1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Flüchtling aus Eritrea in Sandersdorf: Flüchtling aus Eritrea in Sandersdorf: Kirchenasyl verhindert Abschiebung

Flüchtling aus Eritrea in Sandersdorf Flüchtling aus Eritrea in Sandersdorf: Kirchenasyl verhindert Abschiebung

15.07.2015, 07:07
Fesehaye Asmelash ist Gewinner des Goitzsche-Halbmarathons 2015.
Fesehaye Asmelash ist Gewinner des Goitzsche-Halbmarathons 2015. Michael Maul/Archiv Lizenz

Sandersdorf - Die für Dienstag vorgesehene Abschiebung des 26-jährigen Fesehaye Asmelash aus Eritrea hat nicht stattgefunden. Der seit einigen Monaten in Sandersdorf wohnende Asylsuchende hat Kirchenasyl bekommen.

Das bestätigen der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel und Peter Junge, der Chef des Bitterfelder Vereins Goitzsche Sport. Asmelash, genannt Fischi, ist dort Mitglied eines Integrations-Projektes, das bundesweit Schlagzeilen gemacht hat. Er hatte im Mai den Goitzsche-Halbmarathon gewonnen.

Vorerst an einem sicheren Ort

„Asmelash ist vorerst an einem sicheren Ort“, sagte Striegel. „Die dortige Kirchengemeinde hat die humanitäre Notsituation erkannt und ihm gerne Asyl gewährt.“ Am Sonntagabend hat deshalb der 26-Jährige seine Unterkunft in Sandersdorf verlassen. Am Tag zuvor hatte er noch mit anderen Asylbewerbern an den Drachenboot-Rennen auf der Goitzsche teilgenommen. „Black Dragon“ nannten dort die jungen Männer augenzwinkernd ihr Boot. „Wir haben viel Zustimmung von den anderen Bootsbesatzungen bekommen“, sagt Junge, der mit Striegel und anderen Helfern das Kirchenasyl organisiert hat.

Laut Striegel wurden unmittelbar danach - wie im Prozedere für Kirchenasyl vorgeschrieben - die Behörden informiert. „Sowohl das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als auch der Landkreis, der die Abschiebung hätte umsetzen müssen, wissen Bescheid“, so Striegel. Deshalb seien gestern auch keine Mitarbeiter des Ordnungsamtes des Landkreises in der Sandersdorfer Unterkunft des Asylbewerbers aufgetaucht, so Pressesprecherin Marina Jank. Das Bundesamt wollte sich zu dem konkreten Fall aus Datenschutzgründen nicht äußern.

Asylverfahren soll in Deutschland durchgeführt werden

„Durch das Kirchenasyl konnten wir erst mal verhindern, dass Fischi am Dienstag ins Flugzeug nach Italien gesetzt wurde“, so Junge. Das nächste Ziel sei nun, dass das generelle Asylverfahren von Asmelash in Deutschland durchgeführt wird. Denn Asmelash soll zurück nach Bitterfeld kommen. „Er ist die zentrale Figur für die Asylbewerber, die in unserem Verein trainieren.“ Zudem habe er sich hier integriert. In diese Richtung zielt auch ein vom „Bündnis gegen rechts“ initiierter offener Brief an Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Dieser wird aufgefordert, „Asmelash nicht nach Italien abzuschieben, von wo aus er nach Eritrea abgeschoben werden könnte, da ihm dort Folter, Misshandlungen oder der mögliche Tod drohen.“

Stahlknecht solle sich dafür einsetzen, dass stattdessen Deutschland in das Asylverfahren eintritt. „Wenn das passiert, kann er das Kirchenasyl sofort verlassen“, so Striegel. (mz/cze)