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Bitterfeld Bitterfeld: Orwo und Silbersee - heute prägt weit mehr die Region

Von CHRISTINE KRÜGER 23.02.2011, 17:37

BITTERFELD/MZ. - Wie hat sich doch die Welt verändert... Nachdem der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bei der Anfahrt zum Chemiepark ein paar kurze Blicke auf die saubere Industrie geworfen und sich dann den im Eiltempo gehaltenen Kurzvortrag von Geschäftsführer Matthias Gabriel zur Entwicklung im P-D Chemiepark Bitterfeld-Wolfen angehört hatte, blieb schon ein bisschen Staunen. Orwo und Silbersee, sagte er, seien für ihn Begriffe von dieser Region gewesen. "Was in 20 Jahren aus einem Traditionsstandort, der ganz unten war, geworden ist, das ist beeindruckend", so Bouffier, der am Mittwoch zu einem Arbeitsbesuch in der Region war.

Und so steht schon etwas dahinter, wenn die hiesige Chemieparkgesellschaft mit dem Slogan wirbt "Die Chemie stimmt". Auch in Hessen, wo sie der beschäftigungs- und umsatzstärkste Wirtschaftszweig des Landes ist, stimmt die Chemie. Doch auch dort musste man sich neuen Gegebenheiten anpassen, so Bouffier. Nach der 1994 begonnenen Neuausrichtung und Umstrukturierung der Hoechst AG wurde das ehemalige Stammwerk 1997 zum Industriepark Höchst. Der andere Teil der AG spaltete die verbliebenen Chemieaktivitäten ab und verlegte den Sitz nach Straßburg. "Ich kenne die Probleme", sagte Bouffier mit Blick auf die gewaltige Umstrukturierung, die der Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen gemeistert hat.

Darüber berichtet Gabriel gern und mit Stolz. 230 Millionen hat die Preiss-Daimler-Gruppe in den zurückliegenden zehn Jahren allein in die Sanierung und den Aufbau der Infrastruktur gesteckt. 360 Firmen waren eingebunden, riesige Flächen wurden bis in die Tiefe beräumt. "Jemand hat mal errechnet: Wir haben quasi die Cheopspyramide abgerissen", so Gabriel. 12 000 Arbeitsplätze gibt es jetzt im Chemiepark. Und die gute Strähne ist noch längst nicht zu Ende. "Die Ansiedlungspolitik läuft, das Geschäft zieht an. Man kann sich auf die nächsten Jahre freuen", meinte er. "Für einen Start von fast Null eine ganz gute Leistung."

An der haben auch das Land Sachsen-Anhalt und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Anteil, die die Entwicklung nach Kräften unterstützt haben. "Sie haben sich sehr um die industriellen Kerne gekümmert. Und", sagte Gabriel fröhlich zu Bouffier, "das müssen Sie jetzt mal schlucken: der Verband der chemischen Industrie schätzt ein, es gibt kein Bundesland, das die chemische Industrie so griffig unterstützt wie Sachsen-Anhalt." Der nahm es lächelnd, fühlte er sich doch sichtlich wohl in der lockeren Offenheit, die der Manager verbreitete.

Doch auch die kommunalen Probleme, die OB Petra Wust (parteilos) seit Jahren umtreiben, sind dem Politiker aus Wiesbaden nicht fremd. Auch der Hesse wohne lieber dort, wo er sein Haus, seine Familie, seine Freunde hat und pendelt zur Arbeit. "Die Leute bleiben nicht hier wegen einem Arbeitsplatz, es muss das Umfeld stimmen", so das Fazit beider.