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Orwo-Jubiläum in Wolfen Orwo-Jubiläum in Wolfen: Totgesagte leben länger

Von lisa garn 14.11.2014, 11:55
Parforceritt durch Geschichte: Der Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch blickt in das Gestern und Heute.
Parforceritt durch Geschichte: Der Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch blickt in das Gestern und Heute. andré kehrer Lizenz

Wolfen - Wenn die Holde zu Hause wartet, um den Hochzeitstag zu feiern - da bekäme man dann schon heftige Probleme, glänzte man durch Abwesenheit. Eine kleine Weile warten musste die Gattin von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) allerdings doch: Auf einen Kurzbesuch ließ er sich am Mittwochabend in Wolfen blicken, um zu gratulieren - zu 50 Jahre Orwo.

Deutschland ist der größte Fotobuchmarkt Europas. Neue Produkte und verbesserte Kunden-Bestelllösungen fördern das Wachstum. Auch der Foto-Merchandise-Markt (Fun-Artikel, Fotokalender, Leinwände etc.) wächst stark.

Orwo Net in Wolfen hat eine jährliche Druckkapazität von: 500 Millionen digitale Bilder, 150 Millionen analoge Bilder, 2 Millionen Fotobücher, 4,7 Millionen Fotokalender, 6,8 Millionen Grußkarten.

„Der Termin war schon gestrichen, aber als alter Filmfreak verbinde ich auch eine persönliche und berufliche Geschichte mit der Marke.“ Eine, die durch „Herz und Seele“ lebe. Eine, die ein ganzes Leben begleitet - während andere längst verschwunden sind. Und eine, die noch heute einen Großteil der Wolfener Identität ausmacht. Rund 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft feierten im Kulturhaus das Jubiläum der Einführung einer Weltmarke im Jahr 1964.

Wechselvolle Geschichte

Eine wechselvolle Geschichte hat das Unternehmen seitdem geprägt. 2002 begann dann mit der Gründung von Orwo Net der Weg ins neue Zeitalter, getragen von dem Glauben an die digitale Fotowelt. Haseloff, der noch bis in die 90er Filme zu Hause selbst entwickelte, sich aber vom Begrüßungsgeld eine Polaroid-Kamera gekauft hatte, sieht diesen Schritt als entscheidend. „Ich habe immer bewundert, dass Sie sich nicht haben destabilisieren lassen und daran geglaubt haben, Ihren Markt zu finden“, sagte er in Richtung des Orwo-Net-Mitgründers Gerhard Köhler und der beiden weiteren Geschäftsführer. „Sie hatten den richtigen Riecher: Der Standort und die Marke sind vital. Und ich bin zuversichtlich, dass Sie auch die nächsten Jahrzehnte mit neuen Inhalten meistern werden.“ Sprach’s und machte sich auf zum eigenen 40. Hochzeitstag - „auch eine Marke, die man pflegen muss.“

Außergewöhnlicher Weg in der Branche

Naturgemäß sind solche Festakte Anlass, sich selbst und die Entwicklung zu bestaunen. Bei Orwo ist der Weg bis heute allerdings tatsächlich bemerkenswert und für die Branche außergewöhnlich. Über die Filmfabrik sowie die Umstellung von Agfa auf Orwo vor 50 Jahren ist dieser Tage viel berichtet worden. Auch der Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch war im Kulturhaus noch einmal auf dem Parforceritt durch die Geschichte unterwegs und stellte die Wiederauferstehung eines Unternehmens in den Fokus, das oft schon tot gesagt war. Viermal stand es vor dem Abgrund: In den 60er Jahren, zweimal in den 90ern, zuletzt als die Pixel-Net-Blase um das Jahr 2000 herum platzte. Und wie Phönix hat sich das Unternehmen jedes Mal aus der Asche erhoben. „Man hat Mut bewiesen, Orwo Net zu gründen. Es ist eine Erfolgsgeschichte geworden“, so Karlsch.

Mitarbeiterzahl hat sich verzehnfacht

Und damit ist Stolz verbunden. Darauf, dass man es geschafft hat, dass man trotz aller Skepsis einer der Großen auf dem Markt geworden ist. Das stellten auch die drei Geschäftsführer in den Mittelpunkt ihrer Reden. Heute hat Orwo nichts mehr mit der damaligen Filmproduktion gemein, das Unternehmen steht für ein modernes Dienstleistungsgeschäft mit komplexen Produkten. Der Absatz ist rasant gewachsen, der Umsatz bei Orwo Net ebenso. Seit dem Start hat man sich von vier Millionen Euro im Jahr auf gut 50 Millionen Euro gesteigert, die Mitarbeiterzahl hat sich auf 330 verzehnfacht. „Das alles ist heute in der Branche nicht selbstverständlich“, so Geschäftsführer Peter Ulbricht. Vor allem der Fotobuch-Bereich boomt weiter: In diesem Jahr könnte in Wolfen sogar die Produktions-Marke von einer Million knacken. „Und die Druckkapazität ist noch deutlich höher, auch in den anderen Bereichen.“ Beeindruckend nannte Geschäftsführer Gerhard Köhler die Entwicklung: „Wir haben unsere Ziele schneller erreichen können als erwartet.“

Luft nach oben

Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. In den nächsten fünf Jahren soll der Umsatz verdoppelt werden. Doch es wird auch künftig darum gehen, neue kreative Geschäftsideen für einen sich rasend schnell verändernden Markt zu entwickeln. „Wir werden uns auch in Zukunft neu erfinden. Das müssen wir, um auf diesem unglaublich dynamischen Markt zu bestehen“, so Geschäftsführer Peter Warns. Nur wer sich wandelt, bleibt sich eben treu. „Die nächsten 50 Jahre Orwo, die werden wir erleben.“