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7. Unternehmensforum in Wolfen 7. Unternehmensforum in Wolfen: "Menschen aus dem Ausland werden verstärkt gebraucht"

Von Stefan Schröter 22.10.2014, 11:37
Unternehmer sammelten in Wolfen Tipps für die Fachkräftegewinnung.
Unternehmer sammelten in Wolfen Tipps für die Fachkräftegewinnung. MZ Lizenz

Wolfen - Neue Mitarbeiter aus Spanien, Griechenland oder Italien? Wirtschaftsvertreter aus der Region lauschen gespannt den Worten von Siegfried Kliesch und Manfred Boide beim 7. Unternehmensforum Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau, Wittenberg. Die beiden Vertreter der Euro-Schulen Halle präsentieren im Wolfener 041 Möglichkeiten, wie das Fachkräfteproblem in der Region künftig abgefedert werden könnte: durch Menschen aus dem Ausland.

„Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa“ (MobiPro-EU) – mit diesem Programm mit sperrigem Namen unterstützt der Bund seit 2013 junge EU-Bürger bei der Suche nach einem Job oder einer Ausbildung in Deutschland. Das Programm soll die Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen, bietet aber auch Unternehmen aus der Region neue Möglichkeiten, um Fachkräfte zu gewinnen.

Bislang strecken hiesige Unternehmen eher selten ihre Fühler in fremde Länder aus, wenn sie Personal suchen. Leiter Kliesch vom Ausbildungspartner Euro-Schulen-Organisation (Eso) schätzt, dass über das internationale Programm MobiPro derzeit kaum EU-Bürger nach Anhalt-Bitterfeld an seine Schule gelangt sind: „Viele können es nicht sein“, spricht er für seinen Bereich, der vor allem bei den Pflegeberufen liegt. Mit Hilfe des EU-Programms wollen die Euro-Schulen aber künftig verstärkt neues junges Personal aus dem Ausland anwerben.

Eine Möglichkeit, die auch andere Unternehmen nutzen könnten. Deshalb stellen Kliesch und Boide bei dem Forum in Wolfen das EU-Programm anderen Unternehmensvertretern vor und was es mit sich bringt: Deutschkurse im Heimatland, Deutschkurse in Deutschland, Reisekostenzuschüsse, Hilfen für die Menschen aus dem Ausland während der Ausbildung. Ein aufwendiges Prozedere für Unternehmen, das aber offenbar immer notwendiger wird.

„Die Menschen aus dem Ausland werden verstärkt gebraucht“, sagt Dmitrijs Filimonovs. Er arbeitet in Magdeburg und ist dort Projektleiter „Relocation Service“, (auf deutsch: Umzieh-Service). Dort hat er schon viele Fachkräfte in die Hauptstadt geholt.

Filimonovs sieht auch Potenziale für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld, neue Kräfte aus dem Ausland zu gewinnen. „Ein guter Weg könnte zum Beispiel über die Partnerstädte der einzelnen Kommunen führen“, erklärt der Projektleiter. Da dürfe auch die Sprache nicht per se ein Ausschlusskriterium sein. „Wenn im Betrieb kein Mitarbeiter Englisch spricht, dann ist es sicherlich schwer, jemanden aus dem Ausland in das Team aufzunehmen.“ Aber wenn das Unternehmen den Mitarbeitern Praktika im Ausland ermögliche, könnten Sprachbarrieren schneller überwunden werden.

Auch Martin Schenkenberger vom Dessauer St. Joseph-Krankenhaus wirbt beim Unternehmenskongress dafür, neue Fachkräfte auch im Ausland zu suchen. „Für uns ist das sehr bedeutend“, sagte der Qualitätsmanager beispielhaft.

Doch gleichzeitig tritt Eso-Vertreter Kliesch auf die Euphorie-Bremse. Die jungen Europäer fielen nicht automatisch in Jubel aus, wenn sie ihr Land verlassen müssen, um in Deutschland zu arbeiten. „Sie haben auch Ansprüche und Vorstellungen.“

Was das bedeutet, das schildert Professor Marin Klaffke den Unternehmern beim Forum eindrücklich: „Reagieren Sie nicht negativ, wenn Sie ein junger Mensch im Bewerbungsgespräch nach einer Auszeit oder einem Sabbatical fragt. Oder, warum er bei Ihnen arbeiten soll.“ Die Verhältnisse hätten sich eben umgekehrt.

Daher müssten Unternehmer vermehrt Anreize schaffen. Duale Studienangebote könnten dabei eine Lösung sein. Denn der Trend gehe zur Akademisierung. (mz)