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Ausstellung Ausstellung: Neue Tapete verleiht Raum Charakter

Von IRIS LADEMANN 08.12.2009, 16:37

ZÖRBIG/MZ. - "Das einzige Möbelstück aus dem Nachlass von Victor Blüthgen hier im Schloss", sagt sie bedeutungsvoll und hebt den Deckel, in den zwei Wappen geschnitzt sind, hoch. Ein kleines kupfernes Schild, das schon etwas vom Grünspan beherrscht wird, legt Zeugnis davon ab, dass dieses gute Stück dem großen Sohn der Stadt zu seinem 60. Geburtstag 1904 geschenkt worden ist. Doch das Möbelstück selbst ist viel älter. In zwei Blattrosetten eingebettet steht da an der Vorderseite eingeschnitzt "anno 1749".

Doch es ist nicht nur die hölzerne Truhe selbst, die nach dem Tod des Dichters und Schriftstellers laut testamentarischer Verfügung der Ehefrau von Blüthgen dem Heimatmuseum übereignet wurde. "Drinnen waren neben unzähligen handgeschriebenen Manuskripten und Gedichten sowie Drucken ausgewählter Volkslieder von Blüthgen auch Geschenke an ihn", zählt die Museumsleiterin auf. Brigitta Weber blättert in einem Heft - der

Einband, die Farben, schon recht ausgeblichen. Es trägt den Titel "Schlichte Lieder" und soll, laut Aufdruck, Kinder und Kinderfreunde gleichermaßen ansprechen.

Nicht oft habe Brigitta Weber die Zeit, im Nachlass von Victor Blüthgen zu stöbern. Doch mit der Rekonstruktion und Sanierung des Schlosses (die MZ berichtete), hat auch das Blüthgen-Zimmer wieder ein Fenster bekommen. "Es war viele Jahre zugemauert." Brigitta Weber ist froh darüber, dass das Schloss wieder etwas von seinem ursprünglichen Gesicht zurückerhält. Doch das ist seit Monaten auch mit reichlich Arbeit für die Museumsleiterin selbst, aber auch ihre ehrenamtlichen Helfer verbunden. Alles musste ausgeräumt oder abgedeckt beziehungsweise katalogisiert werden. Und nun sei man beim Einräumen, Putzen und wieder Zuordnen.

Weil nach dem Fenstereinbau auch die bisherige Tapete gelitten hatte, kam neue an die Wand - in Form und Farbe dem damaligen Geschmack entsprechend teilweise recht dunkel gehalten, aber dennoch kräftig. Sie passt jetzt viel besser zum Charakter des Zimmers mit dem Interieur aus der Zeit um 1900 / 1910. "Die Tapete habe ich ausgesucht", sagt die Museumsleiterin und verweist auf ein Foto vom 60. Geburtstag Blüthgens, der damals schon in Berlin wohnte, was sie sich zum "Vorbild" genommen habe. Auf diesem Bild wird deutlich, dass dunkle Tapeten und dunkle Möbel zu dieser Zeit dominierten.

Jetzt, da das Zimmer renoviert ist, kann alles wieder an seinen angestammten Platz - die Büste von Blüthgen, das Vertiko und die Pendeluhr, die Uhrmachermeister i.R. und Heimatvereinsmitglied, Rudolf Albrecht, wieder das Laufen beigebracht hat. "Der persönliche Nachlass von Blüthgen wird wieder komplett ausgestellt", sagt die Museumsleiterin und erwähnt die Bronzeplakette, die auf einem Ständer steht, den Federkiel in der runden Schmuckhülle - einst ein Geschenk - und das Porzellanschreibzeug mit Streusanddose. Die Originalfotos, Bücher und Manuskripte werden dem Publikum, wie bisher auch, in Vitrinen oder Rahmungen an der Wand präsentiert.