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Fährhaus Pretzsch Fährhaus Pretzsch: Einsame Insel im Elbe-Strom

Von Karina Blüthgen 30.08.2002, 11:53

Pretzsch/MZ. - "Wir hatten kaum erwartet, überhaupt herzukommen, geschweige denn ein Mittagessen serviert zu bekommen", staunte ein Ehepaar aus Ludwigsfelde am Pretzscher "Fährhaus". Chef Rolf Schneider empfahl seinen Stammgästen, wie könnte es anders sein, Fisch. Und hatte nebenher jede Menge zu erzählen.

Natürlich in erster Linie über die große Wasserflut, die er hautnah von seiner hoch gelegenen Gaststätte erlebt hat. "Angst hatten wir keinen Augenblick, wir leben ja mit dem Hochwasser. Unruhig waren wir aber schon", meinte er. Im Urlaub hatte das Paar von den steigenden Pegeln erfahren und war schließlich in Richtung Heimat aufgebrochen. Der Aushilfskraft sei es etwas mulmig geworden angesichts des vielen Wassers, erzählte der Gastronom. Er habe noch den Keller weitgehend leergeräumt, dann hieß es warten - und filmen.

Rolf Schneider hatte sich bei der Heimreise noch eine Videokamera gekauft. So entstand während des Hochwassers der erste eigene Dokumentarbericht über die "Insel zum Fährhaus". Wie der Keller randvoll mit Wasser stand und die Fährleute mit dem Kahn zum Frühstück kamen. Dass der Biber neben der Fähre, die sicher vertäut lag, sein Holz knabberte. Sogar die Flutwelle, die von Priesitz her kam und von hinten über den Deich geschwappt ist, hat er festgehalten. Immer höher stieg das Wasser, überflutete die Terrasse und kam drei Zentimeter unter der Schwelle zur Gaststube zum Stehen.

Trinkwasser hatte man, und das Notstromaggregat habe nur einmal versagt. Doch die Fährleute hätten es reparieren können. "Das ist schon eine gute Zusammenarbeit", befand Schneider. Seine Meinung: "Hier war der sicherste Ort von Pretzsch. Die Bauleute um 1897 haben schon gewusst, wie sie bauen mussten." Was ihm allerdings aufgefallen ist, ist die Stille, die mit der Flut kam. Kein Vogelgezwitscher ist draußen zu hören.

Am Eingang der Gaststätte hängt nun ein Schild: Höchster Pegelstand am 18. August 2002 um 11 Uhr am Pegel Pretzsch-Mauken mit 8,13 Meter. Und ein Dank an die Baukunst der Vorfahren.