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100-Tage-im-Amt  100-Tage-im-Amt : Keine Schonfrist für Jens Krause

10.05.2016, 12:27
Jens Krause hat am 4. Januar sein neues Amt übernommen.
Jens Krause hat am 4. Januar sein neues Amt übernommen. Lutz Sebastian

Dessau - Die berühmten 100 Tage im neuen Amt hat Jens Krause bereits überschritten. Am 4. Januar nahm der neue Beigeordnete für Gesundheit, Soziales und Bildung seine Arbeit auf. MZ-Redakteurin Sylke Kaufhold sprach mit ihm über seine ersten vier Monate im Rathaus.

Wie waren die ersten vier Monate an der Dessauer Rathausspitze?

Krause: Arbeitsreich, aber voller Elan und Spaß. Eine Schonfrist gab es nicht, so hatte es Oberbürgermeister Peter Kuras in seiner Neuansprache bereits angekündigt. Aber es gab auch keinen, der mich in das Amt eingeführt hat, da der Posten ja ein halbes Jahr lang nicht besetzt war.

Wie ging es Ihnen nach dem sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser?

Krause: Gut. Ich wollte ja nach meiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Jobcenters die kommunale Seite kennenlernen und gestalten. Und das mache ich jetzt. Das Sozialdezernat ist von der Aufgabenbreite her das größte in der Verwaltung. Gerade in den Bereichen Gesundheit und Bildung sind viele Aspekte neu für mich. Ich lerne also jeden Tag dazu.

Krempeln Sie als Neuer auch intern alles um?

Krause: Alles nicht, aber einiges schon. Viele Aufgaben waren beim persönlichen Referenten zentralisiert worden, so dass die eine Person völlig überfrachtet war. Das habe ich entzerrt und Fachaufgaben zurück in die zuständigen Ämter gegeben. Auch ich werde voraussichtlich ab Mitte Mai mit einem persönlichen Referenten arbeiten, der vor allem strategische Aufgaben übernehmen wird.

Ins Gespräch kommen

Kennen Sie schon alle Mitarbeiter und Einrichtungen?

Krause: Ich habe mich in allen Ämtern meines Dezernates sowie den Personalräten Klinikum und Dekita vorgestellt, denn mir ist es wichtig, sich persönlich zu kennen und ins Gespräch zu kommen. Auch einige soziale Einrichtungen wie die Tafel, die Diakonie, die Bahnhofsmission habe ich besucht. Mehr habe ich noch nicht geschafft, aber das steht ganz oben auf meinem Plan. Das gilt auch für die Schulen, wo ich bisher nur die beiden Gymnasien besucht und mit den Direktoren gesprochen habe. Dabei ist mir das Problem der derzeitigen Turnhalle im Gropius-Gymnasium sehr deutlich geworden. Hier müssen wir dringend eine Lösung finden, die jetzigen Bedingungen sind grenzwertig.

Wie haben Sie Dessau-Roßlau in der Flüchtlingsfrage erlebt?

Krause: Die Stadt hat dies gut und vernünftig gelöst, so dass es bezüglich der Unterbringung kaum Probleme gibt. Die Bevölkerung habe ich als sehr entgegenkommend und offen kennengelernt, zum Beispiel in der Spendenfrage. In vielen Sportvereinen gehören Flüchtlinge zu den Teams, Familien kümmern sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Diejenigen, die immer wieder vor der Gemeinschaftsunterkunft in Roßlau demonstrieren, sind nicht der Querschnitt der Bevölkerung. Das beweisen auch solche Veranstaltungen wie die Menschenkette oder der Toleranzlauf.

Die Jugendlichen vom Schillerplatz in Roßlau bestimmten viele Wochen die Schlagzeilen. Wie ist der Stand?

Krause: Wir haben eine Räumlichkeit für die Gruppe gefunden, wo sie durch eine Streetworkerin begleitet und betreut werden. Ich selbst habe die Gruppe vor zwei Wochen kennengelernt und sehr konstruktive Gespräche geführt. Meiner Meinung nach sind die Jugendlichen stigmatisiert. Ich habe Ihnen deutlich gemacht, dass wir ihnen genau eine Chance geben, sich zu entwickeln und sie uns zeigen müssen, dass mehr in ihnen steckt. Ich habe sie in sechs Wochen zu einem Waldlauf eingeladen, um ihnen zu zeigen, welches Potenzial im Sport liegt. Ich bin überzeugt, dass sie für den Lauf trainieren werden.

Eine Bewertung der Einrichtungen ist unabdingbar

Ein weiteres Schlagwort dieses Jahres war der Jugendklub „Blitzableiter“.

Krause: Die Verwaltung hat die Prüfung verschiedener Objektvarianten abgeschlossen und wird das Ergebnis auf der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses vorstellen. Die Ausschreibung der Trägerschaft läuft.

Ich habe im Klub an einem frühen Nachmittag eine Stippvisite gemacht und konnte mir selbst ein Bild machen. Die Situation, in der ich die Jugendlichen bei lauter aggressiver Musik vorfand sowie ihre Stimmung und einige Kommentare regten nicht nur zum Nachdenken an. Hier erwarte ich doch mehr Verantwortung und Einsatz der Sozialarbeiter.

Ihr Einstieg ins Amt ist ein Konsolidierungsbeitrag von 700.000 Euro für die Jahre 2016 und 2017. Ein toller Start?

Krause: Da die von der Kämmerei vorgeschlagene Einsparung bei der Geschwisterermäßigung für den Kita-Besuch und eine Erhöhung der Elternbeiträge vom Stadtrat abgelehnt wurden, müssen wir jetzt bei anderen freiwilligen Leistungen des Sozialbereiches einsparen. So lautet der Stadtratsbeschluss und an den haben wir uns zu halten.

Wo kann gespart werden?

Krause: Wir müssen nach der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit der angebotenen Leistungen fragen. Und da bin ich schnell bei Projekten der Jugendhilfe, zum Beispiel den Jugendklubs. Nicht nur die Anzahl der Besucher darf Qualitätsmerkmal sein. Ganz wichtig ist qualifiziertes Personal, das mit den Eigenheiten der Jugendlichen von heute umgehen kann. Eine Bewertung der Einrichtungen wird also unabdingbar. Und diese wird am Ende auch Konsequenzen haben. (mz)