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Freiwillige Feuerwehr Roßlau Freiwillige Feuerwehr Roßlau: Einsatz bei Antrax oder Feuerwalzen

27.01.2002, 18:10

Roßlau/MZ/iot. - Die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Roßlau haben sich im Jahr 2001 beträchtlich verringert. Das zeigte der Rechenschaftsbericht, den Wehrleiter Werner Künzl am Freitag zur Jahreshauptversammlung der Roßlauer Wehr vorlegte. Demnach mussten die Helfer im vergangenen Jahr nur 53 Mal ausrücken. Dieser Wert konnte nur 1987 unterboten werden, als die Feuerwehr 48 mal zu Hilfe gerufen wurden. 2000 waren es noch 67 Einsätze.

Vermutungen, die besagen dass es in fünf Jahren keine Einsätze für die Feuerwehr geben würde, bewertete Kreisbrandmeister Hans-Joachim Siebert am Freitagabend allerdings als "trügerisch". Die Einsätze würden zwar weniger, "aber dafür immer komplizierter", so Siebert. Deshalb dürften auch die Roßlauer Kameraden keine Kräfte sparen.

Werner Künzl erinnerte gleich zu Beginn seines Berichtes an die Terroranschläge vom 11. September als eines der traurigen Kapitel der Weltgeschichte. "Doch so groß die Trauer auch ist, zeigen diese Schattenseiten des menschlichen Miteinander einmal mehr die Verbundenheit der Feuerwehrkameraden weltweit", sagte Künzl. Auf die Auswirkungen eingehend, berichtete der Wehrleiter auch von zwei so genannten Antrax-Einsätzen in Roßlau, wobei sich einer jedoch als Hundefutterprobe herausstellte, der andere an das Amt für Brand- und Katastrophenschutz weitergegeben wurde.

Insgesamt 22 Mal mussten die Roßlauer Kameraden im Jahr 2001 gegen Feuerwalzen kämpfen, unter anderem bei einem Brand in einer chemischen Textilreinigung in der Hauptstraße im Oktober. "Ein Rauchmelder für rund 20 Euro im Treppenhaus installiert, hätte den Schaden mit Sicherheit erheblich geringer gehalten", wies Werner Künzl darauf hin, dass diese Anschaffung oftmals schlimme Brände verhindern kann. Der Wehrleiter lobte den Nachbarschaftseinsatz beim Großbrand der Discothek "BIG" in Dessau, bei der zwei Roßlauer Kameraden mit der Drehleiter zu Hilfe kamen.

Dreimal mussten die Roßlauer Kameraden im vergangenen Jahr zu Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen ausrücken. Der Schlimmste davon im August, als auf der B 184 zwischen Roßlau und Jütrichau ein Tanklastzug verunglückte. Der Fahrer konnte nur noch tot geborgen werden. Ein ähnlicher Fall Anfang November auf der A9 bei Coswig, bei dem der Beifahrer eines Lastzuges nach einem Auffahrunfall sein Leben verlor. "All diese Einsätze bleiben bei den Feuerwehrleuten nicht nur an den Kleidern hängen", wies Künzl auf den seelischen Stress hin, unter dem die ehrenamtlichen Helfer in solchen Situationen arbeiten.

Damit auch dann jeder Griff perfekt sitzt, nahmen zahlreiche Kameraden auch im vergangenen Jahr an Lehrgängen und Weiterbildungsmaßnahmen teil. Außerdem schaffte die Roßlauer Feuerwehr Ausrüstung für noch präzisiere Einsatzmöglichkeiten an. Zum Beispiel eine Elektrokettensäge und Elemente zur Funkausrüstung.

Die Roßlauer Feuerwehr nahm 2001 auch an Ausscheiden teil und konnte zwei erste Plätze erkämpfen. Weiterhin gehörte die Ausbildung von 16 Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr zu weiteren kleinen Meilenstein der Feuerwehrarbeit. "Zur Zeit haben wir einen Aufnahmestopp verhängt, weil man sonst die Übersicht verliert", sagte Künzl über die Jugendfeuerwehr, beklagte aber gleichzeitig Nachwuchsprobleme, die aber durch das Nachrücken von Jugendlichen in die Erwachsenenfeuerwehr ausgeglichen werden soll.

Als einen gesellschaftlichen Höhepunkt der FFW Roßlau nannte Künzl die aktive Teilnahme am Heimat- und Schifferfest mit Vorführungen und dem Betrieb der Wasserorgel auf den Elbwiesen.

"Ein langjähriger Abschnitt der Roßlauer Feuerwehr geht zu Ende", ergriff Bürgermeister Klemens Koschig das Wort mit Blick auf Werner Künzl. Denn dieser legte am Freitag sein Amt als Wehrleiter nieder. Roland Turtschan wurde mit 35 von 36 Stimmen zu Künzls Nachfolger gewählt. Als Stellvertreter hatten sich Lutz Richter und Mike Danier zur Wahl gestellt. Die Mehrheit der Kameraden (23 Stimmen) entschied sich für Richter.