Der Zug ist abgefahren

Von Marcel Duclaud 27.12.2004, 16:25

Mochau-Thießen/MZ. - Im Februar schien es noch fast sicher: Die Gemeinde Mochau-Thießen geht mit Wittenberg zusammen. Es bestand das Angebot einer Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt als Trägergemeinde. Wenige Wochen später sah die Welt plötzlich ganz anders aus. Die Verhandlungen, an denen auch Straach, Kropstädt, Nudersdorf, Schmilkendorf und Boßdorf beteiligt waren, scheiterten. Inzwischen ist Mochau-Thießen Mitglied der Riesen-Verwaltungsgemeinschaft (VG) "Elbaue-Fläming" und auch nicht wirklich glücklich - ob der Größe und ob der Querelen um die an die VG zu zahlende Umlage (MZ berichtete).

Laut Bürgermeister Erich Schmidt war die Eingemeindung der springende Punkt. "Wir wollten, dass der im Jahr 2008 neu gewählte Gemeinderat darüber entscheidet. Wittenbergs Bürgermeister aber wollte die sofortige Eingemeindung." Das ging dem Gemeinderat zu weit, also votierte er einstimmig für die VG "Elbaue-Fläming". Denn ganz und gar möchten die Mochau-Thießener ihre Selbständigkeit nicht aufgeben.

Jetzt allerdings droht neues Ungemach. Es geht ums Geld. Schmidt: "Wir sagen Ja zur Bildung effektiverer Strukturen, wir sagen aber Nein zu Kostenerhöhungen." Im nicht beschlossenen Haushaltsentwurf der Verwaltungsgemeinschaft ist von satten 191 Euro Umlage pro Jahr und Einwohner die Rede. Das ist den Mochau-Thießenern entschieden zu hoch.

Derzeit überschlagen sich die Beratungen. Im Moment werde über rund 170 Euro diskutiert. Aber auch mit dieser Summe möchte sich der christdemokratische Gemeinderat Rudolf Gürth nicht anfreunden. "Ich sage: unter 150 Euro. Das ist die magische Zahl." Gürth will mit Parteifreunden für die 150 Euro trommeln - und hofft, dass sich auch Mitglieder anderer Parteien anschließen.

Bürgermeister Schmidt ist zwar skeptisch, dass die 150 Euro erreichbar sind, aber er lässt keinen Zweifel daran, dass ihm die ganze Finanz-Misere schwer im Magen liegt. Die Entwicklung des Haushaltes in Mochau-Thießen verlaufe dramatisch, so Schmidt, der immer stolz auf ausgeglichene Etats war. Das Land kürze bei der allgemeinen Finanzzuweisung, die Kreisumlage steigt und wenn jetzt die VG-Umlage noch ungeahnte Höhen erreichen sollte, dann habe das erhebliche Auswirkungen auf den Ort: "Besonders gefährdet ist der Erhalt unserer Kindertagesstätte."

Durch finanziellen Druck würde die Selbständigkeit der Gemeinden systematisch zerstört und Gemeinderäte bzw. Bürgermeister entmündigt, ärgert sich Schmidt und sagt bitter: "Vielleicht ist es ja Absicht, uns in die Position der Handlungsunfähigkeit zu zwingen." Den Zug nach Wittenberg unterdessen sieht der Bürgermeister vorerst abgefahren: "Ich bedauere das. Aber es gab keine andere Möglichkeit." Spätere Verhandlungen schließt er freilich nicht aus: "Man soll ja nie nie sagen."