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Erinnerung an Louis Bauermeister Erinnerung an Louis Bauermeister: Paradoxe Aktion im Park der Chemiearbeiter in Bitterfeld

Von michael maul und Frank Czerwonn 01.12.2015, 13:22
Einweihnung der Gedenktafel
Einweihnung der Gedenktafel Michael Maul Lizenz

Bitterfeld - Mit einer Tafel wird seit gestern an Louis Bauermeister, den Gestalter des heutigen Parks der Chemiearbeiter, erinnert. Doch zu sehen ist diese Gedenkplatte nicht. Denn so schnell, wie sie enthüllt wurde, so schnell war sie auch wieder verschwunden.

Stefan Hermann, Geschäftsbereichsleiter Bauwesen und Stadtentwicklung von Bitterfeld-Wolfen, nannte dafür folgenden Grund: „In diesem dunklen und unverschlossenen Areal hätte die Tafel keinen langen Bestand.“ Deshalb wurde das gute Stück nach der Enthüllung rund 150 Meter hinter dem Parkeingang nahe der B 184 wieder abgeschraubt und eingelagert. Klingt paradox, ist aber so. Dabei erinnert an dieser Stelle eigentlich schon seit der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein großer Stein an Louis Bauermeister. Doch dessen Inschrift ist verwittert und kaum noch lesbar. Die Sanierung wäre zu teuer gewesen. Deshalb beschloss der Ortschaftsrat von Bitterfeld, wenigstens eine Tafel mit Brauchtumsmitteln zu finanzieren. Die Metallplatte mit Glasschutz trägt nun den selben, leicht ergänzten Text und macht die Erinnerung damit wieder lebendig - wenn sie denn am Stein stehen würde.

Tafel wird nur zu wichtigen Anlässen gezeigt

Zwar betonte Hermann, dass man für die Zukunft eine andere Möglichkeit der Erinnerung an den Industriellen schaffen wolle. Doch wie die aussehen könnte, ist ebenso unklar wie ein möglicher Zeitpunkt. Die neue Tafel werde jedenfalls vorerst nur zu wichtigen Anlässen gezeigt. Die Metallhalterung, auf der sie befestigt war, blieb allerdings stehen. Fragt sich: Wie lange noch?

Louis Bauermeister, der als Mitbegründer der chemischen Industrie in Bitterfeld gilt, hatte 1864 den Park in der heutigen Kraftwerkssiedlung angelegt, die IG Farben gestaltete das Areal 1928 auf Veranlassung ihres Vorstandsmitgliedes Gustav Pistor und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Neben der Bauermeister-Villa, dem IG-Bad und der Bauermeisterkirche entstand eine Siedlung für Mitarbeiter der Werke und Kohlengruben - die heutige Kraftwerksiedlung.

Nach dem Ende der Braunkohlentagebaue in der Wendezeit und Problemen mit ansteigendem Grundwasser hat die MDSE das Gelände gekauft und betreibt in Zusammenarbeit mit der LMBV die Wasserabsenkung. „Wir pumpen jährlich etwa 350 000 Kubikmeter Wasser ab und leiten es über das Klärwerk in die Mulde“, sagt Ronald Basmer, Betriebsleiter der Bitterfelder MDSE-Niederlassung. Seit man 2013 damit begonnen habe, könne man trockenen Fußes durch den Park laufen. Das soll auch so bleiben, denn das Gelände, wo sich früher Badelustige in den Fluten tummelten, soll als Biotop zum Ausruhen und Spazierengehen einladen. Auf diese ganze Entwicklung weist der Text auf der neuen Gedenkplatte hin.

„Es ist zwar fast paradox, dass wir eine Tafel erst einweihen und dann wieder abschrauben“, räumte Mario Schulze vom Sachbereich Öffentliche Anlagen der Stadt ein. Doch sei in der Vergangenheit schon zu viel zerstört oder beschmiert worden. Auch der Gedenkstein trage Spuren von Farbspray. Solchen Vandalismus wolle man auch aus finanziellen Gründen bei der Tafel vermeiden.

Für Bitterfelds Ortsbürgermeister Joachim Gülland (Linke) ist die Einweihung der Tafel dennoch eine Erinnerung an die Geschichte Bitterfelds. „Ich freue mich, dass bei der Aktion so viele Partner zusammengearbeitet haben“, meinte er mit Blick auf Ortschaftsrat, LMBV und MDSE als Eigentümer der Fläche. Jeder habe etwas beigesteuert. So sei es für keinen zu teuer geworden. (mz)

Die Gedenktafel
Die Gedenktafel
Michael Maul Lizenz