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Rastloser Geist, der Ruhe ausstrahlt

Von SILKE UNGEFROREN 04.11.2009, 17:38

GROSSZÖBERITZ/MZ. - Denn wenn er dort etwas sucht, reicht ein Griff - und schon hat er die benötigten Unterlagen in der Hand. Sorgsam geführt alles und abgerechnet.

Dabei kam es damals, als der Verein gegründet wurde, wohl auch nicht von ungefähr, dass gerade Heinrich Wagner im Vorstand als Verantwortlicher für Finanzen auserkoren wurde. Schließlich hat er dieses Metier von der Pike auf gelernt. 42 Jahre insgesamt hat er in der damaligen Wolfener Filmfabrik gearbeitet, lernte dort schon den Beruf des Industriekaufmannes. Schließlich wurde er Abschnittsleiter für Kostenrechnung. Dafür hatte er mit 30 Jahren noch ein Abendstudium zum Ingenieurökonom aufgenommen.

"Da hatte ich mit ganz anderen Zahlen als im Heimatverein zu tun", schmunzelt der sympathische 72-Jährige. Was nicht heißen soll, dass er die ehrenamtliche Finanzarbeit auf die leichte Schulter nimmt. "Wenn ich etwas mache, dann richtig."

Das kann man wohl sagen. Doch diese Arbeit im Vorstand ist nur die eine Seite seines Mitwirkens im Verein und im Ort überhaupt - jene Seite, die in Heftern und Ordnern sichtbar wird gewissermaßen. Denn Heinrich Wagner und seine Frau Rosel - ebenfalls Vereinsmitglied - sind auch überall dort anzutreffen, wo helfende Hände gebraucht werden. Bei der Organisation von gemeinsamen Ausflügen zum Beispiel oder Radtouren, bei der Vorbereitung von Frühlingsfesten oder Spieleabenden, Rentnerfeiern und Kegeltreffs. Und beim Großreinemachen selbstverständlich, wenn jährlich zum großen Frühjahrsputz aufgerufen wird.

"Als Verein zusammen gefunden haben wir uns damals 2001", erklärt der rüstige Rentner, "um das unkulturelle Leben in Großzöberitz auf Niveau zu bringen - wenn man es mal förmlich ausdrücken will." Doch ob Form oder nicht - es scheint gelungen. Der Verein hat sich einen Namen gemacht, weil er etwas auf die Beine stellt. Den Anstoß gegeben habe der damalige Bürgermeister Frank Brucke, der angefangen hatte, ein Museum einzurichten.

Brucke war es auch, der Heinrich Wagner angesprochen hat, ob er denn nicht auch als ehrenamtlicher Schiedsmann arbeiten würde. Und: Er hat ja gesagt, natürlich. "Es muss doch welche geben, die etwas tun", lautet seine schlichte Begründung dafür, "denn es wird ja immer weniger, dass ohne Geld etwas gemacht wird."

Die Tätigkeit als Schiedsmann jedoch - er ist auch stellvertretender Vorsitzender der Schiedsstelle in Zörbig -, die findet er sehr interessant. Auch die zentralen Schulungen dazu, mit Fachleuten wie Richtern und Rechtsanwälten. Vor Ort allerdings, da müssen er und seine Kollegen allein die Entscheidungen treffen. "Meist geht es um Nachbarschaftsstreitereien, oft werden Nichtigkeiten hochgeschaukelt. Und nicht selten kommen die Leute erst zu uns, wenn das Fass am Überlaufen ist." Doch bisher sind seine "Fälle" fast immer gut ausgegangen, seine Hinweise und Festlegungen auf fruchtbaren Boden gefallen. "Denn wir sind Schlichter, keine Richter, das ist das oberste Gebot."

Eine große Portion Ruhe und Ausgeglichenheit ist dafür sicher nötig, und das strahlt Heinrich Wagner aus, wenn er erzählt. Nicht nur von seinem früheren Beruf und seinen heutigen Ehrenämtern, sondern vor allem von seiner Familie. Er und seine Frau haben zwei Kinder, zwei Enkel und einen Urenkel - der ganze Stolz vom Opa. Und sie sind eine Gemeinschaft, sehen sich regelmäßig, halten zusammen und geben sich gegenseitig Kraft.

Und: "Wir sind eine kirchliche Familie. Schon wir sind von Kindesbeinen an so erzogen worden, und das haben wir an unsere Kinder weiter gegeben." Da bedarf es kaum noch einer Frage, ob es da nicht auch noch ein Betätigungsfeld gibt: Heinrich Wagner ist schon seit 1993 Kirchenältester von Großzöberitz, und zehn Jahre später, nachdem sich das evangelische Kirchspiel Zörbig mit über zehn Kirchen gebildet hatte, wurde er auch Mitglied des Gemeindekirchenrates. Und natürlich - wie sollte es auch anders sein - aktiv im Finanzausschuss.

Auf seine Aktivitäten hier angesprochen, antwortet er, wie man es nun auch nicht mehr anders erwartet: "Wir kümmern uns um alles, was so anfällt im kirchlichen Leben." Und das dürfte so einiges sein. . .

Da der Vorschlagszeitraum für die Aktion "Helfer mit Herz" abgelaufen ist, bitten wir, keine Vorschläge mehr einzureichen. Die Festveranstaltung ist am 4. Dezember in der Kreissparkasse in Bitterfeld.