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Boxen Boxen: Routinier hatte Eile im letzten Fight

Von Matthias Bartl 04.08.2002, 17:45

Görzig/MZ. - Beifall wurde am Sonntag im Görziger Festzelt eine ganze Menge verteilt. Natürlich zuerst an die Boxer, die sich im Ring meist wacker schlugen, aber auch die Organisatoren wurden bedacht, und zwar auf Anregung von Ulf Steinforth. Steinforth, Chef des Profi-Boxstalls SES, war mit dreien seiner Zugpferde in Görzig erschienen, um der Veranstaltung zusätzlich Glanz zu verleihen - und fand allen Grund, die vom Boxclub Görzig Fuhneland organisierte Veranstaltung zu loben, auch wegen des erstaunlichen Zulaufs, den die Kämpfe hatten.

Wobei das sachkundige Publikum in den seltensten Fällen enttäuscht wurde. Was natürlich in erster Linie daran lag, dass die Lokalmatadoren meist einen guten Lauf hatten und bis auf eine Ausnahme den Ring als Sieger verließen oder mindestens ein Unentschieden erreichten. Am schnellsten entledigte sich ausgerechnet Volker Weiner seiner Aufgabe gegen den Hallenser Mario Müller - ausgerechnet deshalb, weil, wie im Anschluss an den Kampf verkündet wurde, dies der letzte Auftritt des Routiniers gewesen war: Man kam kaum dazu, diese Tatsache zu würdigen, da Weiner noch in der ersten Runde seinen Kontrahenten mit einem blitzschnellen Schlag voll erwischte, dass Müller zu Boden ging, ihm beim Aufstehen gleich wieder die Beine einknickten und er nur noch ein wütende Geste in Richtung Weiner machen konnte, ehe sein Trainer das Handtuch warf.

Und auch der Kampf danach war eine ganz schnelle Angelegenheit: Der Görziger Tobias Büchner hatte Tom Sperk vom BC Halle stets im Griff, setzte ihn von der ersten Sekunde an unter Dauerdruck, was dazu führte, dass Sperk schon in der ersten Runde zweimal angezählt wurde und dann Ringrichter Mika den Fortgang der Büchnerschen Zerstörungsarbeit stoppen musste, um Sperk zu schützen.

So sehr kurzrundige Kämpfe das Salz in der Box-Suppe bilden, so wenig kommen freilich Freunde des Faustkampfes dabei auf ihre Kosten. Aber auch dafür hielt die Veranstaltung einiges bereit. Etwa den wirklich hochklassigen, temporeichen Kampf zwischen Paul Zörner von der HG 85 Köthen und dem Bernburger Steve Schwarz. Zörner zeigte konsequente lange Hände, schlug schöne Geraden, so dass Schwarz schon in Runde 1 zweimal angezählt wurde. Freilich forderte das hohe Tempo später auch seinen Tribut von dem Köthener, der sich im zweiten Durchgang hinsichtlich der Genauigkeit ein paar Aussetzer erlaubte und auch im Nachsetzen sündigte. Was er dann in Runde wieder abstellte - und damit Schwarz sofort wieder in Schwierigkeiten brachte: Am Ende siegte Zörner durch RSC.

Viel Kampfgeist demonstrierte der Görziger Ralf Bernhardt, der in den ersten beiden Runden gegen Ivo Petzold (BC Halle) einfach zu inaktiv war, zu selten die Initiative ergriff, so dass seine Leistungssteigerung in der Schlussrunde fast schon sensationell war. Bernhardt zeigte sich hier boxerisch gegen einen gewiss nicht schlechten Gegner auf der Höhe, variierte seine Schläge, arbeitete konsequent mit der Führhand und landete einen klaren Treffer nach dem anderen - der Punktsieg war der verdiente Lohn. Der Sieg von Marcel Lüdicke gegen Sergei Ilenko aus Wolfen stand dagegen nie in Frage, das Erstaunliche war nur, dass der Wolfener Junge überhaupt über die Runden kam - ihm waren bereits in der ersten Runde Luft- und Konditionsprobleme anzumerken, er wackelte, aber er fiel nicht. Um die Sache zu einem frühen Ende zu bringen, fehlten Lüdickes Aktionen letztlich die Genauigkeit. Viel Dampf machten auch der Görziger Ronny Daunke und sein Widerpart Jens Noack (BC Halle) auf - einmal sogar so viel, dass Ringrichter Dieter Mika sich nur noch mit einer flinken Meidbewegung aus der Gefahrenzone bringen konnte. Das schlagstarke Duo schenkte sich nichts, aber Daunke hatte letztlich mehr Linie in seinen Aktionen, setzte die klareren Treffer und konnte sich über einen verdienten Sieg freuen.

Der Text wurde gekürzt. Die vollständige Fassung lesen Sie in der Druckausgabe der Mitteldeutschen Zeitung vom 05.08.2002