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Getränke Getränke: Libehna soll wieder führender regionaler Anbieter werden

Von Lisa Garn 08.01.2013, 13:45

Raguhn/MZ. - Neustart für den Saft-Hersteller Libehna: Eine Hamburger Investorengruppe hat das insolvente Unternehmen aus Raguhn (Anhalt-Bitterfeld) übernommen. Die neuen Besitzer wollen die Firma zum führenden regionalen Anbieter in Ost- und Norddeutschland ausbauen. Das kündigte am Dienstag der Treuhänder an. Den Namen der Käufer verrät er vorerst nicht. Nur so viel: Zur Gruppe gehören mittelständische Lebensmittelproduzenten, auf dem Getränkemarkt betritt sie aber Neuland.

Marke bleibt erhalten

„Die Rettung ist ein Erfolg“, sagte der Insolvenzverwalter Nikolaus Schmidt. „Denn die Weiterführung ist gegen den Branchentrend, die Insolvenzen von großen Mitbewerbern und Umsatzeinbrüche bei Fruchtsäften belegen das.“ Die Investorengruppe hat Grundstück, Gebäude und die Anlagen von Libehna gekauft. Die Marke bleibt, produziert und verkauft wird über die ebenfalls neu gegründete Firma tBottlers GmbH. Mit einem überarbeiteten Sortiment sollen Märkte zurückerobert werden.

Libehna stellt seit 1876 Säfte, Spirituosen und Sirup in Raguhn her und ist vor allem in Ostdeutschland bekannt. Das traditionsreiche Unternehmen hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Als Gründe wurden vor allem stark gestiegene Rohstoffpreise genannt. Man habe nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Die Produktion wurde gedrosselt, aus den Regalen einiger großer Supermarktketten verschwand die Marke. „Nach intensiven Gesprächen mit Handelshäusern konnten bis auf einen Partner die meisten Ketten zurückgewonnen werden“, sagte der Geschäftsführer Claus-Christian Diers.

Bei der Libehna-Belegschaft gab es allerdings Einschnitte: Waren zu Beginn der Insolvenz im Juni vergangenen Jahres noch 45 Mitarbeiter beschäftigt, so sind es derzeit 20. Einige haben das Unternehmen verlassen, 15 wechselten mit Beginn dieses Jahres in eine Transfergesellschaft. Um das Geschäft auszuweiten, sollen langfristig wieder Mitarbeiter eingestellt werden. Wie viele, sei noch nicht abzuschätzen, so Diers. „Es können dafür Beschäftigte aus der Transfergesellschaft ins Unternehmen zurück geholt werden.“

Altbewährte Sortimente sollen erhalten bleiben, für die Sirupproduktion ist eine Steigerung um 25 Prozent geplant. Außerdem soll im März eine Premiummarke vorgestellt werden. „Die Investoren wollen auch im Modegetränke-Markt Fuß fassen“, sagte der Treuhänder, Rechtsanwalt Dirk Oelbermann. „Außerdem soll das Unternehmen europaweit als Abfüller für Dritte seine Dienstleistungen anbieten.“

Für den Saft-Hersteller hatten sich laut Insolvenzverwalter insgesamt zwölf Interessenten gemeldet. Aber nur die Investoren aus Hamburg hätten „alle Anforderungen nahezu perfekt erfüllt“, so Schmidt. Am 19. Dezember war der Kauf abgeschlossen. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Forderungen der Gläubiger hätten sich auf insgesamt rund drei Millionen Euro belaufen.

Umsatz soll steigen

Der Name der Investorengruppe soll in Kürze bekannt gegeben werden. „Zunächst stehen noch Gespräche mit Handelsketten anstehen. Die Kunden sollen die Neuerungen nicht aus der Zeitung erfahren“, erklärt Oelbermann. „Für diese Informationen war bisher keine Zeit, weil wir Zeitdruck hatten. Bis Ende 2012 musste der Vertrag stehen, sonst gehen Handels- und Absatzbeziehungen kaputt.“

Libehna gehört unter den bundesweit rund 400 Herstellern von Frucht- und Gemüsesäften zu den kleinen Unternehmen. Bei der Sirup-Produktion hat es nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 50 Prozent. 2011 lag der Umsatz bei 7,1 Millionen Euro. Nach überstandener Insolvenz peilt man diesen Umsatz bereits für dieses Jahr wieder an.