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Täglicher Kampf gegen das Abhängen

Von Andreas Braun 26.06.2007, 17:37

Golbitz/MZ. - Zum Beispiel den Hauptschulabschluss in der Kreisvolkshochschule nachholen zu lassen", sagt die Leiterin des Amtes für Arbeitsförderung beim Landkreis. Ohne Schulabschluss sieht es mies aus. Sowohl beim Vermitteln in eine Lehre als auch für einen Job.

Die 23-jährige Claudia Kirchhoff ist derzeit über eine Maßnahme in ihrem Heimatort Golbitz, der zu Könnern gehört, tätig. Es geht um den Kampf gegen das Abhängen. "Zu sagen, die Jugendlichen wollen nicht, ist einfach", sagt Ortsteilbürgermeisterin Erika Keller. Das stimme aber nicht. "Man muss sie beiseite nehmen und mit ihren reden, ihnen sagen, sie sind etwas wert", ist sie überzeugt.

In Golbitz klappt das seit Anfang Mai sehr gut. Arbeit für sechs junge Leute gibt es. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein für Bildung und Sozialdienst Freigut Garsena hat das Amt etwas auf die Beine gestellt, was Frau Jacobs freut. Denn zum einen ist der letzte weiße Fleck auf der Karte des Amtes getilgt - es ist die erste Maßnahme für Jugendliche unter 25 Jahren in der Stadt Könnern.

Zum anderen ist ein Jugendlicher bereits vermittelt, ein anderer hat eine Lehre in Aussicht. Das zeige, dass das Projekt "Brücke" Sinn mache, zieht die Amtsleiterin Bilanz. Hier sollen junge Menschen lernen, eine Arbeit durchzuhalten und einen regelmäßigen Tagesablauf einzuhalten. "Sie sollen von der Straße weg und auch nicht nur den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen", sagt Karl-Friedrich Schöning vom Freigut.

Und letztendlich - der ganze Ort profitiert. Gehwege wurden von Unkraut befreit und auf dem Friedhof wurden alte Grabstätten ordentlich hergerichtet. Derzeit wird der Vorfluter vom Schlamm befreit. Eine recht übel riechende Arbeit. Doch das geht alles ohne Murren, sagt Horst Hauke, der die momentan vier Jugendlichen betreut. Neben Claudia Kirchhoff gehören Oliver Dornim (24), Kewen Wendtland (19), beide aus Könnern, und der Edlauer Andreas Laaß (18) dazu. Die Beweggründe, bei dem Projekt mitzumachen, sind schnell gefunden. Es sind die 120 Euro, die es zusätzlich gibt. Wie schwer es ist, regulär Arbeit zu finden, wissen alle. Dabei sind die Ausgangspositionen sehr unterschiedlich. Andreas hat einen Hauptschulabschluss, beginnt bald eine schulische Ausbildung zum Altenpfleger. Oliver machte eine Lehre, scheiterte lediglich an der Theorie ("In Sozialkunde hat es nicht gereicht".). Sonst wäre er jetzt Zerspanungsmechaniker. "Ein toller Beruf, in dem ich gern arbeiten möchte", sagt er und hofft auf eine zweite Chance. Dafür muss er aber erst seine Fahrerlaubnis wieder haben, die ihm entzogen wurde. Kewen hat als Schlosser gearbeitet, hat einen Schweißerpass in der Tasche, mit dem er hofft, ohne Schulabschluss einen Job zu bekommen. Doch auch er steht vor dem Problem: Ohne Fahrerlaubnis läuft nichts. Frau Jacobs bestätigt das: "Mit einer Fahrerlaubnis erhöhen sich die Vermittlungschancen." Vielleicht, rät sie, können die jungen Leute ja einen Teil der 120 Euro für die Fahrerlaubnis nehmen.