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Ausstellung zum Thema Umsiedlung

Von Uljana Wuttig-Vogler 29.10.2007, 17:04

Bitterfeld/MZ. - Sie beschäftigt sich mit einer Problematik, in die sich die Menschen, die beispielsweise 1961 geboren wurden, gefühlsmäßig nur schwer hineindenken können, wie Joachim Teichmann, Geschäftsbereichsleiter der Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen, zur Eröffnung sagte. Nicht zuletzt auch, weil das Thema Vertreibung in der Schule überhaupt keine Rolle gespielt habe.

Auch heute noch sei das Schicksal der Buchenlanddeutschen nicht Bestandteil des Geschichtsunterrichtes. Das erklärte Luzian Geier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bukowina-Institut an der Universität Augsburg, und warb dafür, dass möglichst viele Schulklassen mit ihren Lehrern die Ausstellung besuchen.

Die Buchenlanddeutschen waren eine deutsche Volksgruppe, die zwischen ca. 1780 und 1940 in der Bukowina in der heutigen Westukraine und im Nordosten Rumäniens beheimatet waren. Sie lebten zum überwiegenden Teil von der Landwirtschaft. Auf der Grundlage von zwei Staatsverträgen, die das nationalsozialistische Deutschland mit der Sowjetunion beziehungsweise dem Königreich Rumänien abschloss, wurden im Herbst 1940 fast 100 000 Bukowiner nach dem Sprachgebrauch der NS-Machthaber "heim ins Reich" geholt. Ihre Ansiedlung erfolgte unter anderem in den vom nationalsozialistischen Deutschland annektierten Gebieten in Polen. Dort war zuvor die einheimische polnische und jüdische Bevölkerung enteignet, umgesiedelt, deportiert und ermordet worden.

Die mehrsprachige Ausstellung, die bereits in Rumänien und der Ukraine gezeigt wurde, verdeutlicht mit ihren Schautafeln und Exponaten - viele stammen aus Privatbesitz - nicht nur die Folgen dieser zwangsweisen "Entheimatung", sondern das gesamte Spektrum der Zwangsmigrationen dieser Zeit. Sie wurde im Bukowina-Institut an der Uni Augsburg konzipiert und im Jahre 2000 zum ersten Mal gezeigt. Übrigens: Die Schlüsselübergabe für das Institut erfolgte am 9. November 1989 - am Tag des Mauerfalls.

Nach Dresden ist Bitterfeld die zweite Station der Exposition in Deutschland, was laut Geier unter anderem damit zu tun hat, dass sich "eine starke Gruppe von Buchenlanddeutschen" im Raum Bitterfeld angesiedelt hat. Viele ihrer Mitglieder nahmen an der Ausstellungseröffnung teil, zur kulturellen Umrahmung der Vernissage sang der Chor des Bezirksverbandes Bitterfeld der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen.

Interessenten für eine Führung durch die Ausstellung, die bis zum 24. November läuft, und Treffen mit Zeitzeugen melden sich telefonisch bei Fritz Strobel (03493-896869) bzw. Karin Kurz (03493-361125).