"Eingreifen bei Schrottimmobilien" Stadt Bernburg will Förderung privater Bauvorhaben ausdehnen: 700.00 Euro pro Jahr für Denkmalschutz

Bernburg - Die Stadt Bernburg will ihr Engagement zur Förderung privater Denkmalschutz-Sanierungsvorhaben weiter ausbauen. Dem Stadtrat liegt zur Sitzung am nächsten Donnerstag, 28. November, der Vorschlag vor, das bisherige Fördervolumen von 500.000 Euro pro Jahr auf 700.000 Euro aufzustocken.
In den Genuss einer Finanzspritze könnte dann auch eines der stadtbildprägendsten Gebäude kommen: das Eckhaus mit der Adresse Schloßstraße 8a, besser bekannt als ehemaliges Theatercafé.
Das markante Eckhaus an der Schloßstraße steht seit rund 20 Jahren leer
Der Verkauf des seit zwei Jahrzehnten leerstehenden Einzeldenkmals steht kurz vor dem Abschluss. „Beide Seiten sind sich einig“, sagt Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) gegenüber der MZ. Ein Notartermin stehe aber noch nicht fest. Der Stadtrat hatte nach MZ-Informationen während seiner jüngsten Beratung bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen entschieden, das 476 Quadratmeter große Grundstück für 10.000 Euro an einen Investor aus der Region zu veräußern.
Die Stadt Bernburg hatte vier Jahre vorher die zehnfache Summe für die Immobilie bezahlt
Für OB Schütze ein normaler Vorgang. „Wir haben ein erfolgreiches Gebäudemanagement und müssen regelnd eingreifen bei solchen Schrottimmobilien“, sagt er. Das mit Sachsen-Anhalts Stadtumbau-Award 2019 gekrönte Saalplatz-Ensemble sei nur ein Beispiel von vielen für diese Strategie, die sich optisch ansprechend im Stadtbild niederschlägt.
Auch wenn im Falle des Theatercafés die Stadt einen Wertverlust von rund 98.600 Euro erleidet, sieht Henry Schütze den Preisnachlass und die zusätzliche Sanierungsförderung als gerechtfertigt an.
Denn auch damit bewege sich das Objekt, dessen Verkehrswert bei einem symbolischen Euro liege, unter der Rentabilitätsgrenze. Umso froher sei er, dass sich nun ein Käufer der Immobilie angenommen hat, die zuvor jahrelang trotz öffentlich einsehbaren Exposés keinen Interessenten für den offerierten Preis von 109.000 Euro gefunden habe.
Leiterin des Liegenschaftsamts weist auf die im Kaufvertrag vereinbarte Pflicht zur Investition hin
„Im Kaufvertrag wird eine Investitionsverpflichtung vereinbart, das ist gängige Praxis“, sagt Liegenschaftsamtsleiterin Elke Krause. Die zeitliche Befristung, bis wann die millionenschwere Restaurierung abgeschlossen sein muss, soll noch ausgehandelt werden.
Das dreigeschossige Mehrfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss ist in einem bemitleidenswerten Zustand. Die von Spinnenweben verhangenen Türen erinnern an ein Gruselschloss. Ein offenstehendes Etagenklo ist kniehoch mit Bauschutt gefüllt.
Elektrokabel baumeln umher. Abgerissene Tapetenreste hängen von den kahlen Wänden. Auf dem Dachboden verbreitet das Holzgebälk einen muffigen Geruch. Ein Kachelofen aus frühen DDR-Zeiten ist ebenso zurückgeblieben wie ein alter Panzerschrank.
Dreigeschossiges Mehrfamilienhaus ist in einem bemitleidenswerten Zustand
Dabei lassen die hübsch gedrechselte Treppe und die kunstvoll gestalteten Türen auch im Inneren des Hauses, das eine Nutzfläche von insgesamt rund 600 Quadratmetern bietet, den Charme aus vergangenen Zeiten erahnen; die Vorderfront, eine Mischung aus Klinker- und Putzfassade mit Stuckelementen ohnehin.
Der Fußboden ist jüngst an manchen Stellen aufgerissen worden, um schon mal sehen zu können, wie intakt die Holzbalken noch sind und was sich hinter den abgehangenen Decken verbirgt. Die Lücke zum Hinterhof, die durch den Abriss des Anbaus vom Voreigentümer entstanden war, hatte die Stadt schon nach Übernahme des Objekt zumauern lassen.
Noch ist es schwer vorstellbar, dass hier schon bald moderner Wohnraum zentrumsnah entstehen wird. Vielleicht sogar mit Balkonen auf der Hofseite, die die Attraktivität wesentlich erhöhen würden? „Ich denke schon, dass sich die Denkmalschutzbehörde darauf einlässt“, sagt Elke Krause. (mz)