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Damit mal Zeit bleibt für anderes

Von Silke Ungefroren 05.06.2008, 16:37

Wolfen/MZ. - Domizil in Wolfen

Doch bei weitem nicht nur aus dieser Einrichtung für geistig und mehrfach Behinderte kommen Kinder, Jugendliche und Ältere zum FuD. So nämlich wird das Domizil auf dem Gelände des Diakonievereins Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen in Wolfen von Insidern nur genannt. Obwohl die Sonnenlandschule und der FuD eine ganz besondere Beziehung verbindet, wie noch zu erfahren sein wird.

Der Familienunterstützende Dienst - so besagt es sein Name - wurde von Enthusiasten ins Leben gerufen, um anderen Menschen zu helfen. Dabei geht es ganz speziell um Familien, in deren Mitte ein behindertes Mitglied lebt. "Wir wollen diesen Familien Gelegenheit geben, mal Zeit für sich zu haben - aus welchen Gründen auch immer", so FuD-Koordinator David Krasolt, einer der Hauptinitiatoren, schon als die Idee dafür geboren wurde.

In der seit Januar 2006 bestehenden Einrichtung wird die Möglichkeit geboten, behinderte Angehörige stundenweise betreuen zu lassen. Egal, ob im häuslichen Umfeld oder in eben besagten Räumlichkeiten, die aufgrund des wachsenden Bedarfs später eingerichtet worden sind. David Krasolt wusste aus seiner Zeit als Zivildienstleistender in der Sonnenlandschule, welchen Belastungen Familien mit Behinderten manchmal ausgesetzt sind. "Oft fehlen Zeit und Gelegenheit, etwas zu erledigen", sagt er. "Oder einfach mal abzuschalten, ohne Angst oder ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, dass das behinderte Familienmitglied nicht genug Aufmerksamkeit bekommt."

Der heute 28-Jährige, der nach seinem Zivi-Dienst Kinderpfleger wurde und danach noch eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger absolvierte - "das war mein größter Wunsch seit meinem Zivildienst" -, hatte auch viele persönliche Kontakte zu solchen Familien aufgebaut. Bekam dadurch mit, was den Betroffenen fehlt. Und auf der Suche nach Möglichkeiten stießen er und seine Mitstreiter - damals besonders Petra Endler als Mutti einer behinderten Tochter - auf den Familienentlastenden Dienst in Leipzig. "Dort gab man uns den Tipp, schnell loszulegen und uns dafür vor allem einen großen Träger zu suchen."

Den fanden die Organisatoren im Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen und auf dem Gelände der Wolfener Werkstätten. Nachdem alle bürokratischen Hürden genommen waren, ging's dann auch wirklich los. Begonnen wurde damit, behinderte Kinder stundenweise in deren Zuhause zu betreuen - wenn die Eltern verhindert waren. Durch Arztbesuche beispielsweise, Elternabende, Vorhaben mit Geschwisterkindern oder einfach auch mal, um einen Abend in Partnerschaft zu verbringen.

Ehrenamtliche Betreuer

Und es dauerte damals auch gar nicht lange, da saß schon der erste Junge im Büro von David Krasolt, das der nett eingerichtet hatte - mit Sitzsack, Spielzeug, sonstigem Zubehör. Und er hatte auch schon ehrenamtliche Betreuer gefunden, ohne die das Ganze gar nicht möglich wäre. Die meisten haben eine entsprechende Ausbildung, Erfahrungen auf diesem Gebiet - wie Ingrid Hövelbehrend als frühere Lehrerin an der Sonnenlandschule oder Gudrun Schneider, die dort heute noch Erzieherin ist.

Oder bald auch Tobias Köppe und Janek Köpsch, die ebenfalls Interesse an dieser Betreuungsarbeit zeigen und sich jüngst schon mal hier umgeschaut haben. Auf rund zehn solcher ehrenamtlichen Helfer kann David Krasolt bisher zurückgreifen - je nach Bedarf, rund um die Uhr. Denn nach wie vor ist die Betreuung auch im eigenen Haushalt der Betroffenen möglich. Die Finanzierung erfolgt über die Pflegekassen nach entsprechender Antragstellung. Mittlerweile herrscht richtig Leben hier in den Räumlichkeiten, wo es auch ein Wohn- und Spielzimmer, eine Küche und behindertengerechte Sanitäranlagen gibt. Wenn viele Eltern ihre Kinder zur Betreuung angemeldet haben, dann wird oft eine richtige Party organisiert mit Spiel und Spaß oder auch mal ein Tagesausflug. Wer mehr wissen möchte zu dieser Einrichtung, sollte den Tag der offenen Tür am 21. Juni zum Kennenlernen nutzen.