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Salzlandkreis Salzlandkreis: Das «Erlebnis Kirche» soll erhalten bleiben

Von SUSANNE WEIHMANN 23.03.2011, 17:54

GROSSWIRSCHLEBEN/MZ. - Für Gisela Große gehört die Kirche ins Dorf. Und das, obwohl die Großwirschleberin nicht christlich ist. "Die Kirche ist wichtig für das Dorf", sagt Große. "Auch für die nächsten Generationen." Sie ist überzeugt davon, dass sich künftig wieder mehr Leute auf die Werte besinnen, die die Kirche vermittelt. Werte wie gegenseitige Achtung und Anerkennung. So wie Gisela Große sehen es viele Bewohner in der kleinen Gemeinde, die zu Plötzkau gehört. Deshalb hat sich vor vier Jahren der Dorfbauverein Sankt Bonifatius gegründet, der sich für den Erhalt der Kirche engagiert. Die war so schwer beschädigt, dass sie gesperrt werden musste.

Und so war es auch nicht erstaunlich, dass zahlreiche Bewohner zur Vorstellung des Sanierungskonzeptes am späten Donnerstagnachmittag in die ehemalige Schule kamen. "Die Kirche ist der Mittelpunkt des Dorfes. Sie ist schon von weitem zu sehen", hat auch der mit der Planung beauftragte Architekt Friedhelm Ribbert aus Magdeburg längst erkannt. Er will trotz des Umbaus "das Erlebnis St. Bonifatius" erhalten. Künftig soll das rund 650 Jahre alte Gebäude nicht mehr nur als Kirche genutzt werden, sondern eine richtige Begegnungsstätte für Christen und Nicht-Christen sein und verschiedentlich genutzt werden.

Die Liste der Mängel, die Ribbert und seine Mitarbeiter aufgestellt haben, ist lang, besonders verheerend sieht es demnach an der Dachkonstruktion aus. Die ganze Dachkonstruktion befinde sich in einer "teilzerstörten Situation", sagt Ribbert. "Diese zu rekonstruieren bedarf eines großen Kraftaufwandes, auch finanziell." Da seien nicht nur Ausbesserungen notwendig. "Die Schäden an der Holzkonstruktion sind so schwer, dass wir überall ranmüssen", betont der Fachmann.

Das Dach würde abgedeckt und die Ziegel, die sich in einem guten Zustand befinden, eingelagert, erläutert der Architekt das Vorgehen. Die Stuckdecke, die nach seiner Auffassung dieser Kirche einen besonderen Reiz verleiht, soll erhalten und saniert werden. Dabei würden natürlich auch die Löcher, die in der Decke klaffen, geschlossen. Auch in der Glockenstube müssten einige Arbeiten gemacht werden, so der Fachmann. Der Glockenstuhl müsste frei gelegt und die Ablagerungen entfernt werden. Friedhelm Ribbert schlägt auch vor, das Trägergestell aus Stahl, das die Glocke hält, durch einen Holzverband zu ersetzen, der halte die Schwingungen besser aus, sagt der Architekt. Auch am Turm müssten Schäden ausgebessert, der Fußboden instand gesetzt und Stromleitungen sowie Beleuchtung erneuert werden.

Seine Planungen sehen zudem vor, die Fassade neu zu verputzen. Der bisherige Putz ist beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden. Im Sockelbereich gibt es noch Spuren von Nässe, weil das Erdreich höher liegt als der Kirchenboden. Um das künftig zu verhindern, würde man "das Gelände sanft modellieren", erklärt der Architekt. Auch das Außengelände würde neu gestaltet. Es sei sogar zu überlegen, die Kirche wieder besser zugänglich zu machen, sagt Ribbert. Den künftigen Gemeinderaum mit einer Größe von 38 Quadratmetern plant der Architekt unterhalb der Empore, in dem sich die Vereine aus dem Dorf treffen können. Es können Feste gefeiert werden, aber auch Lesungen und Konzerte stattfinden. Durch eine Glasverkleidung wäre der Raum vom Rest der Kirche getrennt, ohne aber das "Erlebnis Kirche" zu zerstören.

Für diese umfassende Sanierung rechnet Ribbert letztlich mit Kosten von rund 700 000 Euro. Nach seinen Plänen müssten der Dorfbauverein, die Kirchengemeinde und die Landeskirche Eigenmittel in Höhe von 37 500 Euro aufbringen. Weitere Mittel könnten aus verschiedenen Stiftungen sowie aus der Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt fließen. Frühestens Mitte 2012 könnten dann die Bauarbeiten beginnen, sagt der Architekt. Innerhalb von drei Jahren könnte die Sanierung abgeschlossen sein, auch wenn das ein knapper Zeitraum ist. "Aber man muss ehrgeizige Pläne aufstellen, sonst erreicht man sein Ziel nicht", ist Ribbert überzeugt. Und immerhin bringt er Erfahrung aus 20 Kirchensanierungen mit sich.

Die Großwirschleber werden die Bauarbeiten nach Kräften unterstützen. "Wir wollen so viel wie möglich in Eigenleistung machen", kündigen Gisela Große und die anderen Vereinsmitglieder an.