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Erinnerung an Sternenkinder „Musik kann das Unsagbare ausdrücken“ - Warum Opernsänger Bastian Thomas Kohl sich für ein Gedenkkonzert engagiert

„Musik schafft Raum für das, was Worte oft nicht erreichen“, sagt Opernsänger Bastian Thomas Kohl vor dem Konzert in der Stadtkirche Bitterfeld.

13.11.2025, 16:07
Ein Grabmal für Sternenkinder.
Ein Grabmal für Sternenkinder. Symbolfoto: Christina Bendigs

Bitterfeld/MZ. - Ein Thema, das zu oft unangesprochen bleibt, soll am Samstag, 15. November, in der Evangelischen Stadtkirche Bitterfeld mit Gedenkkonzert für Sternenkinder eine Stimme bekommen. Dort erklingt um 16.30 Uhr das Requiem in d-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart – ein Werk, das wie kaum ein anderes Schmerz, Hoffnung und Trost miteinander verbindet.

Musik schafft Raum

Unter der musikalischen Leitung von Stefan Poldrack gestalten über 50 Künstlerinnen und Künstler diesen besonderen Abend. Es singen Birgit Wesolek (Sopran), Leonore Becker (Alt), Reinaldo Dopp (Tenor) und Bastian Thomas Kohl (Bass), begleitet vom Sinfonieorchester Anhalt-Bitterfeld unter der Direktion von Matthias Erben.

„Musik kann das Unsagbare ausdrücken – sie schafft Raum für das, was Worte oft nicht erreichen“, sagt Bastian Thomas Kohl, der nicht nur als Solist auftritt, sondern auch persönlich mit dem Thema verbunden ist. Vor genau 40 Jahren wurde das erste Kind seiner Eltern still geboren – ein Ereignis, das bis heute nachwirkt.

Frauke und Thomas Kohl mussten damals erleben, was viele Eltern bis heute teilen: die stille Geburt ihrer Tochter, die sie nie sehen und von der sie sich nie verabschieden konnten. „Wir hatten damals keinen Ort, keine Möglichkeit und keine Worte“, erinnert sich Thomas Kohl. „Diese Lücke begleitet uns bis heute.“

Über viele Jahre reifte in der Familie, zu der später vier Kinder gehören sollten, der Entschluss, diesen Abschied nachzuholen – als Geste des Erinnerns und als Zeichen für andere Eltern, die Ähnliches erlebt haben. Aus diesem Gedanken heraus entstand die Idee eines Gedenkkonzerts für Sternenkinder, das nicht nur persönlicher Ausdruck, sondern auch öffentliches Zeichen sein soll – gegen das Schweigen, das Fehl- und Stillgeburten noch immer umgibt.

Bereits kurz nach der Stillgeburt begann Frauke Kohl, ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben – zunächst, um Ordnung in das Unfassbare zu bringen. Daraus entstand ein Buch, das vor fast 20 Jahren erschien und viele betroffene Familien berührt hat.

Sensibler Kurzfilm

Doch noch immer finden Fehl- und Stillgeburten kaum Gehör in der gesellschaftlichen Diskussion. Viele Eltern bleiben mit ihrer Trauer allein. Die junge Filmemacherin Coco Naomi Stolz hat es sich daher zum Ziel gemacht, dieses Schweigen zu brechen. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Anhalt hat sie den Kurzfilm „Jede Dritte“ produziert – ein sensibel erzähltes Werk, das Einzelschicksale von Betroffenen und Einordnungen von Expertinnen und Experten beleuchtet und deren Erfahrungen sichtbar macht. Der Film wird im Rahmen des Konzerts gezeigt.

„Jede Familie, die ein Kind verliert, noch so klein, trägt diesen Schmerz ein Leben lang in sich. Es ist wichtig, dass wir darüber sprechen dürfen – leise, aber offen“, empfindet Frauke Kohl. So wird das Konzert zu einem Moment des Erinnerns, des Zuhörens und der Verbundenheit.

Der Eintritt ist frei, um eine Kollekte wird gebeten.