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Ganztagsschule in der Mauerstraße Ganztagsschule in der Mauerstraße: Schüler packen selbst mit an

Von Thomas Schaarschmidt 04.01.2004, 18:24

Dessau/MZ. - Zwang gibt es nicht. Und auch keine Gängelung. "Wer kommt, der kommt, weil er will", sagt Brigitte Marsch, und irgendwie nimmt man das der sympathischen Frau sofort ab.

Seit Beginn dieses Schuljahres hat Brigitte Marsch als pädagogische Mitarbeiterin eine neue Heimat: die Ganztagsschule in der Mauerstraße. Dort, hinter dem altehrwürdigen Schulgebäude befindet sich in einem Flachbungalow das Reich von Brigitte Marsch und ihren beiden Kolleginnen Rita Kaluza und Silvia Ehrle.

Der ehemalige Hort der Mauerschule beherbergt nun, wenn man es verwaltungstechnisch genau nimmt, den Freizeitbereich der Ganztagsschule. Groß ist dieser, fast zehn Räume stehen den Mitarbeitern zur Verfügung. Drei werden noch für den Unterricht genutzt, in einem werden Hausaufgaben, in dem anderen der Mittagstisch erledigt. Mit dem Rest des großen Platzangebotes haben Marsch und ihre Helfer erstaunliches "angerichtet". Tischtennis-, Kreativ-, Freizeit- und Entspannungsraum - all das und mehr ist bereits entstanden oder geplant. Täglich zwischen 9 Uhr und 16.30 Uhr ist der Freizeitbereich geöffnet - knapp 15 Arbeitsgemeinschaften sind entstanden.

Ob Love-Talk, Schwarzlicht-Theater oder Salzteig-AG, die Angebote des Hauses folgen einem Prinzip: "Wir wollen die Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen ansprechen", erklärt Brigitte Marsch. "Es geht um ein Miteinander jedes Alters. Niemand schickt den anderen weg."

Die Angebote der Kurse seien so angelegt, dass sowohl fünfte wie auch zehnte Klassen Betätigung in ihnen finden. "Wir möchten die Schüler begleiten, denken langfristig", erklärt Brigitte Marsch, die gerade mitten in den Vorbereitungen für die neue Küche steckt. Ein kleines Café soll hier gleich mit entstehen, Pläne gibt es auch für einen Mini-Schulgarten und eine Außenfläche. Doch das braucht Zeit, denn vieles ist notgedrungen selbst gemacht, selbst erdacht, oder finanziert sich wie die AG Backen allein.

Die Mittel sind rar, das weiß man hier genau. "Denn eins ist klar, zuerst kommt der Unterricht", sagt Marsch, "aber vielleicht kann man uns in der Stadt doch etwas schneller unterstützen." Die Geldknappheit führte auch zur ungewöhnlichsten Wandgestaltung im Bungalow. Nachdem Marsch einen weiteren Freizeitraum überholt hatte, blieb die Frage offen: "Wie jetzt noch eine schöne Wand hinbekommen?" Mittel zum Malern oder gar Tapezieren gab es nicht.

Da entschied sich Brigitte Marsch für eine besondere Verbindung aus Medienerziehung und handwerklicher Tätigkeit. Aus ihrem reichlichen Heimfundus brachte Marsch zahlreiche Ausgaben der Mitteldeutschen Zeitung mit. Die Schüler durchforsteten diese und suchten die interessantesten Artikel heraus. Dann gab es eine Probeklebung. "Da stellten wir fest: eine MZ lässt sich gut tapezieren", lacht Brigitte Marsch. Und so wurde flugs eine ganze Wand mit Artikeln und Bildern der Lokalzeitung gefüllt.

Das Prinzip übertrug sich in der Folge sogar einen Raum weiter. Statt spröder Farbe lächeln dort nun Musikposter von den Wänden. "Und es hat noch großen Spaß gemacht", freut sich Marsch, die hofft, in Zukunft das Angebot des Freizeitbereiches noch erweitern zu können. "Doch dafür bräuchten wir noch ein oder zwei pädagogische Mitarbeiter mehr."