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Salzlandkreis Salzlandkreis: Zwei einsame Riesenkürbisse

Von UTE NICKLISCH 09.10.2011, 16:06

GROSSWIRSCHLEBEN/MZ. - Am Erntedankfest wird gewöhnlich die Kirche oder der Ort, an dem die Feier abgehalten wird, reich mit Erntegaben geschmückt. Auch in Großwirschleben wird dieser Brauch regelmäßig jeweils zur Erntezeit gepflegt. Zum diesjährigen Erntefest im Garten der Kirche fielen die Erntegaben der Einwohner jedoch fast gänzlich aus. Lediglich zwei große Kürbisse und ein Beutel Äpfel zierten den Außenbereich des Gotteshauses.

Die Riesenkürbisse gehörten zu den wenigen Früchten, die den Hagelsturm im September unbeschadet überstanden hatten. Bernd Schuhmann hatte sie vor dem Unwetter in Sicherheit gebracht. Die Riesenkürbisse aus Großwirschleben galten deshalb als ziemlich wertvoll und sollten zu später Stunde versteigert werden.

Trotz dieser herben Ernteverluste ließen sich die Großwirschlebener ihr Erntedankfest nicht nehmen. "Es ist trotzdem gut, dass Sie hier sind. Wir müssen nicht hungern und es ist auch niemand verunglückt. Dafür sind wir dankbar", sagte Pastorin Renate Lisock in ihrer kleinen Andacht.

Da die Kirche aufgrund des schlechten Zustandes seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist, versammelte sich die Gemeinde in einem Festzelt daneben. Unter einer selbst gefertigten Erntekrone sitzend, genossen alle die Gemeinschaft beim gemütlichen Kaffeetrinken. Zudem trugen die Kinder der Kirchenstunde neben Liedern und Gedichten auch das Stück "Amalie - Die Kirchenmaus" vor.

Sylvia Ruß ist ehrenamtlich tätig und trifft sich regelmäßig mit interessierten Kindern zu dieser Kirchenstunde. Hier übte sie auch das Programm zum Erntedankfest ein. Auch die Damen vom Plötzkauer Kirchenchor brachten sich mit ihren Liedern in das Fest ein.

Die Einnahmen des Erntedankfestes aus Tombola oder Kaffee und Kuchen sollten zur Instandsetzung der baufälligen Kirche dienen. Auch Spenden- oder Sponsorengelder werden gebraucht. Um die Instandsetzung des Gotteshauses voranzutreiben, gründete sich vor einigen Jahren auch der "Dorfbauverein Sankt Bonifatius" mit Daniel Maschler als Vorsitzenden. "Mit dem Erntedankfest", so sagt er, "soll die Dorfgemeinschaft etwas zusammenrücken". Da es kaum noch irgendwelche Gelegenheiten für eine solche Zusammenkunft in der 238-Seelen-Gemeinde gebe, solle auch künftig direkt in der Kirche ein Dorfgemeinschaftsraum eingerichtet werden, so Maschler.

Vieles werde in Eigenleistung erbracht werden müssen, wusste Dieter Amelang indes vom Dorfbauverein zu berichten. Dass vorerst jedoch die maroden Deckenbalken gesichert werden müssen, darüber sind sich alle Beteiligten einig. "Es geht uns dabei um die Kirche. Es ist nun mal das Wahrzeichen unseres Ortes", so Amelang.

Zu den geplanten Sanierungsarbeiten kamen jüngst die Sturmschäden am Schieferdach hinzu. Neben dem Gotteshaus sind auch viele weitere Häuser des Ortes vom Unwetter stark beschädigt. Vermutlich war dies auch ein Grund dafür, dass beim Erntedankfest am Samstag weniger Besucher als in den Jahren zuvor kamen.