Ein besonderer Strauß für eine besondere Hochzeit

Bitterfeld/MZ. - Mit den an blauen mit Schleifen bestückten Bändern befestigten Ballons versperrten Kolleginnen von Friseurmeister Poggenpohl dem Paar den Weg. Wo ist die Schere?

Klar, wer rechnet zu einem solchen Fest schon damit, dass man sein ureigenstes Handwerkszeug gebrauchen könnte? So blieb beiden nur, sich den Weg über eine Auslösegebühr freizumachen.

Aus vielen der insgesamt 18 Figaro-Filialen waren Kolleginnen und der einzige Kollege gekommen, um Poggenpohl und Heinicke hoch leben zu lassen. Grit Lorenz war gar aus Radefeld bei Leipzig angereist. "Weil er ein netter Kollege ist", sagte sie. Und Elke Braust, die gut eineinhalb Jahre mit ihm in einem Salon zusammengearbeitet hat, meinte: "Er ist ein lustiger und lockerer Typ. Ich habe sehr, sehr gern mit ihm zusammen gearbeitet." Indes wartete Grit Lorenz auf den Augenblick, den ausgefallen designten Blumenstrauß des Figaro-Teams übergeben zu können. Zwischen die üppigen bunten Blüten waren Friseur-Utensilien und einiges aus dem Rettungskoffer gebunden worden. "Da ist für jeden etwas dabei: Für unseren Jens Lockenwickler und Kamm, für den anderen Jens, der Rettungsassistent ist, Tabletten und Handschuhe", verriet sie.

Über vier Jahre sind Jens Heinicke und Jens Poggenpohl ein Paar, kennen gelernt haben sie sich über das Internet. "Jetzt wollten wir es amtlich machen", sagte Heinicke. "Geplant hatten wir die Hochzeit schon eine Weile. Diesen Sommer sollte es sein." Insgesamt wurden in Bitterfeld bislang acht gleichgeschlechtliche Ehen - Lebenspartnerschaften - geschlossen; aber erst zwei Männer-Paare entschlossen sich dazu. "Die sind in Bitterfeld wahrscheinlich nicht so mutig", meinte Elke Braust.

Für Jens und Jens allerdings hatte der Schritt vor den Traualtar nichts mit Mut zu tun. Fröhlich nahmen sie die Reis-Attacke der Frauen in Kauf und empfingen ihre Glückwünsche. Dann ging's auf zur Feier. "Ganz privat, im kleinen Kreis zu Hause in Bitterfeld", sagte Jens Poggenpohl.