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Der Tanz braucht keine Sprache

Von ULJANA WUTTIG-VOGLER UND ULF ROSTALSKY 30.11.2009, 17:27

BITTERFELD/MZ. - Laut seiner perfekten Planung sollte eigentlich der Eröffnungstanz im PD-Kulturpalast am Samstag über die Bühne gehen, da traten plötzlich Landrat Uwe Schulze (CDU) und CDU-Landtagsabgeordneter Lars-Jörn Zimmer ins Rampenlicht und hatten zwei Überraschungen parat.

Sie zeichneten Silvia Mühlhans, künstlerische Leiterin des Balletts, für ihr langjähriges Engagement mit der Ehrennadel des Landessportbundes in Bronze aus. Rolf Krause erhielt diese Auszeichnung in Silber ebenfalls für sein unermüdliches Wirken hinter den Kulissen für das Ballett, das in diesem Jahr 44 Jahre alt ist und rund 120 Mitglieder hat.

Die Freude war natürlich sehr groß bei den beiden Ausgezeichneten, aber viel Zeit zum Genießen blieb erst Mal nicht - denn die Pflicht rief.

Das zweite Internationale Tanzfestival erfuhr am Samstagabend mit der Gala im Kulturpalast seinen Höhepunkt. Auf der Bühne waren insgesamt mehr als 200 Tänzer aus New Jersey in den USA, aus Kamienna Gora in Polen, aus Dzershinsk in Russland, aus Pawlodar in Kasachstan und aus Bitterfeld-Wolfen in Deutschland zu erleben. Sie boten einen faszinierenden Mix unterschiedlicher Stilrichtungen, die die Zuschauer im Saal mitrissen. So standen klassische Tänze ebenso wie Folklore als auch Hip-Hop auf dem Programm. Und das Besondere daran: Russische Tänze wurden aufgeführt von Kindern und Jugendlichen aus Bitterfeld-Wolfen, deutsche Folklore brachte die Tanzgruppe aus dem kasachischen Pawlodar auf die Bühne. Und nicht vergessen die Jüngsten des Kinder- und Jugendballetts sowie der Dance World Academy, die das Publikum mit ihrer herzerfrischenden Art und ihrer Lockerheit begeistert haben.

Die zweite Auflage des Internationalen Tanzfestes im PD-Kulturpalast lebte von einer besonderen internationalen Note. Jürgen Preiss-Daimler, geschäftsführender Gesellschafter der PD-Group und Eigentümer des Kulturpalastes, nannte die große Gala ein besonderes Geschenk zum fünften Jahrestag der Übernahme des Traditionshauses durch seine Firmengruppe. Der Unternehmer bekräftigte zudem seine Unterstützung des Kinder- und Jugendballetts. Als "sehr wahrscheinlich" bezeichnete er die Möglichkeit, dass Tänzerinnen aus Bitterfeld-Wolfen im kommenden Jahr zur Eröffnung eines neuen Werkes der PD-Group im russischen Kasan auftreten werden.

Als "kleine Diplomaten" charakterisierte hingegen Yryskali Daurenbek die Tänzer. Den Botschaftsrat der kasachischen Botschaft in Deutschland freut, dass die Kinder und Jugendlichen sehr viel schneller und vor allen Dingen unkomplizierter miteinander in Kontakt kommen, sich austauschen. "Da tun wir uns als gelernte Diplomaten einfach viel schwerer."

Daurenbek schließt den Auftritt der Tanzgruppe "Paradies" aus Pawlodar ein in die Vielzahl von Aktionen, die es im laufenden "Jahr Kasachstans in Deutschland" gegeben hat.

Die Vielfalt der Kulturen sah James W. Seward auf der Bühne. Der US-amerikanische Konsul glaubt darin, den besonderen "Reichtum der Veranstaltung" ausgemacht zu haben. "Die Tänzer lernen voneinander, können einfach fragen, sich austauschen." Seien wir doch ehrlich: Wer von den Amerikanern wusste schon Genaues von Kasachstan? Und wer hätte andersherum vorher eine genaue Ahnung gehabt, wo New Jersey liege?

Magda Külar ist Trainerin der Tanzgruppe "Generation X" aus dem polnischen Kamienna Gora, die sich dem modernen Tanz und dem Hip-Hop verschrieben haben. Für ihre Schützlinge war der Auftritt auf der Bitterfelder Bühne der erste wirklich große. "Unsere Tänzer sehen hier auch, dass es noch viel Arbeit braucht. Sie sind auf dem Weg und noch lange nicht perfekt." Das Zusammensein mit Akteuren aus fünf Ländern von drei Kontinenten sei für sie keinesfalls alltäglich. "Jeder hat seine Gewohnheiten, seine besondere Art, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit anderen umzugehen. Das macht das Treffen sehr reizvoll." Die "warme Atmosphäre" des Tanzfestes wird wohl Victoria Konoplewa aus dem russischen Dzershinsk gut in Erinnerung bleiben. Vom ersten Tag an habe sie die Herzlichkeit der Gastgeber gespürt. Verständigungsprobleme trotz Sprachenvielfalt existierten für sie nicht. "Tanz braucht keine Sprache. Wir verstehen uns", sagte die Chefin der Tanzformation Victoria, für deren 16 Mädchen die Reise nach Deutschland die erste große Tour ihres Lebens war.

Bis Mitternacht feierten die Tänzer im Anschluss an die große Gala auf der Hinterbühne. Tanz stand dabei wieder im Mittelpunkt. Moderne Diskomusik verband die, die vorher Heidi auf die Bühne brachten, oder jene von der Dance World Academy aus New Jersey, die mit Stepptanz den amerikanischen Traum von Freiheit den Menschen nahe brachten.

Und wie zu Beginn der Gala gab es zum Schluss dann noch eine wunderbare Geste, mit der Silvia Mühlhans und Rolf Krause ebenfalls nicht gerechnet hatten. Sie bekamen handgefertigte kasachische Nationaltrachten überreicht. "Da bin ich schon etwas sprachlos. Das hätte ich so nicht erwartet", sagte Krause.