nicht in Sicht. "Die vielen Zuschauer beweisen das Interesse der kunstliebenden Bevölkerung", ergänzte der ehemalige Leiter der Musikschule Dessau, der nun auf Unterstützung für die kommenden Konzerte vom neuen Landkreis Wittenberg hofft.