1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Bevölkerung: Bevölkerung: Globiger bedauern Wegzug der Jugend

Bevölkerung Bevölkerung: Globiger bedauern Wegzug der Jugend

Von Boris Canje 19.10.2001, 14:38

Globig/MZ. - Im Dorf sei nicht sonderlich viel los, eben deshalb gebe es so viele Kinder, hieß es am Donnerstag in Globig. Allein weit über 20 Kinder sollen jeden Morgen an der Bushaltestelle stehen, um zur Grundschule nach Dabrun zu kommen. Sekundarschüler müssen nach Wartenburg, die Gymnasiasten haben den weitesten Weg, sie lernen in Pretzsch.

Und es waren tatsächlich auffallend viele Kinder unterschiedlichsten Alters am MZ-Stand oder an der gegenüber liegenden Bushaltestelle. Sie ist der Treff der Jugend. Dort wird "rumgequatscht, dummes Zeug erzählt", so der elfjährige Andre Marx. Er könne sich vorstellen, sein Leben in Globig zu verbringen. Es gefällt ihm jedoch nicht, dass der Jugendklub nur an drei Tagen in der Woche geöffnet ist. Für den Rest der Woche bleibt dann nur die Haltestelle.

"Was wollen wir zuerst ansprechen, Lob oder Kritik?" Mit dieser Frage näherten sich sechs Frauen dem MZ-Stand. Sie entschieden sich dann doch erst einmal für die Kritik. Da monierte Bärbel Gruner den Zustand des Spielplatzes. Mehrfach habe sie den Bürgermeister darauf hingewiesen, dass der Sandkasten aufgefüllt werden müsse. "So, wie er jetzt aussieht, ist es eine Gefahrenquelle." Auch würden Bänke fehlen und die Schaukeln seien mehr kaputt als ganz. Dafür macht die Globigerin die Jugendlichen verantwortlich. Jeden Morgen müsse von Beschäftigten der Gemeinde Unrat entfernt werden. Die Papierkörbe würden von Jugendlichen als Tore für Fußball-Spiele zweckentfremdet und dazu umgedreht.

Zwar gibt es einen Volleyball-Platz, erzählt Manuela Strehl, doch dieser werde nicht genutzt. Wäre es nicht besser, dafür zwei Tore aufzustellen, fragt die junge Frau. Außerdem soll ihrer Meinung nach für die Straße, die in unmittelbarer Nähe zum Spielplatz vorbei führt, sowohl ein Parkverbot ausgesprochen als auch Tempo 30 angeordnet werden.

Mit Kritik spart Frau Strehl auch nicht bezüglich des Zustandes der Gartenstraße. So gehe die Beleuchtung nur bis zur Nummer 21. Auch ein Fußweg fehle, so dass die Kinder mit Fahrrädern auf der Fahrbahn unterwegs sind. Und an der Einmündung in die Wartenburger Straße würde sich die Globigerin einen Spiegel wünschen, um in der Kurve einen besseren Überblick nach allen Seiten zu haben.

Nach den kritischen Tönen finden die Frauen dann auch einiges Lobenswertes an ihrem Dorf. Es gibt ein schönes Gemeindehaus, in dem ab und an Feiern stattfinden. Auch zum Frisör könne man gehen. Aber ein Bäcker wird vermisst, wenn auch mehrere mit Fahrzeugen in den Ort kommen. Selbst einen kleinen Lebensmittel-Laden gibt es. Ja, und dann ist Globig in den zurück liegenden Jahren sauberer geworden, wozu mehrere ABM beigetragen haben. Im übrigen sind die Autohäuser nicht nur Werkstätten und die Jugendfastnachten organisieren 17- bis 21-Jährige und nicht jüngere.

Ältere Menschen können in Globig schön wohnen, erklärt Dorothea Wessolek. Aber der Ort ist nichts für junge Leute. Sie würden dort und auch in der Umgebung nur schwer Arbeit finden. Ihrer Meinung nach ist die Jugend sehr ordentlich. "Dummheiten haben wir früher gemacht, Dummheiten werden auch heute gemacht", zeigt die Globigerin Verständnis.

Auch Horst Heßler fühlt sich als Rentner wohl in seinem Heimatort. Allerdings bedauert der ehemalige Schmied, dass es kaum noch Handwerk in Globig gibt. Er kritisiert, dass es die Jugend weg zieht. Sein Sohn muss als Bauingenieur rund 600 Kilometer bis zu seiner Arbeitsstätte fahren. Wie andere stört Heßler der Hundekot auf den Wiesen. In Tüten in die Papierkörbe geworfen, gehöre er allerdings auch nicht.