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Freude auf die Zuckertüten

Von Grit Lichtblau 02.09.2007, 19:06

Roßlau/MZ. - Da saßen sie dann in einer Reihe auf den Bänken vor der Schule, die Mädchen schick im Kleidchen, die Jungs mit Hemden, die Ranzen auf ihren Rücken schienen noch immer eine Nummer zu groß. Mutti, Vati, Oma und Opa zückten die Fotoapparate. Denn egal, was da in den nächsten zehn oder zwölf Jahren kommen mag, die Einschulung ist ein ganz besonderer Moment.

Das ist auch Anke Heinrich, der neuen Schulleiterin bewusst. Auf die Frage, ob sie denn alle aufgeregt seien, bekam sie zunächst nur ein zaghaftes "Ja" von den Kindern. Die Antwort auf die Frage, worauf sie sich am meisten freuen, war dann schon etwas deutlicher: Klar, auf die Zuckertüten.

Doch zunächst zeigten die Schüler und Schülerinnen der 4. Klassen, was es im Laufe eines Schuljahres alles zu erleben gibt. Angefangen vom Bauchtanz, über schwierige Rechenaufgaben in Pippi-Langstrumpf-Manier bis hin zum Gummibärentanz. Das Programm war zu Ende, doch die Zuckertüren ließen weiter auf sich warten.

Klassenweise ging es in die Schule. Erste zaghafte Blicke. Wer ist in meiner Klasse, wie ist die Lehrerin? Im Raum 101 begrüßten Klassenleiterin Sabine Meiling und Mathematiklehrerin Ellen Bennemann die 17 Mädchen und Jungen der 1 a. Gespannt sitzen sie auf den Stühlen. "Gerade sitzen und die Arme verschränken", kommt die freundliche, aber bestimmte Aufforderung der Klassenlehrerin. An der Tafel hängen Namensschilder. "Wer kann denn schon seinen Namen lesen und sein Namenschild holen?" Einige sind noch zaghaft, fast schüchtern, andere gehen forsch nach vorne, um sich ihr Namensschild abzuholen. Und zwischendurch immer wieder ein eindringliches "Pssst" der beiden Lehrerinnen. Sie zeigen Steve, Justus, Tamilla, Michelle und Sina, was sie als Erstes in ihre Ranzen packen dürfen. Einen Leuchtkragen, einen Stundenplan und eine Elternpost. Und die erste Hausaufgabe gibt es auch gleich dazu. Theo Tintenklecks, das Kindermaskottchen von MDR 1 Radio Sachsen Anhalt, sollen die Kinder farbenfroh ausmalen. Dann kommt Mimi. Die plüschige gelb-weiße Stoffkatze wird den Kindern helfen, die Buchstaben zu lernen, erklärt Sabine Meiling und platziert Mimi auf dem Lehrertisch auf einer Flasche.

Mit viel Schwung vergeht so die erste Unterrichtsstunde mit Singen, Zählen und Kniebeugen. Für Sabine Meiling ist die Arbeit mit Erstklässlern, die ganz offiziell jetzt ,Lerngruppen in der Schuleingangsphase' heißen, stets etwas Besonderes: "Weil jedes Kind unterschiedliche Voraussetzungen hat, und wir versuchen, die Kinder dort abzuholen, wo sie momentan gerade stehen."

Die relativ geringe Klassenstärke kommt den Pädagogen dabei durchaus zugute. Die 47 Schülerinnen und Schüler in der Waldstraße sind in drei Klassen aufgeteilt. "Wir wollen für die Kinder viel bewegen, wollen hier eine offene Unterrichtsform praktizieren, die jedem Kind individuell gerecht wird", umreißt Direktorin Anke Heinrich ihre Ziele. Für die Umsetzung sorgen in der Grundschule Waldstraße insgesamt 17 Lehrerinnen und pädagogischen Mitarbeiter(innen). Doch die meisten von ihnen bleiben an diesem Tag unsichtbare Helferinnen im Hintergrund. Denn endlich dürfen auch die Mädchen und Jungen der 1 a in die Turnhalle, wo ihre Zuckertüten sternförmig auf dem Boden liegen. Jedes Kind bekommt seine Tüte, verbunden mit einem dicken Kuss von Mutti oder Vati. Damit sind sie nun Schülerrinnen und Schüler in der Roßlauer Waldstraße. Und Montag heißt es zum ersten Mal: "Ruhig sitzen, und nicht zappeln."