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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wie aus simpler Eierschale ein glänzender Spiegel wird

Von CHRISTINE KRÜGER 03.02.2011, 18:11

WOLFEN/MZ. - Die Grundschüler sind vertieft in ihr Experiment. Chemiker Egbert Lange betreut sie, erklärt ihnen, wann wie was und warum passiert und passt auf, dass alles seinen sicheren, geordneten Gang geht.

Die Schüler der vierten Klasse der Grundschule Raguhn haben Unterricht im Schülerlabor des

Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) in Wolfen. Hier können sie mit technischen Apparaturen hantieren und mit geheimnisvollen Chemikalien - in einem großen Labor, das tipptopp ausgerüstet ist. Überhaupt steht die ganze Schulwoche für sie unter einem guten Stern - vier Tage experimentieren sie und erobern sich so einen Blick in die Naturwissenschaften. Die Jeßnitzer Lehrerin Viola Görner, die derzeit in der Raguhner Schule arbeitet, ist nicht das erste Mal mit einer Grundschulklasse hier. Sie findet den Unterricht in der Praxis, der nicht vom Lehrplan vorgeschrieben ist, wichtig. "Das bietet sich doch einfach an, wenn wir so ein Labor schon vor der Nase haben. So bereite ich die Schüler auf die nachfolgenden Schuljahre vor, in denen dann Physik, Chemie, Bio dazukommen", sagt sie. "Dann wissen sie schon, wie man ein Experiment macht, was wichtig ist. Und ich sehe immer wieder: Hier lernen sie mit Begeisterung."

Unter der Obhut erfahrener Chemiker wie Renate Löffler und Egbert Lange, wie Laborantin Bärbel Kurzrock und Biologin Sandra Kortmann sind die Schüler richtig. Denn ihre Begeisterung teilt sich den Kindern und Jugendlichen auf eine schöne Weise mit. "Uns macht das ja auch Spaß. Und wenn man sieht, wie begeistert die Kinder sind, ist das schön", sagt Frau Löffler, die seit Gründung des Schülerlabors im Jahr 2005 hier mitarbeitet. "Für alle Altersgruppen gibt es spannende Experimente. Wir hatten auch schon Achtjährige hier, manche reichen knapp über die Tischkante", meint sie lachend. "Das macht nichts, man kann nicht früh genug anfangen, das Interesse zu wecken."

Und das ist ihr gerade bei einer Gruppe Mädchen so richtig gelungen. Isabel Grunewald und Miriam Rohr erleben entzückt, wie sich vor ihren Augen simple Eierschale in einen silberglänzenden Spiegel verwandelt. "Das macht Spaß, ganz viel sogar", sagt Miriam.

Für Viola Görner ist die Praxis im Schülerlabor in jedem Schuljahr fester Bestandteil ihres Unterrichts. Das bedeutet für sie auch, den gewohnten Rhythmus zu verlassen. Das Praktikum will vorbereitet sein. Dazu bezieht sie Kinder und Eltern ein. Jeder Schüler musste beispielsweise ein eigenes Experiment vorbereiten und zeigen. Isabel hat es da gut. Ihr großer Bruder, der in die zehnte Klasse geht, sagt sie, hat ihr geholfen. Andere haben das Internet genutzt, in Büchern gelesen, die Eltern befragt. "Die Eltern begrüßen das, das spürt man auch", so die Pädagogin. Viele Kinder der Klasse kennen das Schülerlabor schon, einige waren mit der Hortgruppe hier, andere in den Ferien. Und manche waren auch im Wasserzentrum in Bitterfeld, dessen Konzept, Kinder für Naturwissenschaften zu interessieren, auf spielerischem Experimentieren basiert. "Das alles hat mit Interessen-Lenkung zu tun", sagt Viola Görner, "wir leben in einer Chemieregion, in der es zukunftsfähige Arbeitsplätze gibt."

Immer mehr nutzen die Angebote des Schülerlabors - seien es Ferienkurse, Arbeitsgemeinschaften, für Praktika oder für den Fachunterricht. 900 Schüler waren 2010 hier, im Anfangsjahr waren es 20. Unterstützt wird die Einrichtung vor allem von hiesigen Chemie-Unternehmen, vom Verband der Chemischen Industrie und der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Die KomBa trägt einen Teil der Personalkosten.