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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Mann, der die Geschichte der Heimat festhält

Von ANDREAS HÜBNER 24.10.2011, 20:27

GROSSZÖBERITZ/MZ. - Jeder der einmal einen genaueren Blick in das Büro des Seniors wirft, erkennt sofort mit was sich Frank Brucke in seiner Freizeit beschäftigt. Man könnte durchaus sagen, dass der nunmehr 68-Jährige seit Jahren Hobby-Historiker ist. Dabei geht es ihm an sich nur um seine Heimat. Insbesondere an Großzöberitz und auch an die anderen Ortschaften der Stadt Zörbig hat Brucke schon vor vielen Jahren sein Herz verloren. Sämtliche Beiträge der Mitteldeutschen Zeitung hat er fein säuberlich nach Ort und Thema katalogisiert und im Computer erfasst. So dauert es gefühlt nur einen Wimpernschlag, bestimmte Beiträge aus den mittlerweile über 4 500 archivierten Artikeln heraus zu suchen. Mit Hilfe der selbst penibel erstellten Datei findet er die notwendige Registriernummer, die ihm dann zielgenau in den richtigen Ordner führt.

Geboren wurde Brucke in Leipzig. "Ich bin aber schon als Baby nach Großzöberitz gekommen", betont er. Seine Heimat - keine Frage! Insbesondere aufgrund seiner freiwilligen Arbeit zum Erstellen und Herausgeben von Chroniken und thematischen Kalendern über Großzöberitz und die anderen Ortschaften der Stadt Zörbig schlug Bürgermeister Rolf Sonnenberger ihn in diesem Jahr als "Helfer mit Herz" vor. "Man muss schon irgend ne' Macke haben", sagt er schmunzelnd und holt seine erste veröffentlichte Arbeit aus dem Bücherschrank. "Das war 2001. Da habe ich eine Chronik der Stadt Zörbig aus dem Jahre 1849 abgeschrieben", sagt er. Drei Monate habe er damals dafür gebraucht.

Und dann plötzlich hält er einen seiner eigenen "Kalender der Stadt Zörbig" für das kommende Jahr in den Händen und deutet gleichzeitig auf den Bildschirm des Computers, auf dem erste Layoutarbeiten für die 2013er Ausgabe zu sehen sind. Brucke strahlt im Gespräch eine enorme Ruhe, Ausgeglichenheit und Abgeklärtheit aus, ist allerdings stets in Aktion.

Was seine Gattin Erika, die er schon vor 47 Jahren ehelichte, sofort bestätigt. "Er rastet nicht", schüttelt sie den Kopf und fügt hinzu, "man muss ja auch zu Hause etwas zu tun haben, um nicht einzurosten. Ich finde es schön, dass er dass mit der Dorfgeschichte hat." Zeitungsartikel sind übrigens nicht die einzigen Dinge die Brucke sammelt. "Briefmarken", sagt er sofort und auf die Thematik angesprochen, "Deutsche Marken. Ich versuche auf Vollständigkeit zu sammeln."

Der gelernte Mechaniker - welcher schon ab 1965 als Lehrer und Erzieher tätig war - ist kein Unbekannter für die Einwohner Zörbigs. Schon vor der Wende kommunalpolitisch aktiv - stellte er sich nach nur kurzer Pause 1993 als Einzelkandidat zur Wahl des Bürgermeisters in Großzöberitz. "Schon damals bekannt wie ein bunter Hund", wie er selbst scherzhaft sagt, gewann er mit drei Viertel der Stimmen deutlich. Bis Juli 2009 engagierte er sich als Bürgermeister der Gemeinde und Ortschaft Großzöberitz bis er aus gesundheitlichen Gründen sein Mandat niederlegte. Dabei setzte er sich insbesondere innerhalb des Arbeitskreises Dorferneuerung ein.

Schon etwas stolz, verweist er auf die errungenen Platzierungen auf Kreis- beziehungsweise Landesebene in den 90er Jahren. "90 Prozent aller Geh- und Fußwege sowie der Straßen wurden saniert", beginnt er aufzuzählen. Alle fünf Dorfteiche seien "renoviert" worden, der Kindergarten und die Turnhalle wurden erneuert und die Fußballer erhielten in dieser Zeit ein zweites Spielfeld.

Auch der Jugendklub und das Feuerwehrgebäude wurden damals nicht vergessen. Ohne etwa persönliche Genugtuung zum Ausdruck zu bringen, sagt er: "Da rechne ich mir schon einen kleinen Anteil zu." Seinem wohl angeborenen inneren Sammel- und vielleicht auch Katalogisier-Drang kommt ein weiteres Hobby des Ex-Bürgermeisters dazu.

Frank Brucke ist leidenschaftlicher Fotograf. Während die Dame des Hauses einen neuen Stapel von Zeitungen und Zeitschriften in irgendeiner Ecke auch schon mal abmahnt, erfreut sie sich umso mehr über die eigenen Aufnahmen ihres Mannes. Insgesamt drei Enkel halten immer wieder als Fotomodels her. Und im Urlaub entstehen zauberhafte Landschaftsaufnahmen. So erinnern zwei der Lieblingsaufnahmen über dem gemütlichen Sofa in der Bruckschen Wohnstube zum Beispiel an die selbst erlebten fast schon traumhaft anmutenden Landschaften Sri Lankas.