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Film ab in der Sommernacht

Von Gina Apitz 23.07.2006, 14:22

Dessau/MZ. - Unter dem Motto "Musik im Film" zeigte man in Dessau erstmalig die Verfilmung "Status Yo" von Regisseur Till Hastreiter. Die Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm behandelt die Berliner Hip-Hop-Szene. Probleme von Jugendlichen Hip-Hoppern werden aufgegriffen. Zwischendurch erlebt man eine Hip-Hop-Party und ist ergriffen von der tragischen Liebesgeschichte eines jungen Paares. Die vielen schnellen, bewusst wackeligen

Aufnahmen machen den Film zu einer Achterbahnfahrt durch das zumeist nächtliche Berlin. Auf klare Handlungsstränge wird verzichtet. Der Ton erweist sich allerdings als problematisch, die meisten Dialoge sind nur schwer verständlich.

Passend zum Thema gab die Gruppe "Revue" vor dem Film eine Live- Rap-Performance zum Besten. Von Drogen, Egoismus und gescheiterten Liebesbeziehungen handeln die Texte der drei jungen Rapper, die sie mit viel Enthusiasmus vortrugen. Kritik wurde vor allem an der Politik und an ihrer Heimatstadt laut. Als "Stadt im Dunkeln" kommt Dessau zur Sprache. Auch der Name Oury Jallow fällt. Die Texte von Revue sind unbequem. "Alles, was wir erzählen, haben wir selbst erlebt", verweist Benjamin Thomas von Revue auf die Authentizität. "Die Musik verbindet uns", spricht der Dessauer im Namen seiner beiden Mitstreiter. Entstanden ist die Gruppe erst vor kurzem, als sich die alte Revue-Besetzung langsam auflöste. Benjamin, schon damals Revue-Mitglied, wollte den Namen gern behalten. "Damit sind wir in Dessau schon ein bisschen bekannt", begründet er.

Noch mehr Musik gab es von DJ WK alias Tino Müller, der seine Plattenspieler am Freitagabend vor dem Film sowie in der Spielpause im Schwabehaushof in Gang brachte. Seit 1996 widmet sich der Dessauer der Musik und legte beispielsweise schon auf den "Fusion"-Partys im Depot auf.

Wer sich vom musikalischen Können der Dessauer Jugend überzeugt hatte, der konnte auf dem Fußweg vor dem Schwabehaus einigen Sprayern beim Gestalten ihrer Kunstwerke zusehen. Mit Sprühdosen bewaffnet, verewigte man sich dort auf einigen Holzplatten, die an einen Bauzaun gelehnt waren. Die Aktion verfehlte ihre Öffentlichkeitswirkung nicht. So mancher Passant blieb für ein Weilchen stehen, um den Sprayern über die Schulter zu schauen.

Wer die Buchstabenkonstellationen der "styles" absolut nicht entziffern konnte, dem blieben noch zahlreiche andere Kunstwerke, die an der Fassade des Schwabehauses sowie in dessen Innenhof aufgehängt wurden.

Als er die Bilder in der "Up Art"-Ausstellung, die vor einiger Zeit in der Dessauer Brauerei stattfand, sah, kam Tom Fischer auf die Idee, einige der Kunstwerke zum Sommerkino im Schwabehaus zu präsentieren. Der Kontakt zu Nicole Hitzegrat, Organisatorin der "Up Art", war schnell geknüpft. "Das passt zusammen", meinte diese und trommelte ihre Jugendlichen herbei. "Partner sind wichtig", findet Tom Fischer, der über den Kontakt zum Streetwork als auch zum Kiez-Kino, das Film und Technik stellt, sehr froh ist. "Eine runde Sache", soll das Sommerhofkino laut Fischer sein. Logisch, dass dann auch das Essen zum Thema passen sollte. Mit Currywurst, Pommes und Sandwiches wurde typisches Berlin-Essen angeboten.

"Das Kino sollte öfter stattfinden", meinte Besucher Matthias Chmell, dem die Atmosphäre an dem lauen Sommerabend sehr gefiel. "So etwas fehlt Dessau." Seit 1998 ist das Schwabehaus Träger und Ausrichter kultureller Veranstaltungen. Nach der Sanierung 2001 entwickelte es sich immer stärker zu einem lebendigen Kulturort. Das Sommerhofkino ist mittlerweile feste Tradition im Veranstaltungsplan. Das Motto für jede Filmreihe wählt übrigens das Publikum. "Was es im nächsten Jahr wird, steht noch nicht fest", so Tom Fischer.