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Salzlandkreis Salzlandkreis: Kein Bock auf die Druckleitung

Von heiko wigrim 29.03.2012, 17:29

trebnitz/MZ. - "Wir sind ja nicht gegen den Anschluss an die zentrale Abwasserversorgung. Wir sind nur dagegen, in welcher Art und Weise mit uns hier umgegangen wird", meinte Dirk Brütting. Die Anwohner der Langen Straße und Am Winkel befürchten, dass mit der Entsorgung über die Druckleitung hohe Kosten auf die Grundstückseigentümer zukommen.

"Der Wasserzweckverband hat sich hier die Lösung ausgesucht, die für ihn die kostengünstigste ist", ergänzte Detlef Naumann. "Das Problem dabei ist nur, dass die verbleibenden hohen Kosten die Bürger zahlen müssen." Das seien einerseits die Kosten für die Verlegung der Abwasserleitung von der Grundstücksgrenze bis zum Haus. "Hier fallen Schachtgebühren zum Teil von mehr als 200 Euro pro laufenden Meter an", meinte Daniel Hunger. "Zudem müssen wir dann eine Anschlussgebühr von 2,34 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche bezahlen." Bei den großen Grundstücken komme da einiges zusammen. Zudem wisse niemand, ob und ab welcher Größe es da eine Kappungsgrenze gebe. "Das ist aber noch nicht alles. Wir müssen uns auch noch eine Hebeanlage mit Pumpe besorgen - das sind zusätzliche Kosten von 3 500 bis 4 000 Euro." Dabei seien dies nur die Materialkosten, der Einbau müsse von den Grundstücksbesitzern zusätzlich bezahlt werden. Ist die Anlage in Betrieb, fallen Strom- und Wartungskosten an. "Ich habe gehört, dass solche Hebeanlagen sehr störanfällig sind", fügte Marlies Mil hinzu. Und außerdem gehört Trebnitz ins Abrechnungsgebiet Könnern. "Wir zahlen hier die 5,29 Euro je Kubikmeter Abwasser", sagte Brütting. Die Bebitzer, die auch zu Könnern gehören und über Druckleitung entsorgt werden, bräuchten dafür aber nur den billigeren Bernburger Abwassertarif zu zahlen.

Anstelle der Druckleitungsentsorgung wollen die Anwohner lieber eine Freispiegelanlage haben. In diesem Fall fließen die Abwässer von den Grundstücken über den Kanal bis zu einer zentralen Pumpstation, von der aus die Abwässer per Druckleitung zur Kläranlage geführt werden. Die teure Hebeanlage entfiele somit für die Anwohner.

"Zur Druckleitung sehen wir keine technische Alternative", meinte Werner Schulze, Geschäftsführer des Wasserzweckverbandes Saale-Fuhne-Ziethe. "Die zentrale Abwasserentsorgung für Trebnitz ist schon lange geplant, es gibt ein bestätigtes Abwasserbeseitigungskonzept." Einige Grundstücke in Trebnitz befänden sich im Hochwasserbereich. Aufgrund der Bodenklassen von 3 bis 6 könne dort das Wasser auch schlecht versickern - aus beiden Gründen seien dort dezentrale Lösungen nicht möglich. Die Planungen sehen für eine Freispiegelanlage Kosten von 600 000 Euro vor. "Das sind pro Einwohner 5 500 Euro. Die Wirtschaftlichkeitsgrenze liegt für den Verband aber bei 2 000 Euro pro Einwohner." Diese Kostengrenze sei nur durch das Sonderentwässerungssystem mit Druckleitung einzuhalten, so Schulze. In Bebitz und Mukrena sei das System schon verlegt worden. "Hier liegen die Pro-Kopf-Kosten bei 1 500 Euro." Natürlich werde ein Teil der Gesamtkosten somit auf die Grundstückseigentümer verteilt. Aber der Verband sei auf die Gewährung von Fördermitteln durch das Land angewiesen. "Ohne Fördermittel können wir überhaupt nicht bauen. Wir sind froh, dass uns das Land über Jahre so unterstützt hat", meinte Schulze. Immerhin bekomme der Verband eine Realförderung von 50 Prozent. Die Realisierung des Druckleitungssystems werde rund 400 000 Euro kosten, so Schulze.

Für die meisten Grundstücke halten sich die Anschlussbeiträge in Grenzen, so Schulze. Denn dort befinden sich die Häuser meist unmittelbar an der Straße. Als Grundstücksgröße wird vom Verband nur die Tiefe bis zum Ende der Bebauung und die Länge an der Straße eingerechnet. Natürlich lasse sich nach der Bestimmung der Kosten auch über Ratenzahlungen sprechen. Der Verband biete auch seine Vermittlung bei der Beschaffung und beim Einbau der Hebeanlagen an. "Die Anlage und die Pumpen sind nicht sehr anfällig", so Schulze. Insgesamt liefen diese technischen Systeme zuverlässig, auch die Wartungs- und Betriebskosten blieben im Rahmen. Durch die dünne Druckleitung, die auf den Grundstücken verlegt werden müsse, blieben auch da die Kosten moderat. "Dies ist die einzige Möglichkeit, eine vernünftige zentrale Entsorgung herzustellen", bekräftigte Schulze. Bebitz zahle übrigens deshalb die preiswertere Bernburger Gebühr, da es von dort aus keine Vorflut Richtung Könnern gebe. "Bebitzer Abwässer fließen über Peißen nach Bernburg in die Kläranlage, darum zahlen die Bebitzer die Bernburger Gebühr."

In rund 14 Tagen sollen die Arbeiten in Trebnitz beginnen. Vier bis sechs Monate werden die Arbeiten andauern. Die Grundstückseigentümer haben dann noch einmal drei Monate Zeit, sich anzuschließen. Am 3. April will der Verband den Ablauf der Arbeiten den Trebnitzern vorstellen.