1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Nach dem Hochwasser in Jeßnitz: Nach dem Hochwasser in Jeßnitz: Musikhotel "Goldener Spatz" wieder eröffnet

Nach dem Hochwasser in Jeßnitz Nach dem Hochwasser in Jeßnitz: Musikhotel "Goldener Spatz" wieder eröffnet

Von christine krüger 29.09.2013, 16:19
Ilka Gießwein, Angela Nowotny, Kim Bauch und Franziska Rahlf - alle sind glücklich, dass es nun wieder los geht.
Ilka Gießwein, Angela Nowotny, Kim Bauch und Franziska Rahlf - alle sind glücklich, dass es nun wieder los geht. Andre Kehrer Lizenz

Jessnitz/MZ - In der Küche geht es rund. Horst Marksteiner, Florian Novotny und die ganze Crew haben alle Hände voll zu tun. Die Gaststätte des Musikhotels „Goldener Spatz“ in Jeßnitz ist voll. Und irgendwie liegt in der Luft eine fröhliche Stimmung. Das ist kein Wunder. Es ist ein besonderer Tag - der erste nach dem großen Flut-Unglück, an dem das Haus wieder öffnet.

Und im Grunde genommen ist es die dritte Eröffnung des Musikhotels - die erste 1995, die zweite nach der Flut 2002, die dritte nach der Flut 2013. Angela Novotny, Sängerin und Chefin des Hauses, nickt. 18 Jahre ihres Lebens stecken in dem kleinen, feinen Familienbetrieb, der nun mit neuer Ausrüstung, Technik und Geschirr quasi auferstanden ist. Allerdings: Einen Anfang nach einer dritten Flut, den gebe es für sie nicht, sagt sie klipp und klar. Und hofft darauf, dass nun endlich der Deich gebaut wird, damit Jeßnitz-West vor der Mulde gesichert ist.

„Das ist das schönste für mich heute früh gewesen, für die Gäste endlich wieder die Tür aufzuschließen. Das geht von null auf hundert“, sagt sie und die Augen strahlen. Zur Begrüßung übrigens hat sie den Gästen ihr neuestes Lied - „Ein Leben lang“ - gesungen.

Das Hochwasser hatte alles, was nicht niet- und nagelfest war, aufgeschwemmt und vernichtet. Und auch das, was durchaus niet- und nagelfest war wie Tresen und Kühlzellen, Musikanlage und Computer, die Heizungsanlage, Gläser, Porzellan, Dekoration, Schränke, Stühle, Büromaterial, das Kaminzimmer für die Gäste, das gerade fertig geworden war, der komplette Fußboden und vieles mehr - alles war hin. 1,80 Meter hoch stand das Wasser im Haus. Rund 400 000 Euro, das Engagement vieler Helfer und Handwerker und fast vier Monate Zeit hat’s gebraucht, bis jetzt alles wieder tipptopp ist.

Für Angela Novotny und ihr Team ist Wasser inzwischen so etwas wie ein Albtraum. 2002, als die Mulde ebenfalls über die Ufer getreten war, sah es im Haus nämlich ähnlich aus. „Damals stand aber das Wasser nicht so lange, so dass die Schäden nicht ganz so gewaltig waren“, sagt sie, „da konnten wir schon nach zwei Wochen wieder eröffnen.“ Doch immerhin: 250 000 Euro musste die Familie für die Wiederbelebung ihres Betriebes auch investieren.

Dennoch sagt Angela Novotny, bereut habe sie es nie, das Hotel eröffnet zu haben. 1995 ist das gewesen. Zusammen mit ihrem Mann, den sie während einer Tournee kennengelernt hatte und der Küchenmeister ist, hat die Sängerin ihren Traum von einem Musikhotel wahr gemacht. „Das Schöne ist, dass sich jeder von uns hier verwirklichen kann“, sagt sie.

Zum Eröffnungsfest am Sonnabend - am Freitag gab es bereits eines für die Helfer während der Flutkatastrophe - sind viele Musiker-Kollegen wie Ekki Göpelt, Bianca Graf, Michael Niekammer und andere gekommen und haben mit Angela Novotny für Stimmung gesorgt.

Die Hochwasserstände sind im Keller markiert und dokumentiert.
Die Hochwasserstände sind im Keller markiert und dokumentiert.
André Kehrer Lizenz