1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Stadtbild von Wolfen: Stadtbild von Wolfen: Lockere Ziegel nähren Unmut

Stadtbild von Wolfen Stadtbild von Wolfen: Lockere Ziegel nähren Unmut

Von Dieter Maertins 24.06.2002, 16:40

Wolfen/MZ. - Als beispielgebend und nahezu mustergültig für die Art und Weise, wie man ein Stadtbild verschandeln kann und Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung heraufbeschwört, sind sie in Wolfen fast in aller Munde. Als scheinbar herrenlose und doch nicht herrenlose Bauten stehen sie in der Altstadt der Fuhnestadt, im Krondorfer Gebiet und in der Steinfurther Siedlung. Und sind Stein des Anstoßes für Bürger, die sich über den trostlosen Anblick der Häuser ärgern und der Stadt Untätigkeit vorwerfen.

Einer von ihnen ist Walter Neuendorf, der schon länger der Stadt, konkret den Verantwortlichen im Ordnungsamt, auf die Zehen tritt. Er meint beispielsweise, dass mittlerweile vom Haus Leipziger Straße 61 - älteren Wolfenern noch als ehemaliges Kino und spätere Gaststätte Klinkig bekannt - Gefahren für die Passanten ausgehen. Auf dem Dach seien Ziegel lose, könnten jeden Moment herunter stürzen, warnte Neuendorf die Behörde. "Aber es tat sich nichts", so der Wolfener. Das war schon im März dieses Jahres.

Ende voriger Woche nun fielen die ersten Ziegel auf den Gehweg. Zu Schaden kam niemand, weshalb Neuendorfs Anzeige von der Wolfener Polizei wohl auch nicht weiter verfolgt wird. Nun schaltete der Wolfener auch das Bauordnungsamt des Kreises ein. "Es muss doch was passieren oder soll erst jemand zu Schaden kommen?" findet er.

Von der MZ ins Bild gesetzt, begaben sich nach Angaben von Ute Fronek, Pressesprecherin der Stadtverwaltung Wolfen, gestern die Leiter des Ordnungs- und des Hochbauamtes der Stadt auf Inspektion vor Ort. Zwei lockere Ziegel seien festgestellt worden, von bereits herunter gefallenen sei ihr nichts berichtet worden, so Ute Fronek. Der Eigentümer des Grundstücks sei dennoch sofort per Telefon und per Fax aufgefordert worden, unverzüglich Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren zu ergreifen. Die MZ konnte gestern keine Stellungnahme von ihm erreichen.

Allerdings hat die MZ nicht erst seit den jüngsten Ereignissen versucht, Antwort darauf zu finden, was die Stadt bisher unternommen hat, um unrühmliche Ansichten wie in der Leipziger Straße aus dem Stadtbild zu tilgen. Lange Zeit blieb eine Antwort aus. Dann kam sie doch noch: "Die Stadt Wolfen treibt im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die Sanierung der Gebäude voran." Einleitend dazu heißt es: "Alle drei von Ihnen nachgefragten Objekte befinden sich in privatem Eigentum. Da in Deutschland das private Eigentum höchste Priorität hat, kann auf die Eigentümer kein Druck ausgeübt werden." "Der private Eigentümer muss uns nicht mal antworten", kommentierte Petra Wust, stellvertretende Oberbürgermeisterin, die Position der Stadt. Kommentar