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Guinness-Rekordversuch Guinness-Rekordversuch: Kein Zweifel am Gelingen

Von Brigitte Mittelsdorf 02.06.2002, 17:05

Plodda/MZ. - Wer kennt Walpernhain? Oder Bilzingsleben? Oder gar Langenwetzendorf? Nun, es sind Ortsnamen, die man sich merken sollte. Denn sie werden mit 24 anderen vermutlich Musikgeschichte schreiben. Und dies im Guinness-Buch der Rekorde. Dafür nämlich waren Schalmeienkapellen aus allen Ecken der östlichen Bundesländer am Sonnabend ins kleine, schöne Plodda gereist. Um der Welt zu zeigen, dass 27 Kapellen mit 511 Spielleuten auf Anhieb den richtigen Ton treffen und harmonisch miteinander musizieren können.

Der Ort glich einem fröhlichen, farbigen Ameisenhaufen. Überall Musikinstrumente, überall ein kleines Musikstück, überall neugierige Gäste, die den Rekordversuch keinesfalls verpassen wollten. Otto Tennert aus Jeßnitz zum Beispiel, der früher auch mal die Fanfare blies und nun, als Rentner, lieber Gedichte schreibt über Mutter Natur. "Schalmeien, das ist eine schöne alte Tradition", sagt seine Gattin Ilse. "Und solch ein Ereignis darf man nicht verpassen." Und sie machten es sich gemütlich auf der Bank am Feuerwehrteich und warteten, wie alle auch, auf das entscheidende Konzert.

Immer wieder fuhren neue Busse ins Dorf und brachten neue Musikanten mit. Zum Beispiel jene jungen Frauen aus Walpernhain (bei Eisenberg), deren Kapelle extra einen Auftritt wegen des Rekord-Versuches abgesagt hatte. "So etwas passiert nicht immer", war die einhellige Meinung. "Da muss man dabei sein." Und wenn der Rekord misslingt? "Ach, dann hatten wir trotzdem viel Spaß."

Das war auch der generelle Tenor an diesem Tag. "Wenn wir es schaffen", sagt Christian Kniebel aus Klein Mühlingen, "dann ist das toll." "Und es würde eine lange Feier geben", meint sein Freund Michael Knabe. Aber für die beiden 15- und 16-jährigen ist es wichtiger, mal andere Kapellen zu hören, Leute kennen zu lernen. So sieht das auch der elfjährige Tobias Stoye von der Görziger Kapelle. "So viele Musikanten", sagt er, "das ist für mich etwas ganz Besonderes." Und sein älterer Kollege Jürgen Niestroy meint: "Wir kennen die Ploddaer schon lange. Ist doch Ehrensache, dabei zu sein."

Doch - irgendwie waren sich auch alle sicher: "Na, klar wird das was", ist Thomas Grubert von den Musikanten aus Bilzingsleben (bei Sömmerda) überzeugt. Und die Schalmeienspieler aus Thiersbach (bei Plauen), die gleich noch die Kleinreinsdorfer (bei Ronneberg) mitgebracht haben, lassen gar keine Diskussion zu: "Nu freilich wird das was!" heißt es im freundlichsten Sächsisch.

Doch ehe es zum entscheidenden Moment kommt, wird Ploddaer Gastfreundschaft genutzt. "Tolle Organisation", ist die einhellige Meinung von Gästen und Musikanten. Und damit ist nicht nur der provisorische Parkplatz gemeint, sondern auch all die kulinarischen Genüsse und die fleißigen Helfer.

Und dann, kurz vor 15 Uhr, formieren sich die Kapellen und ziehen musizierend zum Sandberg, dem Ort des Rekordversuchs. Rechts und links am Berg stehen die Trommler und Beckenspieler, in der Mitte die Schalmeienmusikanten, unten die Lyraspieler. Werner Glowa, Kapellenchef der Ploddaer Schalmeiengruppe und Organisator des Ganzen, ist inzwischen ein bisschen aus dem Häuschen: "Super", sagt er immer wieder. "Ich bin überglücklich. Ein Dorf voll Musik. Das haben wir erhofft."

Und als alle Reden gehalten sind, die solch ein Ereignis auch braucht, wird es still auf dem Platz vor dem Sandberg. Alle Musikanten schauen auf Andreas Below, den künstlerischen Leiter der Ploddaer. Der ist nicht minder aufgeregt: "Ich hoffe, dass alle auf meinen großen Stock gucken und loslegen. Ich zähle bis vier." Der Einsatz klappt perfekt, die Leute klatschen begeistert. Hat irgendeiner gezweifelt? Natürlich nicht.

Gekürzte Fassung - Den Originaltext lesen Sie in der Lokalausgabe Bitterfeld vom Montag, 03.06.2002.